Die Idee zu diesem Honda CB 750-Low Rider lieferte ein alter, mit Spinnenweben bedeckter Plattenspieler und die dazugehörigen Funk-LPs. Exzessives Hören der 70er-Jahre-Scheiben inspirierte einen finnischen Garagenbastler und ließ eine wilde Idee Formen annehmen.

Petri Ruusunen gehört zu einer besonderen Sorte Mensch. Am Tage führt er ein feines Juweliergeschäft mit seiner Frau Liisa zusammen, verkauft Eheringe in Gold und Silber und sorgt dafür, dass Frauen ihre Männer um die letzten Euros berauben.

What the fuck sind das für Hobbys?

Doch kaum bricht die Nacht herein, verwandelt er sich in einen dreckverschmierten, durchgedrehten Mechaniker, der neben geilen Motorrädern auch irgendwelche verrückten Gerätschaften baut. Eine Maschine, die die Erdanziehungskraft misst oder ein Gerät, das die Wellenlänge des Lichts bestimmt, und das als Hobby – what the fuck?

Long Wheelbase: Durch den verlängerten Rahmen wirkt der 750er Vierzylinder fast schon ein wenig verloren

Aber wenden wir uns seinem Motorrad zu. Alles begann damit, dass ein Custom- Parts-Shop in Stockholm schloss und Petri dadurch billig an ein ganzes Set mit vergoldeten Gehäuseschrauben für eine Honda CB 750 Four kam.

Vergoldete Gehäuseschrauben für den 750er Four

Wofür eigentlich, wenn er gar keine 750er Four besitzt? »Hey, ich wusste, dass ich bestimmt irgendwann eine besitzen würde, also schlug ich zu und kaufte die Dinger«, so Petri. Und so wie es oft im Leben ist, ließ die richtige Chance nicht lange auf sich warten.

Hubble-Teleskop? Petris Leidenschaft gilt 70er-Jahre-Motorrädern und seltsamen Maschinen wie diesem Gebilde, mit dem sich der Gamma-GT-Wert von Sackzylindern ermitteln lässt …

In einer Verkaufsanzeige in der lokalen Tageszeitung bot jemand kurze Zeit später ein Chopper-Projekt mit »Honda 750 Four«-Teilen zum Verkauf an – in Form von Einzelteilen, aufbewahrt in Boxen. »Nachdem ich einige Infos eingeholt hatte, war mir klar: Das brauche ich! Neben der Front und den Invader-Rädern gab es viele Teile, die interessant für mich waren.

Im Prinzip blieb nur der Motor der Honda CB 750

Ich behielt den Motor, den Öltank, die Fußrasten und die Krümmer und baute alle restlichen Teile selbst.« Während im Hintergrund die LPs von »The Bar Kays« und »Jimmy Castor« ihre Runden drehten, begann Petri zu schrauben.

Wichtiges Utensil: Vor dem Fahrer hat Petri die Stereoanlage verbaut. Blecherner Disco-Sound, Funk und Glam Rock sind Pflicht

»Ich überlegte mir, was diese Jungs, die mich da beschallten, für Bikes fahren würden. Ich stellte mir ein 70er-Jahre-Wohnzimmer vor, in dem blecherne Musik aus einem hölzernen Radio erklingt, und versuchte die Stimmung zu fühlen. Das wollte ich in das Bike einfließen lassen«, Petri macht ein wirres Gesicht.

Ein Kassettenradio aus den 70ern war Pflicht

Was dem Motorrad demnach nicht fehlen durfte, war ein oldschooliges Kassettenradio aus den 70ern. Ein Passendes zu finden, war jedoch nicht so einfach, vor allem, weil Petri unbedingt ein silbernes wollte. Aber hier konnte die junge Generation punkten.

»Old-School verwöhnte Augen müssen sich erst einmal an die schrillen Formen der 70s-Digger gewöhnen. Aber irgendwann springt der Funke über«

Mit ein paar wenigen Klicks organisierte sein Sohn im Internet das perfekt passende silberne Radio. Die Motorhalterungen entwarf Petri in Sternform, und passend dazu erhielt der Tank ein Weltraummotiv. »Das ist kein erfundenes Himmelsbild, sondern eine echte Spiralgalaxie, die vom Hubble-Teleskop fotografiert wurde.

Honda CB 750 mit Kradmelder-Heck

Ihr kennt doch das Hubble-Teleskop, das sich in unserem Orbit befindet, oder?« Ach das, na klar kennen wir es, Petri! Der Finne konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, ein weiteres Sternenbild auf dem Heckfender zu verewigen. Stattdessen baute er eine Art Gepäckträger drauf, der an die Kradmelder-Boxen der Bundeswehr-Mopeds erinnert und gut zu den hochkantigen Rechteck-Doppelscheinwerfern passt.  

Für die Fahrbilder zögerte Petri etwas, das nicht angemeldete und nicht versicherte Motorrad auf die Straße zu bringen. »Wenn die Cops mich anhalten, geben die mir nicht nur einen Strafzettel – die nehmen mir gleich das ganze Motorrad weg!« Nun, wir versichern euch, das Bike lässt sich tadellos fahren

Die Funky Star-Honda ist voll fahrbereit, doch steht eindeutig die Kunst im Vordergrund. Oder eher die Verwandtschaft zu kompakten Plasma-Generatoren, Formationen aus Mondgestein oder einem Versuchslabor für Klontechnologie …?

 

Charley Charles