Wie ein Sammler von Vorkriegsoldtimern dazu kam, aus einer Honda CB Seven Fifty einen Low-Budget-Cafe-Racer zu bauen.

Am liebsten habe ich Oldtimer aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren restauriert«, erklärt uns Max seine Leidenschaft. »Da ist die Technik auch für einen wie mich als Elektroniker in den Griff zu bekommen.« 21 Klassiker hat Max im Laufe der vergangenen 30 Jahre angesammelt und in seinem Privatmuseum untergestellt.

Max hat nicht nur ein großes Herz für ganz alte Kräder

Aber der Niederbayer hat nicht nur ein großes Herz für die ganz alten Kräder. »Ich werde öfter mal gefragt, auf welche Art von Bikes ich eigentlich stehe«, klärt uns Max auf. »Dann sage ich immer, dass ich nicht auf spezielle Motorräder fixiert bin. Ein Motorrad muss mir gefallen. Und dabei spielt es keine Rolle, wie alt es ist und ob es im Originalzustand, perfekt überholt oder umgebaut ist.«

Trotz sparsamem Umgang mit dem Budget konnte auch eine 4-in-1-Anlage verbaut werden

Da die Wintermonate in Bayern sehr lang sein können, nutzt Max die kalte Jahreszeit zum Restaurieren seiner Motorräder. »Diesmal wollte ich aber keinen Vorkriegsoldtimer aufbauen, sondern zum ersten Mal ein Motorrad umbauen«, kommt der Außendienstmann zum Thema. Der Zufall wollte es, dass ein Arbeitskollege gerade seine 1995er Honda CB Seven Fifty verkaufen wollte, die ihm für das Unterfangen als durchaus geeignet erschien.

Eine Honda CB Seven Fifty für 800 Euro

»Schön war sie ja nicht. Aber der 750er Vierzylindermotor ist eine Augenweide, kein störender Wasserkühler, ein simpler Rohrrahmen und das Scheußliche rundherum kommt sowieso weg. Außerdem war der Preis mit 800 Euro wirklich günstig.« Mit einem Handschlag wechselte die Honda den Besitzer. 

Einzelfilter statt Airbox: Vier Moxi-Luftfilter krönen die Vergaserbatterie und sorgen für freie Durchsicht im Rahmendreieck der Honda Seven Fifty

Unter einer Schmutz- und Ölschicht verbarg sich eine perfekte Substanz. Max schoss durch den Kopf, was sich alles aus dieser super Basis machen lassen könnte. Weil dies aber sein erster Umbau werden sollte, entschied er sich dafür, die Honda mit möglichst geringem Geldeinsatz in einen Cafe Racer umzubauen: »Ich wollte so viel wie möglich selbst machen. Also Teile runter, Flex an und los ging’s.«

Honda CB Seven Fifty – Cafe Racer ohne Stummellenker?

Zwischendurch hockte sich der Sammler immer wieder mal auf einen Stuhl vor das Bike, betrachtete die Details stundenlang aus allen Perspektiven und plante die bald folgenden Arbeitsschritte. Er entfernte die Airbox und schuf ein freies Rahmendreieck, er kürzte das Rahmenheck, schnitt sich die Schutzbleche aus den Originalteilen zurecht und verstaute Batterie sowie Elektronikkomponenten unter dem Sitzbankhöcker.

Fürs Fahren hat sich vor allem die saubere Neuabstimmung der Vergaser gelohnt. Der Vierzylinder zieht seidig hoch, ohne in tiefe Löcher zu fallen. So soll das

»Wenn hier irgendjemand meint, an einen Cafe Racer gehören Stummellenker, dann hat er vollkommen recht«, nickt Max und zeigt auf den montierten Streetbike-Lenker, »aber ich wollte auch mal 400 Kilometer ohne größere Rückenschmerzen bewältigen können.« Immer wieder ertappte er sich während des Umbaus bei der Frage, ob er andere Instrumente, Hebel oder Lampen kaufen sollte. »Aber meistens siegte die Vernunft, denn es sollte ja ein Low-Budget-Projekt bleiben.«

Die Farbwahl des Lacks war eher Zufall

Daher kaufte sich der Sparfuchs auch eine Airbrush- und eine Beilackierpistole, um Rahmen und Kleinteile einzufärben. Nur die Beschichtung von Tank, Höcker und Frontfender überließ er einem befreundeten Lackierer. Wobei die Farbwahl des Lacks eher Zufall war. Der Stammtischfreund hatte noch Reste eines Bronzefarbtons, den er preiswert verarbeiten könne. Nachdem Proben in matt und in glänzend angefertigt worden waren, entschied sich Max für den Hochglanz. Und weil es die Aufkleber in der benötigten Form und Größe nicht zu kaufen gab, ließ sie Max bei einem Folienhersteller anfertigen. 

Max ist zufrieden mit seinem ersten Umbauprojekt. Die Umbaukosten blieben unter 1.500 Euro, da kann man nicht meckern

Die Vergaser mussten neu abgestimmt werden, denn Sportluftfilter und ein Edelstahl-4-in-1-Krümmer mit Eagle-Mach7-Schalldämpfer waren verbaut worden. »Das erledigte ein Meister seines Fachs, der wird das Aufreiben der Hauptdüsen, Abstimmen und Synchronisieren mit 100 Jahren immer noch besser können als ich.« Dank vieler Eigenarbeiten hat Max für den kompletten Umbau nur 1.440 Euro aufwenden müssen.

Low Budget auch dank Verkauf der abgebauten Teile

Und durch Verkäufe der abgebauten Teile – zusammen 379 Euro – konnte er seine Ausgaben weiter drücken. Ist die Seven Fifty das wert? Dazu Max: »Wenn man den Reaktionen der Leute Glauben schenken darf, auf jeden Fall. Und ich bin sowieso begeistert. Ich hab mir sofort wieder eine günstige Basis für einen neuen Umbau besorgt. Eine BMW R 100 RS, Technik in gutem Zustand, der Rest … ja, ihr wisst schon.«

 

Dirk Mangartz