Nur gut vier Monate hatte das LSL-Team, um Kawasaki Deutschland einen Wunsch zu erfüllen: Das Sugomi-Outfit der Z 1000 sollte in ein ansehnlich individualisiertes Einzelstück münden. Wir konntenden Emotionspegel des Ergebnisses live prüfen.

Schon seit ihrem ­Erscheinen polarisiert die Optik der aktuellen Z-Generationen mit ihrem Sugomi-Design. Dass Polarisieren immer was bringt, zeigen die Zulassungszahlen, die sich einen Dreck um Diskussionen scheren. Die Sugomi-Zs verkaufen sich blendend. Damit muss Kawasaki sich nicht verstecken, und eigentlich gäbe es auch keinen Grund, die Zett zu verändern – außer dem Reiz vielleicht, etwas Gutes noch besser zu machen. Auch ich hatte keinen Grund gesehen, sie zu verändern oder umzubauen.

Kawasaki Z1000 – Entschärftes Sugomi-Design

Jetzt aber steht dieser LSL-Umbau vor mir. Die Sugomi-Formensprache ist noch da – und doch angenehm entschärft. Ein paar Kilometer hat sie auf der Uhr, geradezu jungfräulich, noch nicht einmal richtig eingefahren. Na, super. Dazu ein Einzelstück, das kurz darauf für einen guten Zweck versteigert werden soll. In meinem Kopfkino startet das Horrorprogramm. Was, wenn ich dieses Unikat wegen ein paar Fahreindrücken samt -fotos in den Acker schmeiße? Wer wird dann bei LSL anrufen und Abbitte leisten?

Die Töpfe von GPR untermalen den Klang des Reihenvierers und heben ihn auf ein akustisch angenehmes Niveau

Durch­atmen, aufs Wesentliche konzentrieren: Fahren. Spaß haben. Und vor allem erst mal in Ruhe anschauen, Änderungen bewusst aufnehmen. Abknien, Augen zusammenkneifen, Linie suchen und versuchen zu verstehen, was die Designer bei LSL gesehen haben. Sugomi, kein Sugomi. Da ist diese neue Lampenmaske, höher aufragend als das Serienteil, unter ihr wirkt der kalt blinzelnde Voll-LED-Scheinwerfer nicht mehr so dominant. Seinem Überholprestige tut das keinen Abbruch. Das Streetfightereske aber ist ein gutes Stück weit verschwunden.

Kawasaki Z1000 – Langgestreckte Silhouette

Schon durch diesen Eingriff wirkt die Z flüssiger, harmonischer, nicht länger einem durchgeknallten Manga entsprungen. »Die Linie sollte nicht mehr so stark nach hinten ansteigen, wir wollten eine langestreckte Silhouette«, erklären die LSL-Mannen ihren Ansatz. Die Linie war wichtig, doch auch die Ergonomie. Erst, als Lenker- und Fußrastenposition passten, ging es an die konsequente Vervollkommnung der Linie nach hinten via Heckteil, GPR-Auspuff und das sorgfältig integrierte neue Rücklicht. Mir sticht die flache Dragbar ins Auge, die den ­Serienlenker ersetzt und den Oberkörper ­weiter nach vorn orientiert. Fühlt sich sehr sportlich an. Wir werden sehen.

Die LSL-Zett profitiert von den leichten Änderungen an der Ergonomie. Am Sound gibt’s mal gar nix zu meckern

Mit dem Erwachen des Reihenvierzylinders, der dumpf durch die Zubehörtöpfe brabbelt, kommt Leben in die Z. Da das Fahrwerk unberührt blieb, erwarte ich keine Überraschungen. Das Serienfahrwerk funktioniert gut, das Chassis-Stup aber ist im Auslieferungszustand zu straff. Also Dämpfung raus und los. Das Kraftpaket unter mir macht Laune. Von wegen, ­Reihenvierer sind charakterlos. Wer behauptet nur sowas? Geschmeidig und mit einer ordentlichen Bandbreite an Drehmoment gesegnet, macht das Triebwerk vom Bummeltempo bis zur forcierten Gangart alles mit.

Kawasaki Z1000 – Mehr Gewicht zur Front geschaufelt

Stadtverkehr im sechsten Gang? Kein Problem. Feuer bei freier Bahn? Jederzeit gerne. Und bei Bedarf wird aus der Zett ein echtes Biest, das schreiend und fauchend Richtung Drehzahlbegrenzer jagt. Nur nicht diesmal. Zu jungfräulich und einzigartig ist das Customprojekt. Und so bleibt es bei normaler Gangart. Doch schon die bringt die Vorteile der neuen Ergonomiekonstella­tion auf den Punkt: Sie schaufelt mehr Gewicht zur Front. Auf verwinkeltem Spielfeld braucht die Serien-Z nicht nur den Druck ausgewachsener Männerarme, für geschmeidiges Swingen fordert sie auch Körpereinsatz. Manchen nervt das, anderen wiederum macht’s Laune.

Die Dragbar ist in den LSL-Klemmböcken nach unten gerückt

In LSL-Konfiguration jedenfalls sinkt der nötige Einsatz, die Lenkpräzision steigt. Ein Glücksfall, wenn auf den Look getrimmte ­Custombikes auch funktional nach vorn bringen – eine Spezialität des Hauses LSL. Was hat nun der interessierte Z-Besitzer davon? ­Lenkerklemmböcke, Crashpads, Fußrasten etc. können natürlich auch ans Serienteil geschraubt werden. Die Kunststoffteile sind jedoch eine einmalige Spezialanfertigung, nur für dieses individuelle Projekt. Schade eigentlich …

Info | www.lsl.eu

 

Christian Heim