Ein Vater, zwei Söhne, der Sachsenring einen Steinwurf entfernt, Rennsportaffinität ein Familiending. Fast logisch, dass diese Voraussetzungen perfekt sind, um einen Betrieb zu gründen, der klassische Racer baut. So wie diese beiden Honda CB Seven Fifty … 

KA kommt von Karsten, Speed erklärt sich von selbst. Der Vorname des Vaters und die Leidenschaft für Rennmaschinen, im Erbgut der Zwillingssöhne Jimmy und Mick fest verankert, führten vor fünf Jahren zur Gründung von »Kaspeed« im sächsischen Glauchau.

Nach der Wende die erste Ducati …

Der Vater ein Schrauber vor dem Herrn, aus wenig alles machen, wie viele der DDR-Jungs in frühen Jahren auf MZ und Co. gepolt. Nach der Wende eine Ducati, die mit der Geburt der Söhne verkauft wurde. Andere Dinge waren nun wichtiger, das Geld für die Familie zusammenhalten, die Jungs großziehen.

Maximal sechs Motorräder werden bei Kaspeed pro Jahr gebaut, die Kleinstserienfertigung auf Basis der Seven-Fifty-Reihenvierer begann im letzten Jahr

Allerdings nicht, ohne das Motorradgen weiterzugeben, die Leidenschaft zu schüren und dabei den Rennsport nie aus dem Blick zu verlieren. Die Jungs machten was draus, der eine wird Diplom-Ingenieur und Renntechniker, der andere Modellierer in der Automobilindustrie. Feste Jobs, feste Kohle und am Abend und an den Wochenenden schrauben sie, machen aus gewöhnlichen Motorrädern piekfeine Custombikes.

Kaspeed baut Cafe Racer, Bratstyler und Scrambler

Nach der Restaurierung diverser DDR-Klassiker wurde die Sache ernst, der Traum vom Familienbetrieb manifestierte sich, Kaspeed wurde gegründet. Aus ihrer Liebe zu europäischen und alten japanischen Bikes entstehen bei Kaspeed Cafe Racer, Bratstyler oder Scrambler. Bis heute ist die gemeinsame Sache eine, die neben den Hauptjobs ausgeübt wird.

Edel, edel: Bei den gewählten Anbauteilen wird sich auf bestes Material von Öhlins, Kellermann, oder LSL verlassen

»Wir wissen um die Schwierigkeiten, die Customizer haben, die nur vom Umbauen leben möchten. Auch um die von Kalkulationen und Papierkram«, erklärt Jimmy. Und mit demselben Bedacht, mit dem sie ihre Firma gründen, bauen die drei auch ihre Motorräder. »Maximal sechs pro Jahr schaffen wir«, sagen sie.

Honda CB Seven Fifty – Viel Liebe zum Detail

Beachtlich, wenn man bedenkt, mit welcher Liebe zum Detail sie ihre in Kleinserie gefertigten Racer auf Basis der Honda CB Seven Fifty nicht nur konstruieren und bauen, sondern auch beschichten und lackieren. Alles aus drei Händen, und das zu einem durchaus erschwinglichen Preis für ein individuell gefertigtes Motorrad.

Im Gegensatz zum Basis-Umbau glänzt die »Racer«-Version mit voll einstellbarer USD-Gabel, Öhlins-Dämpfern und verbesserten Bremsen, was dem Fahrverhalten deutlich zugutekommt

Nummer eins rollte im Herbst aus der kleinen Manufaktur und erregte bereits reichlich Aufsehen. Die hier gezeigten Hondas sind Nummer zwei und drei aus dem Familienbetrieb. »Heritage« nennen die Kaspeed-Jungs ihren Basisumbau, der für 16.900 Euro zu haben ist. Für 2.000 Euro Aufschlag bekommt man die hier gezeigte Racer-Version.

Honda CB Seven Fifty – 18 Kilogramm abgespeckt

Dank USD-Gabel, Öhlins-Dämpfern im Heck und deutlich besserer Bremsanlage ist dieser Aufschlag völlig gerechtfertigt und immer noch mehr als angemessen. Knapp achtzehn Kilo verliert die gutbürgliche Honda in den Fingern der Custom-Family. Maßgeblichen Anteil daran hat das komplett entschlackte Heck mit leergeräumtem Dreieck.

Um die achtzehn Kilo verliert die Honda während des Umbaus, maßgeblichen Anteil daran hat das verschlankte Heck, in dessen Höcker zum Beispiel die Elektronik steckt. Die Anbauteile sind sorgsam ausgewählt

An Stelle der umfassenden Plaste der Serie setzt Kaspeed einen selbstlaminierten Höcker ein, der auch die Elektronik beheimatet. Der Serienluftfilter wird gegen Einzelfilter von DNA ersetzt, die Vergaser werden neu abgestimmt. Der original belassene, aber überholte 750er darf über Serienkrümmer in schlanke Endtöpfe von LeoVince grummeln. Dazu ist der Reihenvierer in Schwarz und Silbermatt neu lackiert.

Wie das Who is who des internationalen Custom-Marktes

Der Höcker entstand aus Kevlar und Carbon in der eigenen Werkstatt, die Teileliste des Umbaus liest sich außerdem wie das Who is who des internationalen Custom-Marktes. Daytona-Tacho, schlüsselloses Zündschloss von Motogadget, Stummel, Rasten und Hebel von LSL, Koso-LED-Scheinwerfer ohne Gehäuse und Kellermann-Atto-Kombiblinker.

Der Scheinwerfer spendet LED-Licht

Eine einfarbige Lackierung und die Pulverbeschichtung von Rahmen, Schwinge und anderen Komponenten ist im Preis außerdem mit drin. Mehr geht natürlich auch, die silberne Honda auf diesen Seiten ist inspiriert von Rothmans-Racing-Lackierungen der 80er und 90er Jahre, modernisiert mit Silber, Bronze und Blau metallic. Die andere setzt auf tiefes Türkisblau metallic in Kombi mit Feuerrot und weißem Pinstripe.

Zurückhaltende, stilvolle aber auch bezahlbare Motorräder

Die Seven Fiftys von Kaspeed sind zurückhaltende, stilvolle Motorräder und, das können wir guten Gewissens unterstellen, eine Herzensangelegenheit. »Wir wollen schöne, funktionale, aber eben auch bezahlbare Motorräder bauen«, sagen sie uns in Sachsen. Und das gelingt der Familienbande in der Tat vortrefflich.

Info |  kaspeed-moto.com

Honda CB Seven Fifty – Die Gutbürgerliche

Die Preise für Hondas CB-Modelle sind, ähnlich wie bei anderen japanischen Youngtimern, in den letzten Jahren massiv in die Höhe geschossen. Anders bei der Seven Fifty, die gebraucht noch im vernünftigen Preisrahmen liegt – ein Grund, warum die Kaspeed-Mannen sie als Basis ihrer Kleinserie gewählt haben.

Honda CB Seven Fifty – Eher Kartoffelstampf als Trüffelpüree

Wer nett ist, beschreibt das Modell als klassischen Naked-Racer … weniger nett würden wir sagen, sie ist eher Kartoffelstampf als Trüffelpüree. Bieder und bodenständig, aber mit solider Technik und wenigen Problemen mit Wartung oder Laufleistung. Über 100000 Kilometer sind da locker drin. Und immerhin, ein klassischer japanischer Four mit Luftkühlung ist schon eine Nummer.

Fahrwerksschwächen offenbart das Originalbike vor allem dann, wenn es sportlicher wird. Die Gabel ist zu weich, die Federbeine kommen zu früh in die Progression, das macht nur bedingt Spaß und bietet Raum für Verbesserungen. Wenn dann allerdings Jungs wie die von Kaspeed in die Bresche springen, kann die gutbürgerliche Liebe zum ewigen Feuer werden.

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.