Alles im Leben von Dick dreht sich um Rock’ n’ Roll – als Drummer in diversen Bands genauso wie als Fahrer seiner Harley-Davidson Sportster im Starrrahmen.

Lightning Dickie ist Dicks Spitzname, wenn er als Drummer auf den Bühnen Hollands unterwegs ist. So ist es fast logisch, an welchem Platz in der Music Hall seiner Heimatstadt wir den Rock’ n’ Roller und sein Bike fotografieren. »Manchmal nehmen wir bei unseren Auftritten ein Bike mit auf die Bühne.

Dick hat sich die Sportster redlich ertrommelt

Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie der nagelneue Holzboden einst durch einen unserer Burnouts zerstört wurde«, grinst der Holländer. Als Schlagzeuger in einer Partyband namens »Band Zonder Banaan« – übersetzt, Band ohne Bananen, kein Witz – gibt er ebenso alles wie in seiner Motörhead-Coverband, mit deren Gigs er sich das Geld für seine zweite große Leidenschaft, Motorräder, verdient.

Rahmen und Motor seiner Sportster konnte sich Dick aus dem Verkauf seines Honda-Bobbers finanzieren

Schon als Kind bewunderte er das Easy-Rider-Poster an der Wand in seiner Schule, träumte während langweiliger Schulstunden von Motorrädern. Später startete er sein Zweiradleben auf einem Honda-CB-Chopper, danach ein Shadow-Bobber – und nun also die Harley, ein Wunsch seit Kindertagen.

Harley-Davidson Sportster mit Silver Palace Starrrahmen

Aus dem Verkauf der Shadow kommt das Startkapital für den Aufbau – den Sportster-Motor und einen Starrrahmen aus der holländischen Manufaktur Wing Palace kann er sich damit leisten, noch zu wenig, aber ein Anfang. »Ab da musste es Schritt für Schritt gehen und ich war gezwungen, finanziell kreativ zu denken.«

Die Kohle für die restlichen Teile wie den Sieb-Luftfilter …

Dick gibt Schlagzeugunterricht auf einem der großen Festivals in seiner Heimat und verdient sich so Geld dazu. Es funktioniert und er macht es auch auf anderen Festivals. So kann er sich den Fat-Bob-Tank kaufen, der von Ruben bei Wing Palace zweigeteilt und geschmälert wird, da das Bike so schlank wie möglich werden sollte.

Harley-Davidson Sportster by Deathwish Company

Und es blieb Kohle übrig, um die Shotguns zu besorgen, die er sich als Auspuff wünscht. Weil er außerdem nicht die nötigen Fähigkeiten zum Schrauben besitzt, wie er ohne Probleme zugibt, muss ein Customizer her, der seinen Wunsch vom Bobber realisiert. »Über einen Zeitungsartikel stieß ich auf die Deathwish Company in Amsterdam.

… oder die Sitzbank verdiente er sich nach und nach mit Schlagzeugunterricht und seinen Gigs

Hiska, der Chef, ist ein junger Punker, der saubere Hardcore-Bikes ohne Schnickschnack baut – ich hatte gleich das Gefühl, das könnte passen«, erzählt Dick rückblickend. Und es passte tatsächlich. 

Harley-Davidson Sportster – es bleibt bei 883 Kubik

Beide einigten sich darauf, einen rauen Bobber mit 19-Zoll-Vorderrad und 16 Zoll im Heck zu bauen, die originale Gabel wird beibehalten, auch am Motor muss nicht viel gemacht werden, neue Zündung und der ovale Luftfilter reichen schon fast.

Kleines Gimmick: In der seitlichen Ledertasche ist die Batterie versteckt, so musste sie nicht auch noch zwischen die Rahmenrohre gefummelt werden

Trotz der zugekauften Teile investiert Schrauber Hiska außerdem viel Arbeit in individuelle Details wie die Auspuffendkappen oder Griffenden aus Messing oder die Tankhalterung im Industrielook. Dick sah als staunender Besitzer zu, wie sein Traumbike immer mehr Formen annahm.

Harley-Davidson Sportster – Der Traum nimmt Formen an

»Ich hatte Schwierigkeiten zu erklären, was ich wollte, es gab auch keine Zeichnungen oder sowas. Und trotzdem wurde es immer mehr zu genau dem, was ich mir erhofft hatte.« Und manche Teile des Puzzles fanden sich schließlich noch ganz von selbst.

Auf eine klassische Lackierung wurde verzichtet. Das Blech von Tank und Fender wurde lediglich mehrfach geschliffen und später mit Klarlack überzogen

Am Tag nachdem Motörheads Frontmann Lemmy gestorben war, waren Dickie und seine Bandkollegen auf dem Rückweg von einem Gig. Im Radio lief extrem laut »Ace of Spades«, als der Bandbus von einem Lkw gerammt wurde.

»Lemmy hat uns vor dem Schlimmsten bewahrt«

»Der Bus war völlig zerstört, aber wir haben alle überlebt. Und wir glauben, dass es Lemmy war, der uns vor dem Schlimmsten bewahrt hat.« Und so wird auch der Bobber letztlich eine subtile Hommage an Lemmy, das Pointcover am V2 macht das deutlich.

Mit dem Song »Ace of Spades« verbindet Dick eine besondere Geschichte. So darf das entprechende Logo auf dem Pointcover Platz nehmen (oben)

Sitz und Griffe werden von einer Ledermanufaktur namens »Silver Machine« hergestellt. Der Name der Firma entspricht dem des Songs, den Lemmy Kilmister einst mit der Band Hawkwind sang – noch eines dieser Zeichen und ein passender Name für das Bike.

Geschliffenes Metall, erst rau, dann feiner …

Das Finish des Motorrades ist damit außerdem klar: Geschliffenes Metall, erst rau, dann feiner, ein Bar-and-Shield-Logo mit Blattgold und endlose Schichten Klarlack. »Es mag für manchen blöd klingen«, sagt Dick, »aber tatsächlich ist dieses Motorrad für mich mehr als Metall und Antrieb. Es ist für mich Leidenschaft … und Seele.«

Info | wingpalace.com

 

 

Velthuis/Weber