Olli und Ficko leben auf einer Insel. Wenige Menschen, viel Natur, die Ruhe des Nordens – es mag auch daran liegen, dass sie so viel Zeit und Detailarbeit in klassische Japanerinnen wie dieser Honda CB 400 N stecken können.

Der Norddeutsche redet nicht gern, sagt man, und ist immer ein bisschen brummig und introvertiert. Wer mit Oliver Bluhm über Motorräder spricht, wird das kaum bestätigen können. Es ist ein Wortsprudel, der aus ihm herausbricht, gespeist aus der puren Leidenschaft für sein Thema.

Eine Doppelgarage als Tummelplatz für japanische Motorräder

Hier, ganz weit oben, auf der Elbinsel Krautsand erfüllte sich sein Traum von der eigenen Werkstatt. Zusammen mit seinem Freund Jörg Fick, genannt Ficko, dient eine Doppelgarage als Tummelplatz für klassische, japanische Motorräder – und für das, was man aus ihnen machen kann.

Um die erfolgreiche, aber auch biedere CB ihrer Racing-Bestimmung zuzuführen, wurde das Fahrwerk ordentlich gestrafft. So sind Gabel-innereien und Federbeine Neuware

Einen Namen haben sich die Jungs mit ihren »Green Island Bikes« vor allem mit Umbauten auf Basis der alten Kawasaki-Z-Modelle gemacht, festgefahren auf ein Modell sind sie trotzdem nicht. »Wir machen schon auch mal ’ne Monster«, sagen sie. Allerdings, und das steht im Vordergrund, legen sie großen Wert auf hochwertige Handarbeit – CNC-Geschichten, Fehlanzeige.

Honda CB 400 N – Von Haus aus eher unspektakulär

»Und wir wollen immer versuchen, etwas noch mal anders zu machen, uns jedes Mal neu zu erfinden. Und so kam es, dass aus einer von Haus aus sehr unspektakulären Honda CB 400 N ein extrem aufwendiger Umbau wurde, dessen Detailarbeit man auf den ersten Blick nicht an jeder Stelle erkennt.

Heckrahmen sowie die Bürzel-Sitzbank-Kombi entstanden komplett in Eigenregie …

Inspiriert wurden sie beim Bau für Fickos privates Bike von der legendären Rennhonda RC 143 aus den 60er Jahren. Weil die orginale CB 400 in Olivers Augen keine vernünftige Rahmenlinie besitzt, musste aufwendig nachgebessert werden. So entstand der komplette Heckrahmen inklusive Bürzel und Sitzbank von Grund auf neu.

Nichts von diesen Einzelstücken kann man so kaufen

Das Gleiche gilt für den langen Tank und die komplette Verkleidung. Nichts von diesen Einzelstücken kann man so kaufen. Dass viele Schrauben, Buchsen, Halter und sonstige Kleinteile von Hand gefertigt wurden, treibt die Arbeit auf die Spitze. Dazu kam die Verbesserung des Fahrwerkes.

Ein sauberes Motorrad braucht eine saubere Elektrik. Wie schon bei früheren Umbauten setzen die Customizer auf Elektronik-Spezialist Axel Joost, der auf Details wie Tastersteuerung, Elektrotacho oder eine eigens gefertigte Batterie setzt

Neue progressive Gabelfedern in Verbindung mit neuen Stoßdämpfern, so gehört es sich für eine alte Rennmaschine. Der Racer fährt auf Bridgestone-Reifen, die Originalfelgen wurden mitsamt ihren Schraubverbindungen komplett neu aufgebaut, die hintere zudem verbreitert. Gelenkt wird per Stummel, natürlich.

Honda CB 400 N – Individuelle Elektroniklösungen

Großes Augenmerk legen Olli und Ficko außerdem grundsätzlich auf individuelle Elektroniklösungen. Wie bei allen Green-Island-Umbauten wurde die moderne Elektronik-Einheit von Kumpel Axel von »Joost Elektronik« verbaut. Das Ganze in Verbindung mit einer Minimalelektrik inklusive Tastersteuerung und einer extra für dieses Projekt angefertigten Lithium-Batterie.

Die originale CB 400 N ist ein Ausbund an Ödnis. Kein Vergleich zu diesem angeschärften Filigran-Racer

Auch dem Finish kommt eine besondere Aufmerksamkeit zu, gerade bei Bikes mit Verkleidung ist die passende Lackwahl nicht zu unterschätzen. Svend-Jörk Sobolewski, guter Freund und Unterstützer der kleinen Manufaktur, lieferte das Farbdesign, aufgetragen wurde es von Lackierer Josef Mestre. Fast ein Jahr dauerte der Aufbau, unzählige Arbeitsstunden stecken darin. Unscheinbare Massenware ist Hondas Kleine nun nicht mehr, ein sehr gutes Custombike dagegen schon.

Info | green-island-bikes.de

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.