Wo der Schorle fließt, ist die Welt noch in Ordnung. Zwischen Weinbergen, Dubbegläsern und besten Motorradstrecken baute Markus seine Kawasaki VN 800 Classic um und genießt seitdem das Cruisen durch die Pfälzer Heimat – zum Schnäppchenpreis.

Es hat Vorteile, eine Triumph Speed Triple in der Garage stehen zu haben, gerade wenn man die schönsten Mopedstrecken vor der Haustür hat. Freudiges Wedeln durch die Pfalz, das Ding an den Boden gedrückt, freie Fahrt und Motorradglück. Doch die Männer werden älter, die Ansprüche verschieben sich, Entschleunigung ist eine gute Sache und überhaupt, »manchmal will man einfach auch mal was anderes machen«. Im Fall von Markus sollte ein klassischer Cruiser das Motorradleben etwas ruhiger machen.

Die Batterieabdeckung, im Original recht groß und aus Stahl, wurde schwarz foliertem Plexiglas neu gefertigt

Keine Harley, weil die einfach zu teuer ist, aber doch ein schöner Bobber mit ein bisschen Fifties-Optik, zuverlässig, fahrbar und eben kostengünstig. Zwar hatte sich der Mann aus Rödersheim kein direktes Budget gesetzt, nahm die Veränderungen an seinem Bike aber mit Augenmaß und Blick auf den Geldbeutel vor – und das fing schon beim Kauf an. Dass es ein Japaner werden würde, war schnell klar. Im Internet hatte er einige Videos von einem Typ gesehen, der sich eine Savage zum Bobber umbaute, in die Richtung wollte der Pfälzer auch gehen.

Kawasaki VN 800 Classic – Dezent umgebautes Schnäppchen

Bei der Suche nach seiner Umbaubasis bewahrte er etwas Grundlegendes, wenn es ums Budget geht: Geduld. Irgendwann würde das richtige Angebot zum richtigen Preis kommen, nur nicht die Nerven verlieren. Wer ohne Zeitdruck agiert, kann richtig sparen. Am Ende findet er eine Kawasaki VN 800, schon leicht umgebaut, lackiert und in gutem technischem Zustand, 2.600 Euro werden für die allseits beliebte Basis fällig. Am Motor der Kawa muss er wenig machen, da stehen nur die Klassiker an: Drüberschauen, sauber einstellen, reinigen.

Mit ein paar optischen Aufwertungen und ihrem unkaputtbaren Motor lässt sich völlig sorgenfrei durch die Weinberge stromern

Der Auspuff ist bereits montiert und eingetragen, ein bisschen spekuliert Markus auf eine neue Anlage, entscheidet sich letztlich dagegen, kann man später immer noch machen. Trotzdem, für den Bobberlook werden ein paar entscheidende Details fällig. Die Weißwandreifen sind schnell montiert, auch ein breiter Lenker kein größeres Problem. Kleine Spiegel finden sich im Zubehör ebenso wie neue, kleine Blinker und das Rücklicht.

Für den Bobberlook sind Trittbretter Pflicht

Bei letzteren Komponenten schaut er sich Diverses an und setzt schließlich auf gute Qualität von Kellermann, »da muss man nicht am falschen Ende sparen«. Die größte Herausforderung beim Umbau war die Umänderung der Fußrastenanlage. Für den Bobberlook sind Trittbretter Pflicht, da lehnt Markus sich gern an die Optik alter Harleys an. Ein bisschen muss er suchen, um eine kostengünstige Lösung zu finden, gerade Harley-Trittbretter sind doch etwas teurer.

Wer kein großes Budget für seinen Cruiserumbau hat, macht mit einer VN 800 nichts falsch

Fündig wird er am Ende bei WTMT aus Troisdorf, die Teilespezialisten bieten Universal-Trittbretter für Japancruiser zum fairen Kurs an. Was der Schrauber selbst erledigen muss, ist die Anpassung am Bike für Bremspedal und Schaltwippe. Markus, der mit ein paar Freunden in einer Halle schraubt, löst die Aufgabe mit Bravour. Und auch seinen Job bei einem Glasgroßhandel lässt er ins eigene Motorradprojekt einfließen, die Abdeckung für Batterie und Elektrik entsteht aus Plexiglas und befindet sich direkt unter dem Sitz.

Kawasaki VN 800 Classic – Own Created Bobber

Spannend wird am Ende nur noch die Sache mit der Farbe. Zwar ist das Basisbike schon dunkelgrau lackiert, allerdings brauchen die nachträglich montierten Fender denselben Ton. Und den muss man erst mal treffen. Der Zufall hilft, als Markus auf einem Parkplatz einen VW mit exakt seiner Farbe sieht.

 

Markus fährt einen OCB, was in diesem Fall kein Paper für ’ne Fluppe, sondern ein »Own Created Bobber« ist

Tatsächlich erweist sich der Farbton Urano-Grau von VW als Volltreffer und Fender und Bike glänzen am Ende im Gleichklang. Knapp über eintausend Euro investiert Markus in seine Kawa und hat damit alles richtig gemacht. Ein paar lustige Arbeitsstunden mit Freunden gab’s kostenlos obendrauf. Nach dem Pfälzer Motto: »Schlofe, schraube, Schorle trinke.« 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.