Schon fünfundzwanzig Jahre ist die kleine Shadow in seinem Besitz, bis sich Tom endlich entschließt, die Honda VT 600 in einen echten Chopper verwandeln zu lassen.

Ein Vierteljahrhundert – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Nur die wenigsten von uns besitzen ein Bike über so einen langen Zeitraum, da bleibt durchaus Gelegenheit, mehrmals das Modell zu wechseln und was anderes auszuprobieren. »Seltsam sind die Wege des Herrn«, steht in einer sehr alten Zeitschrift, und so findet doch noch das Erfüllung, was sich Tom irgendwann einmal für sein Motorrad gewünscht hat.

Anfang der 90er Jahre gab’s kaum Teile für die Honda VT 600

Als er die Shadow ersteht, hatte sie noch nicht einmal die erste Inspektion. Dafür gibt es dann auch einen Nachlass, für 3.000 DM unterm Neupreis nimmt er den zierlichen Cruiser mit nach Hause. Sie soll sein Motorrad zum Eingewöhnen werden. Schon nach kurzer Zeit folgen erste Änderungen, wird eine vorverlegte Fußrastenanlage montiert und ein neuer Tank draufgeschraubt. Doch Anfang der 90er Jahre gibt es auf dem Zubehörmarkt noch nicht so viel Teile für die beliebte Honda VT 600 Shadow.

Detailarbeit: Der Ledersattel ist eine Einzelanfertigung, auf der es sich bequemer sitzt, als es auf den ersten Blick scheint. »Sombra« ist portugiesisch und bedeutet im Englischen »Shadow«

Auch in Toms Leben halten Veränderungen Einzug. Es ist der Klassiker aus Familie und Beruf, der viele Motorradfahrer erwischt und manche gar gänzlich vom Bock zieht. Doch Tom bleibt seiner Shadow treu und nutzt sie für die tägliche Fahrt zur Arbeit. Die Zeit vergeht, doch mit ihr wächst nochmals der Wunsch, das Bike umzubauen. Da sowieso keiner aus der Familie mitfährt, spielt Tom mit dem Gedanken die VT in einen Einsitzer zu verwandeln und ihren Stil mehr in Richtung Bobber oder Chopper zu verändern.

Ironwerk Bikes hat schon einige Honda VT 600 umgebaut

Über ein Forum stößt er auf seinen Namensvetter Tom, der mit seiner Firma Ironwerk Bikes schon einige Honda VT 600 umgebaut hat. Er nimmt Kontakt auf, tauscht seine Vorstellungen aus und gemeinsam wird besprochen, was umsetzbar ist – und was nicht. Dann startet die Umbauphase. Teile werden bestellt, aber vor allem die Honda von dem unsäglichen Metallgeschwür befreit, das sich »Subframe« nennt und den Beifahrer tragen soll. Bei einem Einsitzer ist der zum Glück hinfällig.

Die Lackierung besteht aus unzähligen Schichten, die immer wieder zwischengeschliffen werden mussten. Ebenso der Klarlack, der die Metalflakes erst so richtig zur Geltung bringt

Gleichzeitig wird das Rahmendreieck aufgeräumt, die Ausgleichsbehälter für die Kühlflüssigkeit anders positioniert und die ersten Teile montiert. Der Holy-Banana-Lenker kommt probehalber ans Bike, gefällt Tom dann aber so gut, dass er gleich draufbleibt. Auch die Elektrik wird verschlankt, ein neuer Tacho, ein neues Rücklicht, ein anderer Scheinwerfer sowie Miniblinker installiert. Für den Sattel sucht Tom im Internet nach einem Künstler, der Motive in Leder umsetzen kann und findet Katharina von der Eiche, die seinen Wunsch in bekannter Perfektion Wirklichkeit werden lässt.

Der Lack knallt ordentlich auf die Netzhaut

»Bei der Lackierung wollte ich etwas mit viel Bling-Bling«, wie Tom freimütig einräumt. Mattschwarz und böse ist nicht so sein Ding, dafür knallt der Lack jetzt umso mehr auf die Netzhaut. Viel Candy und Metalflakes machen den Lack zu einem echten Hingucker. Gerade wenn die Sonne scheint, glitzert und flimmert die Shadow und zieht die Blicke auf sich. Und der »Sombra«-Schriftzug auf dem Sattel? »Das ist Portugiesisch und bedeutet »Shadow«, erklärt Tom, für den mit dem Umbau ein lang gehegter Wunsch doch noch Wirklichkeit geworden ist.

Info | ironwerk.de

 

Christian Heim