Ein Sportster-Freak, der mit feinsten Oldschoolparts handelt, kann eigentlich kaum ein anderes Bike als dieses mit Starrrahmen und Springergabel fahren: Die Harley-Davidson Sportster des Robert Ipenburg.

Es bedarf immer ein paar Zufällen, die die richtigen Leute zusammenbringen, manche nennen es auch gerne Schicksal. Im Fall des gebürtigen Südafrikaners Rob waren es mehrere dieser schicksalhaften Begegnungen. Da wäre zum einen die Szene in Australien, die den Chopperhead so gar nicht glücklich machte.

Die australische Szene setzt auf Cafe Racer und Scrambler

Man muss dazu wissen, dass Australien in den letzten Jahren Cafe-Racer- und Scrambler-Country geworden ist, mit Aushängeschildern wie den Jungs von Deus Ex Machina oder Mark Hawwa, Mitglied der Sydney Cafe Racers und Gründer des Distinguished Gentleman’s Ride.

Robs Sportster ist eine Demonstration dessen, was an Oldschoolparts gerade angesagt ist. Teile von Biltwell, Mooneyes und EMD zum Beispiel. Dazu eigenes Hirnschmalz, das zum Glück immer brandaktuell ist

Rob wiederum hatte schon immer Motorräder als Mittelpunkt, schraubte an allen Arten von Bikes, Marke meistens egal. Trotzdem landete er am Ende bei den Harleys und da wiederum bei den Sportstern. »Egal ob Ironhead oder moderne Sporty, ich mag sie alle. Weil die Leistung reicht, sie kompakt sind, bezahlbar außerdem – und weil sie wunderbar zum Umbauen taugen.«

 Florierende, holländische Oldschoolszene

Nur eben aktuell nicht mehr wirklich in Australien, weswegen Rob entschied, ins Heimatland seiner Mutter auszuwandern. Er hatte von der florierenden, holländischen Oldschoolszene gehört. Also ab ins Tulpenland. Zum Anfang in der neuen Heimat gehörte ein neues Bike, fündig wurde Rob bei Short Cut Choppers, wo er eine Bratstyle-Karre erstand und so Customizer Tjeerd kennenlernte.

»Ein bisschen sieht das Hinterrrad aus wie ein Mülleimerdeckel«, grinst Rob. Die Scheibenbremse will nicht so recht dazu passen – notwendig ist sie trotzdem, bremst er doch vorn nur mit Minimaltrommel

Tja, und dann stieß Rob auf die amerikanische Firma Led Sled Customs. Besitzer Pat Patterson feiert in den USA gerade große Erfolge mit Led Sled, hat sich darauf spezialisiert, Chopperparts ausschließlich für Harleys Sportster anzubieten. »Warum sollte das nicht auch in Europa funktionieren«, Rob schrieb eine Mail in die Staaten.

Fehlte nur noch das passende Bike …

Wenige Wochen später war die europäische Vertretung in Holland eine Tatsache. Und weil in der »Kustom Korner«, in der Tjeerd mit Short Cut und der Lackkünstler Kustom Bart ihre Heimat haben, noch Platz war, zog Rob mit ein. Später nahm er die Teile von Biltwell, Lowbrow und EMD in sein Programm auf. Nun fehlte nur noch das passende Bike, um den eigenen Laden zu repräsentieren.

Geriffelte Elemente finden sich am Bike in vielfacher Ausführung, hier zum Beispiel gut zu erkennen an den Auspuffendstücken aus dem Hause Biltwell

Da Rob selbst nicht auf hohem Niveau schrauben kann, wie er selbst zugibt, war es an Tjeerd, die – natürlich – Sportster umzubauen. Die Vorgaben des Besitzers waren aber klar: »Ein rohes Vintagebike, trotzdem mit moderner und zuverlässiger Technik. Daher auch die Entscheidung zugunsten einer Evo-Sportster.«

Harley-Davidson Sportster – Evo mit Kicker

Trotzdem und gerade um der Oldschool-Attitüde gerecht zu werden, montierte Tjeerd ein Kickerkit. Diese Erfindung von Led Sled in den USA ist eine solide Sache, keine billige chinesische Kopie. Um den Vintagelook des Bikes zu unterstreichen, wurden Camcover von EMD aus Frankreich verbaut.

Tjeerd (links) und Rob haben sich gesucht und gefunden. Der Zufall wollte, dass sie sich trafen und zusammen ein Bike bauten, ganz klar

Die gerippte Optik der Abdeckung findet sich an anderen Teilen wieder, so an den Auspuffendstücken von Biltwell oder der Vergaserabdeckung von Wannabe Choppers aus Deutschland. Der Starrrahmen kommt von Led Sled direkt, daher passt der V2 perfekt.

Harley-Davidson Sportster mit Led-Sled-Springergabel

Wie die meisten Rahmen von Pattinson verfügt auch der hier verbaute über nur ein Unterrohr, hat aber deutlich weniger Rake als die Rahmen gleicher Marke, die Pattinson in den USA verbaut und die dort im Fahrbetrieb etwas wackeliger sein dürften. Auch die superschmale Springergabel stammt aus dem amerikanischen Stammhaus.

In den USA wird sie üblicherweise und ganz chopperlike ohne Vorderradbremse gefahren. Das ist allerdings nicht mal in Holland erlaubt. »Ich habe die kleinste Bremse genommen, die ich finden konnte. Die Serienscheibe hätte nicht gepasst«, erklärt Rob, der sich schließlich für die Minitrommel von Standard Cycles entschied.

Harley-Davidson Sportster – Vorne Trommel, hinten Scheibe

Im Gegenzug darf im hinteren Rad eine moderne EMD-Scheibe ankern. Tank, Z-Bar-Lenker, Riser oder Lampen sind abschließend Teile aus den Regalen von Cycle Werks, Biltwell oder Bates – Firmen, die jeder Chopperholic auf der Liste haben sollte.

Bliebe noch die Frage nach der Lackierung und ob nicht ein schönes buntes Flakefinish passend gewesen wäre. »Um Gottes willen, bloß nicht. Roh und nochmals roh sollte das Bike sein. Damit auch jeder sieht, was dahinter und drunter steckt. Ein echter Chopper eben.« Rob folgt damit einem Trend, die Sache mit den unlackierten Bikes behalten wir im Auge.

 

 

Floris Velthuis