Ein Umbau muss nicht von heute auf morgen passieren. Wer sich beim Basteln Zeit lässt, kann richtig Geld sparen, wie die Aufbaustory dieser Honda VT 600 Shadow beweist.

Das Fernsehen hat uns ja schon diverse Male erklärt, dass eine massive Verteuerung aller Lebensbereiche durch die Euro-Einführung nur Einbildung ist. Trotzdem will es keiner glauben. Im Prinzip sind wir alle auf unsere Erinnerung angewiesen, was das jeweilige Produkt damals gekostet hat. Bei den Umbaukosten dieser Shadow sieht es da nicht anders aus, denn eine Recherche hierzu ist fast unmöglich. Aber es steht fest, dass die damals gekauften Teile mittlerweile inflationsbedingt garantiert teurer geworden sind.

Die Umbaukosten beliefen sich dank hohem Eigenbauanteil auf kaum mehr als 1.000 Euro

Anfang ’97 geht Klaus zu einem Händler in der Nähe, der bedingt durch US-Importe viele Hersteller und Modelle unter einem Dach vereint. Ein Chopper soll es auf jeden Fall sein, und seine Wahl fällt aus ökonomischen Gründen auf Hondas kleine Shadow. Da alleine Fahren bekanntlich nicht so viel Spaß macht, beginnt im Internet die Suche nach Gleichgesinnten. Über ein Forum finden sich auch einige Shadow-Fahrer vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet. Da diese ihr Mopped nicht nur zum Fahren nutzen, sondern auch umbauen, dauert es nicht lange, bis auch Klaus vom Customvirus infiziert wird.

Damals waren die Preise für Parts lächerlich niedrig

Anfangs bedient er sich dazu käuflicher Parts. Ein Vorteil zu dieser Zeit besteht darin, dass sich diverse Zubehöranbieter neu auf dem Markt etablieren wollen und somit für die Kunden mit guten Angeboten glänzen. So sind auch die aus heutiger Sicht fast lächerlichen Preise für die ersten Parts erklärbar. Gabelbrücke, Fußrasten, Riser und Lenker gehören zur ersten Umbauaktion. Die Spiegel gibt es wegen der langen Wartezeit für lau dazu.

Auch wenn die alten Shadow-Fahrer mittlerweile größere und schnellere Bikes fahren, hält Klaus seiner 600er die Treue. Locker dahincruisen und seine Eigenleistung immer wieder bei Treffs mit gleichgesinnten Schraubern zur Sprache bringen ist ihm wichtiger als jede High-End-Geschwindigkeit. Außer beim moderat blubbernden Auspuff läuft der Motor nämlich noch mit den Werkseinstellungen

Nach diesem Ausflug in die Zubehörindustrie denkt sich Klaus, dass er doch auch einiges selbst machen könne. Recht einfach beginnt er mit dem Zuschneiden der Schutzbleche. Als sich dann eines Tages das Rücklicht verflüchtigt, bekommt der hintere Fender seine Glasfasermodifikation für die heute sichtbare Form. Um das neue Rücklicht zu integrieren, sorgt eine selbstgebogene Form aus Kupferblech für die passgenaue Aussparung. Und weil es mit der Modellage so gut klappt, wagt sich Klaus sogar an den Scheinwerfer, da dessen alte Hülle das Zeitliche gesegnet hatte.

Honda Shadow mit reichlich selbstgedrehten Parts

Um den Einsatz einschrauben zu können dreht sich der gelernte Schlosser auf seiner kellereigenen Drehbank zwei entsprechend große Aluringe. Den einen versieht er mit Gewindebohrungen und laminiert ihn mit in die Lampenform ein. Der andere dient als Konterung vor dem Scheinwerfereinsatz. Und wo die Drehbank gerade warm ist, werden der Shadow auch gleich mal ein paar Gabelcover spendiert. Später gesellt sich zu der Eigenproduktion auch noch ein Luftfilter dazu. Der größte Aufwand hierbei ist die Anpassung des Luftdurchlasses, der nämlich dem Vergaser genau die gleiche Menge Luft zukommen lassen sollte wie das Original.

Kassensturz

Dank dem Neuzugang einer hydraulischen Rohrbiegemaschine kann endlich das in der Ecke stehende VA-Rohr verwertet werden, das gegen eine Spende in die Kaffeekasse vor langer Zeit den Besitzer wechselte. Nach zwei Jahren Anpassungsarbeit wird daraus die Krümmeranlage gebogen. Der über ebay ersteigerte Endtopf bildet dabei den Abschluss. Da Klaus keine Angst vor der Elektrik hat, verwirklicht er auch noch seine Idee von einem cleanen Lenker. Kaum benötigte Taster, wie der Anlasser fanden sich in der Nähe des Zündschlosses wieder, was noch keine so große Aufgabe darstellt.

Dank vieler Eigenbau-Parts bleibt die Honda Shadow Low Budget

Das Highlight ist die Blinkeransteuerung, die am Lenker verbleibt. In einer – natürlich selbstgedrehten – Aluhülse sitzen zwei Reedkontakte, die über einen Magneten auf dem drehbar gelagerten Griff angesteuert werden. Alles in allem Ideen, die viel Geld verschlingen, wenn man die Kunst des Selbermachens nicht beherrscht. Aber das war auch zu DM-Zeiten nicht anders.

 

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.