Johannes’ Honda CB 400 N ist ein Fukker, wie er im Buche steht: Kein riesiger finanzieller Aufwand, geschraubt in der eigenen Garage mit den eigenen Händen. Genau dafür hatten wir uns diesen Contest ausgedacht …

Anfangs war Joe »nur« ein schwer sympathischer Typ aus Bayern, der eine lässige kleine Werkstatt und viel Bock auf Mopeds hatte. An Motorrädern geschraubt hatte der Traunsteiner, der beruflich als Bierbrauer seine Brötchen verdient, schon hier und da. Die große Bühne der Customszene betritt er aber letztlich erst Anfang Dezember.

Das Budget für den Umbau war sehr eng gesteckt

In Bad Salzuflen präsentiert Joe seinen fertigen Fukker, streicht verdienten Applaus ein und das alles, weil er den Mut hatte, über Monate hinweg vor den Augen der Öffentlichkeit ein Bike zu bauen. »Es war einfach megageil, die ganze Zeit über«, resümiert er. Denn abgesehen davon, dass seine Honda pünktlich fertig geworden ist, hat er sich in der Bauphase außerdem verlobt und den Job gewechselt. Und genauso bodenständig, wie er diese wichtigen Lebensentscheidungen getroffen hat, ist er auch an das Fukker-Thema rangegangen, Hut ab!

Der Miele-Tank hat seine Patina behalten, darauf wurde beim Bau Wert gelegt

Das Budget für den Umbau der Honda CB 400 ist von Anfang an sehr eng gesteckt. Das Basisbike ersteht Joe für 550 Euro, weitere 1.000 Euro investiert er in Material und wenige ausgesuchte Neuteile. Damit ist der Scrambler oberste Lowbudget-Kategorie, der viel Eigenleistung erfordert. Viele Dinge, die unser Schrauber selbst erledigen muss, tut er zum ersten Mal, umso höher ist seine Leistung zu werten. »Ich habe zum Beispiel noch nie einen Vergaser komplett zerlegt, gereinigt und eingestellt«, erklärt Joe.

Honda CB 400 N – Basisbike für 550 Euro

Aber die Premiere gelingt, die Honda läuft sauber, »das ist dann schon ein echtes Erfolgserlebnis.« Auch die Sitzbank ist so ein Beispiel. Für die Grundform besorgt sich Joe GFK aus dem Baumarkt, Schaumstoff und Leder aus dem Internet. Und dann wird geschnitten, geklebt, gepolstert, genäht – zum ersten Mal in der Schrauberkarriere des Youngsters. Auch der kleine Miele-Tank – das einzige von Anfang an gesetzte Teil des Umbaus – muss modifiziert werden. »Aber ich hab’s hinbekommen, da läuft alles«, erklärt Joe sichtlich stolz.

Für die Aufnahme der Fußrasten musste Joe eigene Halter bauen

Bei anderen Dingen bleibt er selbstkritisch. »Die Elektrik hab ich selbst gelegt, das gefällt mir aber alles noch nicht hundertpro. Die Kabel tragen dicker auf als gewollt. Da muss ich noch mal ran.« Der Fukker-Wettbewerb ist für den Traunsteiner gleichzeitig Lehrstunde und Arschtritt. »Hätte ich da nicht mitgemacht, ich hätte noch zehn Jahre gebraucht, das Ding zu bauen.

Ein offenes Rohr ist die schnellste und günstigste Auspufflösung

Aber so gab es weder Ausreden, noch viel Zeit, um ewig nachzudenken und zu überlegen.« Dass das zum Beispiel ein höllisch lautes Bike zur Folge hat, weil ein offenes Rohr die schnellste, einfachste und günstigste Auspufflösung ist, geschenkt. So dürfen … Quatsch, so müssen Fukker klingen.

Die Elektrik musste selbst verlegt werden: »Gefällt mir noch nicht so, alles zu fett«, Selbstkritik darf sein

Und da eine TÜV-Abnahme zur Fertigstellung seines Bikes sowieso noch kein Thema ist, passt das auch. Trotzdem, legal soll Joes Fukker irgendwann auch noch werden, die entsprechenden Gespräche mit dem Prüfer laufen schon. Denn die zwei Kilometer, die Joe bisher gefahren ist, reichen ihm nicht. Und auch umgebaut wird in Traunstein weiter. Der Bayer hat Blut geleckt – nichts anderes will unser kleiner Volks-Build-Off erreichen.

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.