Die Kawasaki VN 800 bietet beste Voraussetzungen für alle möglichen Umbaustile. Flaui hat sich für was Sportliches entschieden – und für rohes Metall.

Sie ist einfach nicht aus dem vielseitigen Markt der umgebauten Motorräder wegzudenken: die Kawasaki VN 800. Auch wenn sie schon seit ein paar Jahren nicht mehr gebaut wird und die Nachfolgerin nie mehr den populären Status erreichen konnte. Dem Markt ist es egal, die Preise für Gebrauchte halten sich auf einem stabilen Niveau. 

Kawasaki VN 800 mit Starrrahmenoptik

Der Grund für ihre Beliebtheit liegt in der Konstruktion. Wie nur wenige japanische Cruiser in der mittleren Hubraumklasse punktet die VN 800 vor allem mit der Starrrahmenoptik und einem Zentralrohr im Oberzug. Das macht das Umbauen relativ einfach.

Der Verzicht auf Farbe und klassische Lackierung geben der VN 800 ein Mad-Max‘sches Erscheinungsbild

Für Stefan, den seine Kumpel einfach »Flaui« rufen, der entscheidende Punkt. »Ich hatte ja schon ein paar VT 600 von Honda umgebaut, doch die Kawa bietet aus den genannten Gründen die bessere Basis. Außerdem hat der Motor mit 55 PS einfach mehr Leistung als Hondas kleiner Cruiser.«

Schraubergemeinschaft in einer alten Fabrikanlage im Schwarzwald

Zusammen mit zwei Freunden bildet Flaui eine Schraubergemeinschaft, die die Leidenschaft für Motorräder und das Customizing verbindet. In einer alten Fabrikanlage im Schwarzwaldstädchen Wehr haben sie aufrund 150 Quadratmetern ihre Werkstatt eingerichtet. Geschraubt wird, wie meistens, in der Freizeit, sprich nach Feierabend, an den Wochenenden oder im Urlaub.

Vorbild für den aktuellen Umbau war eines seiner früheren Werke, an dem sich Flaui orientiert hat

Die VN 800 hat Flaui übers Internet gefunden. »Der Verkäufer wollte 3.200 Euro dafür, ein normaler Preis. Sie kam aus der Schweiz, war top in Schuss, hatte deutschen TÜV und war bereits verzollt.« Für den Umbau hat Flaui einen klaren Plan. Vorbild ist einer seiner früheren Honda-VT-600-Umbauten.

Kawasaki VN 800 mit sportlich-flacher Linie

Dafür soll die Kawa eine sportliche, flache Linie erhalten. »Ich mag es, wenn die Bikes etwas tiefer liegen. Eigentlich wollte ich sogar Stummel an die VN bauen, habe mich dann aber doch für den flachen Fehling-Lenker entschieden«, erklärt Flaui die Optik.

Die fetten Shinkos in der Dimension 5.00-16 fallen sofort ins Auge, nicht nur wegen ihres klassischen Profils. Die Serienbremslage hat mit den 230 Kilogramm wenig Probleme

Dazu passt auch der Cole-Foster-Tank, der statt der häufig verwendeten Peanut-Tanks zum Einsatz kommt. Die Blecharbeiten führt er selbst aus, schneidet, dengelt, schweißt, bis sich alles zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Auch die Polsterung der Sitzbank formt Flaui mittels eines elektrischen Messers selbst. 

Die »Jason«-Lampenmaske war mal eine Wok-Pfanne

Ein echter Blickfang ist die ungewöhnliche Lampenmaske, die an die Horrorkultfigur »Jason« aus der »Freitag der 13.«-Reihe erinnert. »Das war eine echte Nummer. Ich wollte eine Lampenmaske aus Metall, konnte sie aber nicht so in Form bringen, ohne dass die Rundungen Falten geworfen hätten.

»Der Heckfender im Fat-Bob-Style war ursprünglich für eine Sportster XL vorgesehen. Ich habe ihn einfach zu einem Ducktail modifiziert«

Sonst hätte ich sie mehrteilig machen müssen. Die Lösung war eine Wok-Pfanne, die ich im Internet für schlappe zehn Euro geschossen und anschließend bearbeitet habe.« Der Ellipsoidscheinwerfer trägt ein Übriges zu dem einzigartigen Look bei. Ursprünglich wollte Flaui sogar zwei verwenden, hat es dann aber so gelassen. 

Kawasaki VN 800 – Fünf Monate Bauzeit

Nach rund fünf Monaten Bauzeit ist die VN 800 fertig und hat ihren Rollout. Alles funktioniert wie es soll, doch statt sich auf etliche Kilometer mit dem Bike zu freuen, schwebt Flaui schon das nächste Projekt vor.

 

Christian Heim