Aus alten Motorrädern oldschoolige Custombikes wie einen Knuckle-Bobber zu bauen ist weitaus einfacher, als neuen Komponenten den entsprechenden Look zu verpassen. Stefan Datzer kann davon ein Lied singen.

Das Customgeschäft hat sich in den letzten zwanzig Jahren geändert, die Zeit des großen Aufbruchs und der Komplettumbauten ist längst vorbei, Fahrbarkeit und Legalität sind die Attribute, die viele Kunden wünschen. Trotzdem, der Oldschool hält sich hartnäckig, »die Chopper werden wieder kommen und die Bobber sind stark wie eh und je«, ist sich Stefan Datzer sicher.

»Chopper werden wiederkommen, und Bobber sind stark wie eh und je« ist Stefan sicher

Stefan hat sich mittlerweile auf Evos eingeschossen

Lange schon ist er im Harley-Business aktiv, wenn er auch in den letzten zehn Jahren etwas zurückgezogen schraubte und sich mittlerweile auf die Evolution-Motoren der Company eingeschossen hat. In seinem HaD-Eck in Vilsbiburg bietet er außerdem jeglichen Service rund um Harleys an. Und manchmal kommt doch ein Kunde und wünscht einen speziellen Umbau, so wie Claus Müller, stolzer Besitzer des Knuckle-Bobbers auf diesen Seiten.

V2-Klon von S&S – alte Optik, neue Technik

Einen alten Knuckle-Bobber bekommst Du nicht standfest

Ein Bike im Stil der 40er Jahre sollte der Umbau werden, auf Starrrahmen, aber trotzdem zulassungsfähig und zuverlässig. »Ein alter Motor ist da aber ein Problem«, gibt Handwerker Stefan gleich zu Beginn seine Bedenken zu, »denn einen alten Knuckle bekommst du nicht so einfach standfest.« Schnell fällt die Entscheidung für den V2-Klon von S&S, Optik alt, Technik von heute. Den Rahmen hat Kunde Claus bereits, zum Glück original, entscheidend für die Optik und die baujahresbedingten Vorteile.

Basis bildet ein 49er Wishbone Rahmen

»Unverbastelte, unverschnittene Rahmen sind nicht einfach zu finden, passende Papiere außerdem eine Notwendigkeit«, weiß der Customizer, »da ist das schon ein Glücksfall.« Der Wishbone-Rahmen ist Baujahr 1949 und dient dem Aufbau als Basis.

Für Drecksarbeit darf man sich nie zu schade sein

Über die obligatorische Springergabel kommt ein Blattfeder-Lenker, gefertigt aus einem Rohling von W&W. Bayerisches Schmankerl dabei, der innenliegende Gaszug von Müller Motorcycles, der seine Funktionalität schon an vielen Bikes unter Beweis gestellt hat. Die damit begonnene saubere Linie des Umbaus setzt Stefan komplett fort, die kleine Joost-Elektrobox minimiert den Kabelbaum maximal. Typisch Bobber sind die Räder vorn und hinten gleich groß, achtzehn Zoll in diesem Fall.

Dazu gesellen sich ordentliche Bremsen, wie das meiste am Bike neu zugekauft. Der Öltank wird selbst gebaut. Bis hierhin ist das meiste gewohntes Terrain für den Schrauber, der seit fast dreißig Jahren an Harleys arbeitet. Trotzdem, »auch für Drecksarbeit darf man sich nie zu schade sein«, weiß er. Und die kommt im Finish des Bobbers.

Tatsächlich ist bei diesem Knuckle-Bobber alles neu, bis auf den Rahmen

Tatsächlich ist es relativ simpel, Teile einfach zu pulvern, zu strahlen oder zu lackieren. Stefans Weg ist ein anderer, er schleift und brüniert die neuen Parts, um ihnen eine vermeintliche Patina zu geben. Denn tatsächlich ist alles an der Harley neu, abgesehen vom Rahmen. Die Lackierung vom Österreicher Marcus Pfeil verstärkt die lässige Optik außerdem.

Die Lackierung verstärkt die lässige Optik

Am Ende stehen ein sauberes Bike und ein zufriedener Kunde, der TÜV-Prüfer hat außerdem keine Einwände. Und Stefan? Der wird weitermachen wie bisher, die Harleys werden ihm dabei kaum ausgehen. »Das gute an der Harley-Klientel ist doch, dass viele mittlerweile alle zwei Jahre ihr Bike tauschen oder sowohl eine alte wie auch eine neue Harley haben. Für Schrauber, die schon lange aktiv sind, sieht er dabei nur Vorteile. »Vergaser und Unterbrecher gehören für mich heute genauso zum Alltag wie Diagnosestecker und CAN-Bus-Systeme, da wird die Arbeit so schnell nicht ausgehen.«

Info: www.had-eck.com

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.