Yamaha XS 650, Honda CB oder Harley, Chopper entstehen meist auf altbekannter Basis. Hier mal was anderes, eine Kawasaki Z 750!

Der Tank war der Grund … und Texas«, Reginalds Erklärungsversuche sind noch unlogisch, er erklärt genauer. Dass er bei »Iron Pirates Motorcycles«, den Harleyspezialisten, zu Gast war. »Und die hatten den Tank im Regal liegen, aus den Staaten importiert und von Mr. Oz bemalt, und das macht ihn besonders«, Reginald grinst zufrieden. Tatsächlich ist der Texaner Mr. Oz eine ziemliche Koryphäe, war lange Haus- und Hoflackierer von Jesse James.

Ein schwermütiger, schmutziger Tank mit groben Kratzern

Reginald recherchiert, der Tank ist echt und Mr. Oz erklärt ihm sogar die Lackierung. »Es gibt da einen Song von The Misfits, da geht es um den Tod von John F. Kennedy. »Texas is the reason« ist eine Textzeile aus dem Lied.« Schön ist der Sportstertank an sich nicht unbedingt. Im Gegensatz zu anderen Choppertanks ist das hier nämlich kein glänzendes Metalflake oder glattes Pinstripe-Finish. Es ist ein schwermütiger, schmutziger Tank mit groben Kratzern und tropfender Farbe. Als ob jemand getötet worden ist und das Blut gegen den Tank gespritzt wäre.

Kompakte Linie, tiefe Sitzposition, zurückhaltende Details. Der Plan, den Tank in den Mittelpunkt zu rücken, ist eindeutig gelungen

Etwa vom Texas Chainsaw Massaker inspiriert? Könnte sein! Hier und da taucht eine schmutzige Kupferschicht auf, während ein unbedeutendes dunkles Purpur vorherrscht. Eine seltsame Art von violetter Farbe, die durch Zusammenführen aller Restfarben entstanden sein könnte? Egal, zumindest kein Retro-Patina-Mist, sondern alles unperfekt echt und schmutzig as fuck. Reginald ist verliebt und macht sich sofort auf die Suche nach einem Spenderbike für den Neuaufbau.

Kawasaki Z 750 – Nur kurze Lebensdauer

Eine Menge Leistung, ein Motor, der locker mit der Konkurrenz der Siebziger mithalten kann. Trotzdem gab es für Kawas Z-750-Modelle nur eine kurze Lebensdauer. Und so wird das Bike schnell zum Klassiker, Teile sind schwer zu bekommen, Erfahrungswerte fehlen. Für Reginald ist das alles kein Grund, sich die Kawa aus dem Kopf zu schlagen. »Im Gegenteil, damit bin ich doch ziemlich einzigartig in der bunten Customwelt.«

Der Tank ist das Herzstück, um ihn herum wurde konstruiert. Lackiert wurde das Spritgefäß von Mr. Oz, anerkannte US-Painting-Koryphäe. Schön findet das Farbkleid sicher nicht jeder, selten ist es allemal

Um die Linie des Bikes an die des Tanks anzupassen, muss modifiziert werden. In diesem Fall steht eine Verlängerung an, ein neues starres Rahmenheck wird an das Mittelstück des ursprünglichen Kawa-Rahmens fest verschweißt. Die Sitzschienen sind gesenkt, Reginald will beim Fahren tief im Rahmen sitzen, »nichts finde ich hässlicher als einen Solositz auf zu langen Federn«, erklärt er. 

Kawasaki Z 750 – Kick it only!

Den Motor kann Reginald, er ist Automechaniker, selbst überholen. Auch die Elektrik bekommt er allein hin, verzichtet nur auf die Funktionsfähigkeit des Elektrostarters, kick it only. Große Hilfe, vor allem beim Bau von Teilen, erhält Reginald von seinem Vater. Beim Schweißen hilft Freund Jorn, der bei Caterpillar arbeitet.

Kawas Z 750 wurde nur kurz gebaut, daher ist die Teilebeschaffung schwierig und Erfahrungswerte fehlen. Kann man trotzdem hinbekommen

Das Rolling Chassis wird von einem kompletten Frontend einer Sportster, samt Rad und Bremse, vervollständigt. Das hintere Rad einer Kawa KZ 305 mitsamt Trommel wird um eine 16er-Zoll-Nabe geschnürt. »Gerade durch die 19 Zoll vorn sieht das Bike choppermäßiger aus als das Original mit seinen 17-Zöllern«, erklärt Reginald. Doch seine schwierigste Entscheidung sollte noch kommen, die der Sitzbank.

Der Minimal-Sattel sah überhaupt nicht gut aus

»In erster Linie wollte ich einen minimalen Sattel, aber das sah überhaupt nicht gut aus. Dann kam ich in Kontakt mit Bad Ass Seats, die Dutzende von Sitzen in verschiedenen Größen auf Lager haben. Dort fand ich den perfekten passenden Sitz«, Erleichterung beim Holländer.

Im Original trägt die Kawa Siebzehn-Zöller, die durch neunzehn vorn und sechzehn hinten ersetzt werden und so die Chopperambitionen unterstreichen

Für Reginald war es wichtig, den Rest des Bikes dem Tank unterzuordnen und nicht umgekehrt. »Der Tank ist der Hingucker des Bikes. Da soll nichts von ablenken.« Deshalb wird ansonsten nur gepulvert. Bevor die Teile zum Pulverer gehen, fährt Reginald eine kleine Runde. Alles funktioniert. Das fertige Umbauprojekt wurde Herrn Oz in den Staaten übrigens schon per Bild zugeschickt. So weiß auch er, dass da ein Stück Texas seine Runden in Europa dreht.

 

Floris Velthuis