Ein klassischer Racer mit handlichem Rahmen und sportlichem Motor – in einer Norley Sportster, einem Bastard aus Harley und Norton, findet Rolf beide Attribute perfekt vereint.

Cafe Racer sind beliebter denn je, auch Rolf Kampmann ist infiziert. Und schon immer wurden beim Bau der agilen Renner Marken gemischt, um ein Endergebnis zu erreichen, das Handling und Potenz in sich vereint. Die »Triton«, der Mix aus Triumph und Norton, ist das wohl bekannteste Beispiel eines solchen Bastards, aber auch »Norvin« und »Tribsa« sind Eingeweihten heilige Kühe und hinlänglich bekannt.

Federbettrahmen meets Sportster-V2

Rolf entscheidet sich für sein Bike dagegen für eine klassisch-moderne Mischung, der Federbettrahmen einer Norton kombiniert mit einem Sportster-Aggregat, sein Plan ist klar. Doch weltoffen wie der Mann, der sein Geld außerhalb seiner Heimat Holland im Offshore-Geschäft verdient, wirft er noch weit mehr internationale Teile ins Rennen als die aus England und den USA.

Norton-Federbettrahmen kombiniert mit Harley-Sportster-Aggregat: Bastarde haben beim Bau von Cafe Racern eine lange Tradition

Das Ergebnis ist  dieser scharfe Cafe Racer, für den ihr Besitzer zwar alle Teile sorgfältig auswählt, den er aber nicht selbst zusammenbaut. »Ich habe wenig Zeit und kann auch rein technisch nicht alles selbst machen, und das ist auch völlig okay«, erklärt er. In Jan de Wit, dem »Chopperdoktor«, findet er seinen Mann für den Umbau. Doch von vorn.

Norley – Ein Federbettrahmen ist nicht einfach zu finden

Der Norton-Rahmen ist gesetzt, aber nicht einfach zu finden. Der Zufall spielt Rolf in die Karten, in der museumsreifen Sammlung eines niederländischen Motorradverrückten ist ein solcher Rahmen zu finden. Und er steht sogar zum Verkauf.

Über den Risern thront das Instrument in einer Eigenbau-Halterung

Der Rahmen war ursprünglich sowieso für ein Norley-Projekt entworfen worden und verfügt überdies noch über die notwendigen Papiere, Rolf zögert keine Sekunde, »zumal man diese Rahmen normalerweise kaum zum Kauf findet, geschweige denn mit Papieren«, erklärt er.

Die Teile für die Norley wurden auf der ganzen Welt zusammengesucht

Und wenn man schon mal in den Teilekisten vom Sammlerguru stöbert, da kann man dem doch auch gleich noch eine Ceriani-Gabel und die Borelli-Räder mit den übelst schönen Trommelbremsen abschwatzen. Die Teilesuche ist damit aber noch nicht erledigt, den Rest sucht sich Rolf auf der ganzen Welt zusammen.

Die Polsterung übernahm Marcel Miller, der bekannteste holländische Polsterer

Der Tacho kommt aus Österreich, das Rücklicht von Dime City Cycles aus den USA, der Tank aus Schottland. Das Spritgefäß wurde von Spezialist John Williams komplett handgefertigt und ist einem original Norton-Tank nachempfunden, allerdings mit einem kleinen Gimmick. Im Benzintank versteckt, sitzt der Öltank, deshalb auch die zwei »Tankdeckel«.

Neuland – Cafe Racer statt Chopper und US-Cars

Nachdem alles an Parts zusammengetragen ist, kommt Jan ins Spiel. Den kennt Rolf schon seit dreißig Jahren und gemäß dem Namen seiner Firma baut er eigentlich Chopper und US-Cars. »Der Bau eines Cafe Racers war schon eine Herausforderung«, erzählt uns Jan, »aber genau die machen ja auch Spaß.«

Virtuos rechts und links unters Heck gelegt rahmt die Auspuffanlage das Rücklicht perfekt ein

Ein Spaß, der sich über zwei Jahre hinzieht. Jan und sein Team bauen in enger Absprache mit Rolf ab und an, dass es eine wahre Freude ist. Aber das Ergebnis sollte einfach perfekt werden, da ist zum Beispiel der Bau der Ölleitungen, die virtuos an Motor und Rahmen angepasst wurden, aufwendiger, als bei jedem anderen Motorrädern.

Die Führung der Bremsleitung durch den Rahmen war die reinste Hölle

Auch die Führung der Bremsleitung durch den Rahmen war die reinste Hölle, »weil im Gegensatz zu einer Harley-Trommel die mechanische Verbindung mit einer italienischen Trommel auf der rechten Seite liegt«, wie uns Jan erklärt.

Mal unabhängig von der Bremskraft, es gibt doch kaum was Schöneres als solch eine Trommelbremse. Klassisch, zeitlos, fett – wir outen uns als Fetischisten

Und weil sich eh schon alles so lange hinzieht, kann man auch direkt alle Motorkomponenten mit hitzebeständiger Farbe beschichten, »dafür muss man den Motor ja nur einmal komplett auseinander- und wieder zusammenbauen«, Jan lacht. Am Ende zahlt sich die Geduld aus, Rolfs Bastard ist sicher eine der schönsten Affären, die England jemals mit den USA eingegangen ist.

Info |  chopperdokter.nl

 

 

Floris Velthuis