Fünfzig Jahre Custom Chrome: Um dieses Jubiläum zu feiern, hat der Aftermarket-Spezialist bei Thunderbike ein 50th-Anniversary-Bike auf Basis einer Harley-Davidson Street Bob in Auftrag gegeben.

Der Bau eines Tribute-Bikes ist immer eine Herausforderung – und wenn es fünf Jahrzehnte repräsentieren soll, ist es noch schwieriger. Allein die unterschiedlichen Trends und Stile der letzten dreißig Jahre können mit einem einzigen Custombike unmöglich 
zitiert werden. Seit Custom Chrome Europe 1998 gegründet wurde, wurden professionelle und private Customizer aus ganz 
Europa dazu motiviert, ihre rollenden Phantasien zu verwirklichen.

Es war nur folgerichtig, dass sich CCE für Thunderbike entschied

Einer der Top-Profis im Custom-Bereich ist schon seit langer Zeit Thunderbike. Die Jungs aus Hamminkeln haben bereits eine Anzahl von Custombikes für die erfolgreiche Bolt On And Ride-Bikeserie von CCE gebaut, und es war nur folgerichtig, dass sich CCE für Thunderbike entschied, als es darum ging, jemanden mit dem Bau des 50th Anniversary-Bikes zu beauftragen.

Eindeutige Lieblingsfarbe der deutschen Custom-Szene ist Schwarz

Die Umbaubasis war eine serienmäßige Softail Street Bob mit 107 Kubikinch großem Milwaukee-Eight-Motor. Die Besonderheit: Das Jubiläums-Bikes ist das erste CCE-Custombike mit pneumatischer Federung vorn und hinten. Die pneumatische Springergabel aus dem Hause Thunderbike besitzt eine Zulassung und lässt sich mit dem Serien-ABS der M8 kombinieren. Der hintere pneumatische Einzelstoßdämpfer stammt von einem traditionellen »Luftfeder«-Hersteller. Beide Federungen arbeiten unabhängig voneinander und heben das Rad aus der Parkposition bis weit über die serienmäßige Fahrhöhe der Basismaschine hinaus.

Die Radgrößen wurden nur marginal verändert

Da viele Eigenmarken von Custom Chrome und noch mehr langjährige Partner von CCE für dieses Projekt in Frage kamen, war es ein schwieriges Verfahren, die endgültige Teilliste zu bestimmen: Die Speichenräder wurden gegen die hübschen Velocity-Designräder von RevTech ausgetauscht. Um nicht zu viele Parameter des Rolling Chassis zu verändern, wurden die Radgrößen mit 21 Zoll vorne und 18 Zoll hinten nur marginal geändert. Weißwandreifen von Shinko verleihen dem Bike den angepeilten Old-School-Look. Wie üblich wurden die RevTech-Räder mit stilistisch passen-dem Brems-Equipment bestückt, vorn übernimmt ein Vierkolben-Radialbremssattel von Performance Machine den Verzögerungsjob.

Das Jubi-Bike ist das erste CCE-Custombike mit pneumatischer Federung

Die Silhouette sieht dank der Verwendung der serienmäßigen Tanks wohltuend original aus, aber Front- und Heckfender sind Thunderbike-Parts, der hintere ist perfekt mit hauseigenen Struts an den serienmäßigen Hauptrahmen angepasst. Das seitliche Kennzeichen und die All-in-one-Leuchten von Highsider tragen zum sauberen Look des Heckbereichs bei. Das Sitzbrötchen kommt ebenfalls von Thunderbike. Dank eines gemäßigt hohen Apehangers ist die Fahrposition recht entspannt. Die Hebel gibt’s bei Rebuffini (Haupbremszylinder und Kupplungshebel mit CanBus-fähigen Schaltereinheiten plug&play) , die Griffe sind speziell angefertigte Unikate mit dem unverwechselbaren »50th Anniversary«-Logo. Die fast unsichtbaren LED-Blinker, die unter den Tastern stecken, stammen aus Hamminkeln.

Der »Ness dressed«-Motor eine passende Hommage an beide Marken

Als der Milwaukee-Eight-Motor (wie jeder neue Harley-Davidson-Motor seit der Knucklehead) vorgestellt wurde, waren es die Jungs vom Arlen Ness Team, die innerhalb weniger Wochen ein komplettes Line-Up von Motor- und Getriebeabdeckungen im 10-Gauge-Stil entwickelt haben, einschließlich des sehr beliebten Rocker-Cover-Designs, das den Look der Köpfe in einen cooleren »Ness Look« verändert. Da Arlen Ness sein Geschäft in San Leandro/Kalifornien zur gleichen Zeit wie Custom Chrome eröffnete, ist der »Ness dressed«-Motor eine passende Hommage an beide Marken, die seit Jahrzehnten eng zusammenarbeiten.

Auf dem Heckfender findet sich ein 50th-Anniversary-Logo

Der Luftfilter ist ein neues Betätigungsfeld des Bike Shop Linz. Auch die Auspuffanlage kommt von dort. Sie ist Euro-4-konform und für die Kombination von BSL-Luftfilter und -Auspuffanlage wird CCE ein kombiniertes Zulassungszertifikat anbieten.

Die Lieblingsfarbe europäischer Customizer: Schwarz

Konzeption und Design des Anniversary-Bikes stammen vom damaligen CCE-Geschäftsführer Andreas Scholz, der gemeinsam mit Andreas Bergerforth die Details ausarbeitete, immer in Zusammenarbeit mit dem CCE-New-Products-Team und dem CCE-Corporate-Design-Manager Carsten Behrens, der das auffällige 50th-Jubiläumslogo entwickelt hat und Skizzen für die Lackierung anfertigte. Den Paint-Job besorgte in bewährt sorgfältiger Manier Thunderbikes Haus- und Hof-Lackierer Ingo Kruse, und zwar überwiegend in der Lieblingsfarbe der europäischen Customizer: Schwarz.

Die Weißwandreifen bringen ein bisschen Kontrast ins Spiel

Wie fortschrittlich und anspruchsvoll dieses Jubiläumsbike wirklich ist, wird deutlich, wenn man zwanzig, zehn oder nur fünf Jahre zurückdenkt: Wer hätte geglaubt, dass ein vorn und hinten luftgefedertes Fahrwerk fast eine Bolt-On-Option werden würde, die an jeder serienmäßigen Softail montiert werden kann. Luftgefederte Custombikes wie Thunderbikes »Open Mind« waren teure Einzelanfertigungen, Bikes, die normalerweise sechsstellige Euro-Summen kosten. Doch jetzt scheint dieses System erschwinglich, nicht zu vergessen die Rückkehr eines neuen Springergabeldesigns für die neuen Softails von Harley. Im Jahr 1970 hätten acht Ventile, Kraftstoffeinspritzung und ein Antiblockiersystem wie von einem anderen Planeten gewirkt. Heute ist so was nicht nur etabliert, sondern Stand der Technik.

Dieses Bike feiert das, was war …

Wie geht es mit den Custom-Trends weiter? Das weiß keiner so genau, aber dieses Bike feiert das, was war, und das, was heute möglich ist.

Info | custom-chrome-europe.com

Horst Rösler
Freier Mitarbeiter bei

Diplom-Ingenieur Horst Rösler ist Jahrgang 1960 und unter seinem Nicknamen »Motographer« seit Jahren einer der wahrscheinlich meistveröffentlichten Bildjournalisten in Sachen Custombikes auf Harley-Davidson- und V-Twin-Basis. Als Plastikmodellbauer seit jungen Jahren, schrieb er von 1979 bis 2009 zunächst als freier Mitarbeiter, später dann als Redakteur für Motorräder für die Fachzeitschrift »Modell Fan« und von 1980 bis 1985 für das Motorradmagazin »Visier«. Seit 1992/93 ist er freiberuflich für deutsche und internationale Custombike-, Harley-Davidson- und Motorradmagazine tätig. Horst ist ein Szene-Urgestein und es gibt wohl kaum ein Event auf diesem Planeten, wo er nicht anzutreffen ist. Sei es als Organisator für Bikeshows oder als Fotograf unter anderem für die AMD World Championship von 2004 bis 2010. Als der »Motographer« ist er weltweit auf verschiedenen Harley-Events unterwegs und spezialisiert auf Randthemen oder zunächst kaum beachtete Newcomer der Customszene. Das bestmögliche Bildmaterial bereitzustellen gehört ebenso zu seiner Passion wie die intensive Suche nach Originalquellen, Zeitzeugen und die Zuordnung von Motorrädern in ihren geschichtlichen Hintergrund, wobei er nicht nur auf Custombikes beschränkt ist.