Die erste Hürde auf dem Weg zum Rekord ist genommen – in fünf Monaten Schrauberei entstand beim Fukker-Salzsee-Team ein gar biestiges Motorrad mit dem Motor einer Kawasaki Ninja 250.

»Alienmäßig«, sagt unser Fotograf, »insektengleich«, sagt die Redakteurin … »angriffslustig«, sind sich Andreas, Matthias und Andreas sicher. Als »Team Saltflat« waren die drei in den Fukker-Wettbewerb gestartet, mit einem ehrgeizigen Plan. Aus dem Motörchen einer 250er Kawasaki Ninja sollte ein Motor werden, der zum Weltrekord in seiner Klasse taugt.

Kawasaki Ninja 250 mit Turbolader aus einem Ford Transit

Bereits bei unserem letzten Besuch war der Plan auf einem guten Weg, der E-Kompressor, selbstgebaut aus den Teilen eines Ford-Transit-Turboladers so weit montiert … freilich, ob alles auch laufen würde wie geplant, war damals noch ungewiss. Schließlich wurde der Motor ordentlich gepimpt, das offene Luftfilter-Rennsystem aus Carbon stammt aus dem 3-D-Drucker, ein Dynojet-Einspritzsystem wurde verbaut, eine Auspuffanlage konstruiert, die Kupplung ausdistanziert. Wo gestandene Customizer an ihre Grenzen kommen, ging es für unsere Fukker erst richtig los.

33 PS bei 160 km/h leistet der Motor der kleinen Ninja im Originalzustand, zu wenig für den Rekord. Turboaufladung und geänderte Übersetzung, dazu ein federleichtes Chassis sollen die benötigten über 217 km/h bringen – der erste Test auf dem Leistungsprüfstand war schon mal vielversprechend

Und weil die aufwendige Motorkonstruktion nicht ins originale Fahrwerk gepasst hätte und das auch viel zu schwer gewesen wäre, wurde auch das von Grund auf neu gebaut. Ein leichter Aluminium-Gitterrohrrahmen mit einem zwischen 28 und 32 Grad verstellbaren Lenkkopfwinkel, dazu eine ebenfalls eigens konstruierte Schwinge, in deren Vorderteil auch der Tank sitzt – das Weltrekordrezept steht. Und dann war da noch die Sache mit der Verkleidung. »Schwierig, wenn man sowas noch nicht gemacht hat«, schmunzelt Andreas, »und deshalb auch sicher nicht perfekt. Man sieht halt, dass es handgemacht ist.«

Frischhaltefolie und Bauschaum für die Verkleidung

 In Frischhaltefolie wurde das Bike eingepackt, anschließend Bauschaum aufgesprüht, der wiederum zurechtgeraspelt. Immerhin brauchte das Team eine Grundform, um die Verkleidung, die aus zwei Lagen Carbon besteht, überhaupt bauen zu können. Sage und schreibe nur 1,4 Kilo wiegt die abnehmbare Verkleidung, was später auf der Strecke wichtig und wertvoll ist. So kommt das gesamte Bike auf ein Leergewicht von 102 Kilo, echte Ansage.

Die Gabel ist ein Originalteil der Ninja, die Aluminium-Brücke dagegen eine wasserstrahlgeschnittene Eigenkonstruktion

Doch der spannendste Moment stand noch aus, ab auf den Leistungsprüfstand. Und das Ding läuft, 235 km/h schaffte das Biest, wobei man natürlich auf dem Prüfstand ohne Widerstand oder sonstige Einflüsse misst. »Allerdings«, so erklärt Andreas, »ist das Bike auch noch überhaupt nicht richtig abgestimmt. Gerade mit einem Turbo geht das nicht mal eben in ein paar Minuten.« Für die Abstimmung ist nun genug Zeit, denn immerhin, das oberste Ziel von »Team Saltflat«, sein Bike auf eigener Achse auf die Bühne in Bad Salzuflen zu fahren, ist nämlich bereits erreicht.

Kawasaki Ninja 250 auf dem Weg zum Rekord

 »Wir wollten kein Showbike bauen, es war uns wichtig, dass alles einwandfrei funktioniert«, sagen sie uns. Und das hat es in allen Belangen. »Wir hatten über die gesamte Bauzeit einen geilen Teamspirit. Wir haben ja alles nebenher gemacht, mal zu zweit, mal zu dritt. Und unsere Freundinnen waren auch super, die haben das lässig mitgemacht.« Fehlt nun noch der Rekord auf einem der Salzseen dieser Welt. Und selbst wenn das nicht klappen sollte, einmal Fukker, immer Fukker!

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.