Warum Ricard seinen Namen änderte und plötzlich eine Norton Atlas statt der sonst so geliebten Triumphs umgebaut hat – das lässt selbst hartgesottene Schweden mit offenem Mund dastehen.

»Ich bin mit ein Meter siebzig nicht der größte Typ, deshalb habe ich mich immer an englische Motorräder gehalten, die sind klein und kompakt. Nach den ganzen Triumphs dachte ich allerdings, es wäre jetzt mal Zeit für eine Norton«, mit offenem Mund starren wir Huxflux Nettermalm an – nicht wegen der Norton, sondern wegen seines Namens, mit dem er sich gerade vorgestellt hatte. Huxflux, was zum Teufel, selbst für einen Schweden.

Eine Norton Atlas haben wir nicht allzu oft vor der Linse

Die Erklärung folgt: »Ich war vor ein paar Jahren auf einer richtig wilden Party und habe mit einem Freund gewettet, dass ich meinen Namen von Ricard in Huxflux ändern würde. Und ich habe noch nie eine Wette verloren. Der Name steht heute in meinem Pass, im Führerschein, in allem. Aber ihr könnt ruhig Hux zu mir sagen.« Verdammt, warum lernen wir nie normale Leute kennen? Und schon dreimal keine normalen Motorräder, denn eine Norton Atlas haben wir nicht allzu oft vor der Linse.

Kick it, or leave it. Zu einem Charakterbike gehört eben auch dieses, bei vielen in Vergessenheit geratene, Prozedere

Hux ist im wahren Leben Tischler, sein Hauptjob. Daneben arbeitet er als Schlagzeuger, war schon mit vielen Bands auf Tour. Und Motorräder, die mag er halt auch. Schon mit einer umgebauten Triton – der klassische Mix aus Triumph und Norton – hatte er vor ein paar Jahren Aufsehen erregt, allerdings verkaufte er sie, weil er sich den Traum von einer Egli Vincent erfüllen wollte. Als er das Geld dafür endlich zusammen hatte, hatte der Verkäufer beschlossen, seine Vincent doch zu behalten.

Die Norton Atlas wurde als Frustkauf angeschafft

Schade für Hux, gut für die Atlas, die als Frustkauf angeschafft wurde – in ziemlich vielen Einzelteilen. »Im Prinzip war es einfach ein Stapel Teile, immerhin gut sortiert«, erinnert sich Hux. Eigentlich hatte er zunächst nicht vor, das Bike umzubauen, vielmehr sollte daraus ein Alltagskrad werden. Doch dann verliebte sich der Schrauber in den Motor. »Ich vermute, dass der schon irgendwie in Richtung Racing gedrückt war. Außerdem erdete er mich beim Fahren, viel mehr als die ganzen Triumphs, der Twin hat einfach einen herrlichen Charakter.«

Gekuppelt wird mit dem Fuß, geschaltet mit der Hand. Allerdings, typisch englisch eben, auf der rechten Seite

Nicht so herrlich war der Rahmen, der zum Bike gehören sollte, ein alter BSA-Schwingenrahmen. »Ich habe in meinem Leben nie einen hässlicheren Rahmen gesehen«, Hux bemühte sich schnell um Ersatz. Er entscheidet sich für eine starre Kombination aus Norton-Rahmen mit BSA-Heckteil, »damit fühlt es sich gleich an, als würde sie schneller fahren«, findet Hux. Beim weiteren Aufbau lässt er sich von seinem Lieblingsland inspirieren: Japan.

Japanische Teile finden sich an der Atlas nicht wirklich

Mehrmals war Hux schon dort, spricht sogar Japanisch. Freilich, japanische Teile finden sich an der Atlas nicht wirklich. Die Räder samt Bremsen sind vorn und hinten gleich groß und stammen von einer Triumph, die Fußrasten sind irgendwas Italienisches, »lediglich der Lenker kommt wohl aus Japan«, so genau weiß Hux es nicht, sammelt er doch seine Parts bevorzugt auf Teilemärkten zusammen. Als Hommage an sein Idol Shinya Kimura soll das Bike sogar zunächst in rohem Metall bleiben, erst spät entscheidet sich der Schrauber für eine Lackierung.

Schlanke Linie, Starrrahmen, befeuert von einem Twin mit offenem Trichter – und mit 49 PS gewiss nicht untermotorisiert

Nach einer Bauzeit von gut einem Jahr ist der coole, kleine Bobber vollendet – und Hux trotzdem nicht hundertprozentig zufrieden. »Wisst ihr, das ist eben dieses Pfannkuchen-Prinzip. Beim Braten von Pfannkuchen sieht eine Seite immer gut aus, die andere nicht ganz so gut. So ist das auch bei Mopeds, und da kannst du auch nichts gegen machen. Sogar bei symmetrischen Bikes wie Guzzi oder BMW ist die rechte Seite immer die schönere, und bei meiner Norton eben auch.« Klingt fast etwas philosophisch, der Huxflux.

 

 

 

Wiman/Weber