Wenn der kleine Bruder einen Schweden-Chopper fährt, dann muss der Ältere auch einen Langgabler besitzen. Über die enge Verwandtschaft zwischen West-Coast-Chopper und Hogtech-Bike.

Der Grundstein für ihre Leidenschaft wurde früh gelegt. Schließlich wuchsen die Blückert-Brüder mit einem Vater auf, der als Freelancer für diverse Auto- und Motorradmagazine schreibt. Und so interessierten sich Frederik und Jonas schon früh für V8-Boliden und für Custombikes. Weil aber in ihrer Heimat, im Zentrum des schwedischen Örebro, Garagenplätze Mangelware sind, kamen Autos eher nicht in Frage. Außerdem interessierte sich Vater Torbjörn schon für die vierrädrigen Vehikel, da mussten die beiden einfach den »Motorradpart« übernehmen. 

Schweden-Chopper – Mit der Zeit verschiebt sich die Perspektive

Der jüngere der beiden Brüder, Frederik, hatte sich mit 22 Jahren eine Evo-Sportster aufgebaut, kein wirkliches Custombike, eher eine leicht modifizierte Alltagsmaschine. »Schon wegen meines Vaters hatte ich bereits früh damit begonnen Bikermagazine zu lesen. Zunächst schienen mir die darin gezeigten Bikes völlig extrem. Doch mit der Zeit verschiebt sich die Perspektive«, erinnert sich Frederik.

In den CFL-Rahmen von West Coast Choppers pflanzte der jüngere der beiden Brüder einen 1,6-Liter-V2 von S&S

Jonas, der Ältere, hatte anfangs nur mäßiges Interesse an Custombikes. Als er jedoch einmal mit der Sporty des Bruders gefahren war, hatte es auch ihn gepackt. »Ich wollte niemals so etwas wie ein Biker werden«, lacht Jonas, »aber eine einzige kleine Runde genügte, um mich komplett umzukrempeln.« Er kaufte sich auch eine Evo-Sportster und baute sie moderat um. 

»How To Build a West Coast Chopper«

Es dauerte nicht lange, da entdeckten die Brüder den Jesse-James-Style als lohnendes Projekt. Frederik begann vor vier Jahren mit dem Aufbau seines »El Cabron«-Bikes. Er hatte die Sporty zugunsten des Big Twins verkauft und wollte nun die Grenzen seines Schrauberkönnens ausloten. Der belesene Vater schenkte ihm ein Buch mit dem Titel »How To Build a West Coast Chopper«, das den Aufbau erleichtern sollte.

Viele Langgabler sind nicht unbedingt einfach im normalen Straßenverkehr zu bewegen. Was dazu führt, dass einige ihrer Besitzer sie nur ungern auf die Straße lassen. Nicht so die Blückert-Brüder. Ihre Bikes wurden nicht nur gebaut, um lang und hart gefahren zu werden, sie sind außerdem nach schwedischen Zulassungsgesetzen geprüft und somit völlig legal zu fahren

Frederik endschied, einen typischen Schwedenchopper mit Details von WCC zu kreuzen. Als er auf einer Kalifornienreise direkt bei West Coast Choppers in Long Beach auflief, um ein paar Originalteile zu kaufen, erlebte er eine große Enttäuschung: »Man behandelte mich wie einen dummen Touristen. Ich war derart angepisst, dass ich nicht ein Teil kaufte.« Zurück in Schweden bat er einen Freund, die benötigten Parts – Rahmen, Öltank, Primärcover und Luftfilter – für ihn zu erwerben. Noch einmal wollte er sich nicht über Hochnäsigkeit und Unvermögen ärgern müssen.

Schweden-Chopper mit Eigenbau-Rahmen

Doch das waren nicht die einzigen Probleme von WCC. Der Rahmen war verbogen und schlecht verarbeitet. Erst nach einer Behandlung vom Custom-Shop J.E.S. konnte Frederik ihn verwenden. Ein 96“-S&S-Motor mit 1573 ccm sollte als Antrieb dienen, ein Ultima-Sechsganggetriebe und ein BDL-Belt die Kraft an den 180er-Hinterreifen weiterleiten. Auch Jonas wollte einen Langgabel-Chopper fahren und zog nach. Nach den Erlebnissen des Jüngeren entschied er sich für die Entwicklung eines eigenen Rahmens. »Ich mag den Stil von Peder Johansson von Hogtech, genau so sollte mein Bike werden«, verrät der praktizierende Schlosser.

Verbrüdert: Die Geschwister Frederik (hinten auf dem West-Coast-Chopper) und Jonas (vorne auf seinem Hogtech-Bike) bei einer gemeinsamen Ausfahrt

Weil bei Hogtech aber kein Rahmen mit S-förmigem Sattelbereich erhältlich war, schweißten Peder und Jonas ein eigenes Gestell aus Stahlrohr. Öltank und viele Edelstahlteile sind ebenfalls handgefertigte Einzelstücke. Als Antrieb hingegen vertraut der Schwede auf einen eher zahmen Harley-Davidson Evolution-Motor mit 1340 ccm. Die beiden Brüder fahren nun oft zusammen auf Tour, nehmen an Bikeshows teil oder schrauben gemeinsam an ihren Motorrädern. Und Vater Torbjörn, der findet neues Futter für seine Storys über die schwedische Bikerszene immer öfter in der eigenen Familie.

 

Charley Charles