Normalerweise befasst sich Dietmar Reiter mit seiner Firma »Mr. Bobber Custom« vorwiegend mit Motorrädern der Marke Harley-Davidson. Doch für dieses Projekt ist er bewusst mit einer Honda CB 750 »fremdgegangen«.

Die Wege im Customizing sind manchmal verschlungen und ungewöhnlich. Oder wie Bruce Lee einst sagte: »Du kannst einen bestimmten Stil bevorzugen, aber wenn du dich festlegst, verpasst du das ganze Universum.«

»Diesmal wollte ich ein japanisches Motorrad nehmen«

Das könnte auch auf den Österreicher Dietmar Reiter zutreffen, der mit seiner Firma »Mr. Bobber Custom«Parts für Harley-Davidson-Modelle entwickelt und vertreibt, aber auch Komplettumbauten auf die Räder stellt. Trotzdem verwundert es, dass er diesmal gewohntes Territorium verlässt und sich dem Umbau einer Honda CB 750 aus den achtziger Jahren widmet: »Mir gefällt der Cafe-Racer-Stil allgemein sehr gut. Auf Basis der Sportster habe ich auch schon Motorräder in dieser Richtung umgebaut, doch diesmal wollte ich ein japanisches Motorrad nehmen.«

Minimalistisch: Dietmars Honda CB 750 ist gecleant, und aufgeräumt. Der Motor hat nach einer Generalüberholung wieder richtig Feuer

Obwohl er mit Honda nicht viel am Hut hat, wie er zugibt, fällt die Wahl nach einer Internetsuche eben auf jene CB 750, die durchaus als Ikone der frühen achtziger Jahre bezeichnet werden darf. Zudem eignet sie sich hervorragend für Cafe-Racer-Projekte. »Mit ein Grund war natürlich auch die Kostenfrage«, erklärt Dietmar. »Wenn du eine Sportster als Ausgangsmodell wählst, schraubt das die Kosten von vornherein nach oben. Aber nach einigen Überlegungen wollte ich nicht mehr als 7.000 Euro für den Umbau ausgeben, inklusive Motorrad.

Honda CB 750 – Luftgekühlter Four für kleines Geld

Für kleines Geld ersteht er die 1982er Honda mit dem luftgekühlten Reihenvierzylinder und macht sich an die Arbeit. Wie bei alten Motorrädern üblich, folgt der komplette Strip-down. Das Bike wird in Einzelteile zerlegt, der Rahmen gestrippt und von allen Haltern und unnötigem Ballast befreit, überflüssig gewordene Bohrungen zugeschweißt. Im Zuge des Umbaus wird auch das Rahmendreieck freigelegt und die Batterie unterhalb der Schwinge platziert. Das Heck baut Dietmar selbst um, übernimmt für den Höcker, den er aus Blech dengelt, die Sicke des Tanks und führt somit die Linie bis ans Ende des Motorrads fort.

Das kurze Eigenbauheck übernimmt Stilelemente des Tanks. Der schmale LED-Streifen fungiert als Brems-Rücklicht-Kombination

»Das Motorrad ist eigentlich vorher schon in meinem Kopf entstanden.« Anschließend gibt er den Rahmen zum Pulverbeschichten. Doch damit nicht genug, wird dieser noch einmal geschliffen, alle Schweißnähte verspachtelt und anschließend von Lackkünstler Marcus Pfeil in Glanzschwarz lackiert. Da beide befreundet sind, überlässt Dietmar ihm auch die Ausführung fürs neue Lackkleid. Das matte Candy-Blau steht der Honda bestens. Lediglich die Scallops waren Dietmars Wunsch. 

Alle Oberflächen bekommen ein neues Finish verpasst

Die Dynamik des Umbaus lässt die Honda neu erstrahlen, denn der Perfektionist überholt neben dem Motor jedes Teil am Bike und verpasst allen Oberflächen ein neues Finish. »Das Motorrad ist jetzt quasi wie im Neuzustand.« Doch die größte Überraschung hebt er sich bis zum Schluss auf. »Ich habe die Honda meinem zwölfjährigen Sohn geschenkt, der mir immer zur Seite steht und oft in der Werkstatt mithilft. Sonst hätte ich sie wahrscheinlich wieder verkauft.«

Info | mr-bobber-custom.com

 

Christian Heim