Richtig viel Geld ist für die Honda VT 600 nicht im Umbaubudget. Also entscheidet sich Stefan dazu, über eine außergewöhnliche Lackierung den gewünschten Aha-Effekt zu erzielen.

Ein bisschen ärgere ich mich schon noch«, grummelt Stefan. Er hat es noch nicht ganz verdaut, dass an unserem gemeinsamen Fototermin das Wetter nicht ganz perfekt war. »Da sieht man die Lackierung eben einfach nicht so gut«, ergänzt er.

Honda VT 600 – Privatumbau für einen Kumpel

Und immerhin macht die den großen Teil dieses Bikes aus, wahnsinnig viel Arbeit steckt in den vielen Lackschichten, die Stefan und sein Freund Nils auf die Shadow aufgebracht haben. Und dabei gehört sie ihnen nicht mal. Stefan, der gelernter Mechaniker ist, hat den Umbau der Honda privat durchgeführt, für einen Kumpel, der erst letztes Jahr seinen Führerschein gemacht hat.

Auf moderne Lichtelemente und LED-Firlefanz verzichtet Stefan bewusst – es hätte nicht zur angestrebten Chopperoptik gepasst

Dementsprechend soll sein erstes Motorrad vor allem eins sein, nämlich anfängertauglich. Eine gewagte Sitzposition scheidet daher ebenso aus wie ein getunter Motor oder ein 300er Schlappen im Heck. Das Budget gibt außerdem Umbaukosten von 1.500 bis 2.000 Euro vor, ein typischer Cruiser in Mattschwarz soll es letztlich werden.

Honda VT 600 – Candylack und Metalflake

Doch Stefan hat anderes im Kopf, »ganz ernsthaft umbauen kannst du für dieses Geld nicht, zumal die Handlichkeit des Moppeds ja sowieso bestehen bleiben sollte. Aber du kannst über eine Farbveränderung richtig was reißen. So kam mir die Idee, mit Candylack und Metalflake zu arbeiten.« Der Besitzer der Shadow hörte sich Stefans Plan genau an und willigte ein, es konnte losgehen.

Der schmale Apehanger und die aus einem Zubehörteil entstandene Sissybar setzen optische Akzente

So ein bisschen Oldschool-Style gönnte Stefan der Honda direkt. Heck und Kotflügel vorne sind minimal gekürzt, die ganze Fuhre ist durch verkürzte Federbeine etwas tiefer als im Original. Der Apehanger mit innenverlegten Kabeln trägt zur schmalen Silhouette bei, Sissybar und Rücklicht-Gehäuse werden eigens gefertigt.

Eine staubige, aber begehbare Sandstrahlkabine …

Aber machen wir uns nichts vor, das alles sind nur Kleinigkeiten im Gegensatz zur aufwendigen Lackierung. Und dafür holt sich Stefan seinen Freund Nils mit ins Boot, verfügt der gelernte Schreiner doch über einige Erfahrungen in dem Bereich.

Ein vorgegebener Kostenrahmen macht aufwendiges Customizing schwer. Trotzdem überzeugt die Honda durch Linie und Farbgebung

Stefan dagegen hat zwar schon mit Fahrradrahmen in die Richtung gearbeitet, aber eine aufwendige Moppedlackierung ist dann doch nochmal eine andere Hausnummer. In seiner Werkstatt verfügt er immerhin über den seltenen Luxus einer begehbaren Sandstrahlkabine, »extrem staubig zwar, aber immerhin mit einer Absauganlage«, lacht er.

Honda VT 600 – Viele, viele Lackschichten

Dass nun in eben jener Kabine ein komplettes Bike mitsamt Rahmen und Schwinge erst gestrahlt und anschließend gelackt wurde, mag irgendwie widersprüchlich sein, aber halt eben hochsympathisch. Und so zerlegen Stefan und Nils das Bike komplett und tragen Lackschichten auf, viele Lackschichten.

Bunter Chopper für den kleinen Taler

Zwischendurch wird getrocknet, gewartet, abgeschliffen, wieder lackiert. Manche Teile erhalten 12 Schichten Farbe, jeweils 200 Arbeitsstunden investieren die Freunde in das Projekt. Eigentlich unbezahlbar, aber eben dadurch doch bezahlbar. Das Ergebnis glänzt und funkelt in der Sonne, dass es eine wahre Pracht ist. Leider kommt das auf den Fotos nicht in Perfektion rüber, blöde Wolken da. 

Info | kellerharrer.de

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.