Benny Thomas steht auf 70er-Jahre-Chopper. Weil keiner in England solche Dinger baute, fing er selbst damit an. Heute sind seine Boneshaker wie die Honda CB 550 erste Wahl.

Ich wollte eigentlich kein Customizer werden, aber ich hatte keine andere Wahl«, lacht Benny, als wir ihn treffen. »Ich mag Chopper, besonders die alten. Um möglichst nah an dieser Leidenschaft zu sein, fing ich an, solche Bikes zu bauen. Heute ist der Style gefragt und die Leute bezahlen mich für das, was ich liebe. Ich könnte nicht glücklicher sein«, erzählt uns der Inhaber von Boneshaker Choppers aus den englischen Midlands.

Jungs, das ist ein Chopper mit eigener Geometrie und ohne Bremsen. Der holpert wunderbar über die Trip Out-Wiese, aber vielleicht weniger gut durch die Stuttgarter Rush Hour

Als Anna und Andy – die Veranstalter des Seventies-Treffen »The Trip Out« – Benny baten, ein Bike für die Show zu bauen, war er begeistert. Es war von einer Sportster oder Triumph die Rede, ein kleines Budget stand zur Verfügung, ansonsten ließ man Benny freie Hand. Und der hatte nur eines im Kopf: »Es musste ein absoluter Digger werden, ganz im Style von Arlen Ness – mit einem Motor der 70er, am besten Honda.« Letztlich entschied sich Benny für einen kleinen CB-550-Reihenvierzylinder, genug Leistung für ein Bike, das später ohne Vorderbremse fahren würde, »denn auch das ist ein Merkmal der Seventies-Generation«, wie Benny anmerkt.

Honda CB 550 – Handgefertigte Springergabel

Dass der Umbau der Honda nicht wahnsinnig viel Geld verschlungen hat, sieht man dem fertigen Bike kaum an. Aber klar, der Motor erfuhr überhaupt keine Modifikationen und der Rahmen ist ein Honda-Original, wenn auch etwas Geschick von Nöten ist, ihn auf amtliche Gooseneck-Maße zu strecken und zu raken. Die Springergabel ist ein handgefertigtes Einzelstück, ebenso der Tank und die gebogene Gabel.

»Warum kein CB-750-Vierzylinder? Der 550-ccm-Motor hat nun wirklich genug Leistung für ein Motorrad ohne Vorderradbremse«

Spiegel, Blinker und Tamtam sparte sich Benny und ließ dafür lieber die brettharte Sitzbank fein punzieren. Klassische Lackiertechnik vom befreundeten Tätowierer Chris Hatton darf außerdem nicht fehlen. Auf dem Trip Out wurde das Bike schließlich nicht nur präsentiert, sondern direkt unter den Zuschauern verlost. Und nicht wenige verspürten einen Hauch Neid auf den verdammt glücklichen Gewinner.

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.