Mit einem CB-F Concept -Bike weckt Honda Hoffnungen auf ein Comeback der Bol d’Or. Die Umsetzung wäre ein Leichtes, denn als Basis dient die CB1000R.

Eigentlich wollte Honda die CB-F Concept ja auf der Osaka Motorcycle Show präsentieren – aber auch diese Messe fiel aus bekanntem Grund ins Wasser. Also gab’s nun eine reine Internet-Präsentation mit spärlichen Infos und wenigen Bildern. Macht aber nix, denn es braucht keine Brille um zu erkennen, dass die Japaner mit überschaubarem Aufwand eine CB1000R Neo Sports Café neu eingekleidet hat.

Die Optik wird von der Tank-Sitzbank-Heckbürzel-Optik bestimmt – eine gelungene Neuinterpretation des Bol d’Or-Themas

Hauptrahmen, Motor, Gabel, Einarmschwinge, Bremsen, Felgen – alles gleich. Aber das Wenige, was angefasst wurde, weckt gewollt Erinnerungen an eine Motorradlegende aus Hamamatsu. In Anlehnung an das berühmte 24-Stunden-Rennen »Le Bol d’Or«, das Honda Ende der siebziger Jahre viermal in Folge gewinnen konnte, präsentierte der japanische Hersteller 1978 die CB 900 F mit dem Werkscode SC01.

Rennsporttechnik in Serie

Zwei obenliegende Nockenwellen und 16 über Tassenstößel betätigte Ventile waren damals im Rennsport »State of the art« und mit der Bol d’Or hielt die bis dato den Grand-Prix-Maschinen vorbehaltene Technologie Einzug in die Serienherstellung. Die Leistungsdaten waren für ein Nakedbike der späten 70er Jahre beeindruckend: mit 95 PS und 220 km/h Spitze war die Honda sehr weit vorn. Das toppt das Concept-Bikes natürlich lässig, die Leistungsdaten sind identisch mit denen der CB 1000 R: 998 Kubik, 145 Horse.

Das Original: Die Honda CB900F Bol d’Or wurde von 1978 bis 1984 gebaut

Sehr gelungen ist jedenfalls die Neuinterpretation des typischen Bol d’Or-Designs mit dem markant-kantigen Tank und den typischen 80er-Jahre Graphics. Der Verlauf der nach hinten ansteigenden Seitendeckel geht wie beim Original in das geschwungenen Heckbürzel mit integriertem Minispoiler über und auch das schlichte Vier-in-Eins-Rohr ist optisch stark an das Vorbild angelehnt (auch wenn jetzt natürlich ein fetter Sammler unter Triebwerk hängt).

Ein paar Runduhren wären schön gewesen

Für Retrocharme sorgen auch das Rücklicht im typischen Big-Bike-Look der damaligen Zeit sowie der klassische Rundscheinwerfer – beides natürlich mit aktueller LED-Technik bestückt. Mit den beiden an der unteren Gabelbrücke montierten Signalhörnern enden die Designzitate – leider. Denn ein paar Runduhren wären für die Instrumentierung der CB-F Concept sicher passender gewesen, als das TFT-Display, das natürlich ebenfalls von der R-Version stammt.

Die Basis: Honda CB1000R. Der 1000er Four bringt es auf 145 Horse und treibt das Bike locker auf 230 Sachen

Ob Honda dem Concept-Bike eine Serienversion folgen lässt, ist derzeit offen. Die Umsetzung wäre augenscheinlich mit geringem Aufwand möglich und Kleinigkeiten wie Spiegel und Kennzeichenträger, die bei der Studie noch fehlen, sind kaum der Rede wert. Allerdings haben die Japaner mit Retrobikes wie der luftgekühlten CB 1100 zuletzt die Erfahrung gemacht, dass die Menge zwar ob des geballten Retrocharmes laut applaudiert, sich beim Kaufen aber vornehm zurückhält.

Info | honda.de 

 

 

Carsten Heil, hat die typische Zweiradkarriere der 80er-Jahre-Jugend durchgemacht: Kreidler Flory (5,3 PS), 80er-Yamaha DT und mit achtzehn dann die erste 250er Honda. Nach unzähligen Japanern über Moto Guzzi ist er dann schließlich bei Rohrrahmen-Buell gelandet. Seit 1992 mit Fotoapparat und Schreibgerät in Sachen Kradkultur unterwegs.