Dass sich mehrere Leute ein Auto teilen, kennt man inzwischen. Bei einem Motorrad ist das schon seltener. Dass es aber sogar mit einem Custombike funktioniert, zeigt diese Honda CB 550 F.

Seit mindestens 20 Jahren besteht die Freundschaft von Dirk und Klaus schon, immer ging es dabei um Mopeds. Dabei drehte es sich nie allein ums Fahren, sondern auch um die gegenseitige Hilfe bei möglichen Reparatur- oder Wartungsarbeiten. Normalerweise fanden die Schraubertätigkeiten in Dirks riesiger Doppelgarage statt. Klaus wohnte glücklicherweise auch nur knapp 100 Meter weit entfernt. Vor ein paar Jahren wurden die beiden Harleyfahrer, Dirk hatte eine Sporty und Klaus eine Heritage.

Kompakt: Das Mufu-Cockpit zeigt die Drehzahl analog, Geschwindigkeit und Kilometerzähler digital. Im Ziffernblatt sind außerdem fünf Kontrollleuchten integriert

Der Gedanke, dass bei den beiden nun keine andere Marke mehr Platz hat, lag nahe. Aber weit gefehlt. Irgendwann entstand die Idee, zusammen ein Custombike zu bauen. Bei der Suche nach einer möglichen Variante stießen die beiden im Internet auf einen Cafe Racer in den USA, das Ganze auf Basis einer Honda CB 550 F. Man war sich schnell einig, dass es genau in diese Richtung gehen musste. Die Basis sollte die Supersport-Version von Honda werden, da diese unter anderem die 4-in-1-Krümmeranlage schon werksmäßig verbaut hatte.

Honda CB 550 – Basisbike für zweitausend Euro

Natürlich findet man das bis 1982 gebaute Bike nicht an jeder Straßenecke, aber nach längerer Suche fand sich tatsächlich im Nachbarort so ein Teil. Jeder der beiden machte dafür einen Tausender locker. Es war mittlerweile November und deshalb war die Karre schon am nächsten Tag zerlegt. Die Aufgabenteilung wurde von Anfang an klar geregelt: Dirk ist gelernter Betriebsschlosser, weshalb er sich um die Hardware kümmerte. Klaus erledigte die Software, sprich Elektrik.

Die 550 F kommt standardmäßig mit einer 4-in-4-Auspuffanlage, nur die Supersport-Version hat diese verdammt heißen 4-in-1-Krümmer

Der Motor wurde zur Sanierung in ein eigens dafür geschweißtes Gestell montiert. Bevor die altersbedingten Gebrauchspuren mittels Glasperlstrahlen entfernt werden konnten, wurden alle Öffnungen penibel verschlossen. Trotzdem fand noch genügend Dreck seinen Weg ins Innere. Anschließend wurden Kupplung und Zündung erneuert und gereinigt, zwei Ölwechsel kurz nacheinander sorgten im Endeffekt dafür, dass der letzte Dreck den Weg nach draußen fand.

Honda CB 550 F in klassischer Gulf-Lackierung

Das Polieren der Motordeckel und anderer Aluteile fand in einer Gemeinschaftsaktion statt. Für die Radnaben mussten die Räder natürlich zerlegt werden. War aber nicht weiter schlimm, da die Felgen sowieso gepulvert werden sollten. Bei der farblichen Gestaltung waren sich die beiden schnell über das Gulf-Motto einig. Der Lackierer machte die entsprechenden Farbtöne ausfindig, so stammt das Blau von einem Porsche aus den 70ern und das Orange ist eine normale RAL-Farbe.

Der kleine Four lässt immerhin 65 Gäule springen, die mit 51 Newtonmetern vorandrücken

So wurde im Endeffekt fast alles gepulvert, bis auf Tank, vorderen Fender, Scheinwerfer und Höcker, die sind fachgerecht lackiert. Für das Sitzpolster, das Dirks Tante nähte, wurde vorher als Sitzschale eine VA-Platte entsprechend der Aussparung im Höcker und der Tankform hergestellt. Unten drunter wurden vier Gewindestangen befestigt. Oben am Rahmen wurde eine Platte eingeschweißt, die der Sitzhalterung und zur Aufnahme der Elektrik dient. Bei Letzterer konnte sich Klaus voll austoben, wobei er eben die meisten Bauteile unter dem Höcker platzierte. Da der Tacho elektronisch arbeitet, hatte Klaus hier volle Entscheidungsfreiheit.

Der kleine Honda-Racer wird sich brüderlich geteilt

That’s it, der kleine Racer ist fertig und wird von den Freunden seither immer wieder bewegt. Dabei hat Dirk mittlerweile eine kleinen Vorteil, denn er ist zwar in den Nachbarort gezogen, aber der Cafe Racer steht in seiner Garage. Wobei, ein echtes Hindernis sind die vier Kilometer Entfernung für Klaus nun wirklich nicht.

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.