Der wundersame Weg einer Harley-Davidson Sportster im Seventies-Denver-Style auf den Bauernhof eines Oldschool-Fans.

Als das Navi sagt »Sie haben ihr Ziel erreicht« steht unser Reporter mitten in einer Herde Kühe. Der Typ, der sie über die Straße zur Weide treibt, ist erstaunt, kratzt sich am Kopf und erinnert sich, »verdammt, wir hatten einen Termin, hab ich ganz vergessen.« Schnell treibt er seine Rinder weiter, schließt den Zaun und wischt sich die schmutzigen Hände an der Hose ab. Er winkt uns ins alte Bauernhaus und während seine Mutter Kaffee kocht, beginnt er, die Geschichte seiner Harley zu erzählen.

Schlechte Erinnerungen an die Harley-Davidson Sportster

Bram, so heißt der Cowboy, war mit seiner Freundin im Urlaub in Kalifornien. In einer Kaffeebar in einem kleinen Ort quatschen sie mit einem Typen, Bram erzählt von seiner Vorliebe für alte Harleys. Der Typ erzählt, dass sein Ex-Schwager noch eine in der Scheune hat, »der wohnt gleich um die Ecke, fahrt doch mal hin.« Um die Ecke erweist sich als eine Fahrt von über einer Stunde über Schotterwege und Sandpisten, die vor einer windschiefen Hütte endet.

Um die Kosten im Rahmen zu halten, greift Bram auf sein Netzwerk aus Freunden und Kumpel zurück, die viele der verwendeten Teile spenden. Schwierig wird lediglich die Suche nach Rädern und Bremsen, doch auch hier sind es letzten Endes Freunde, die entsprechende Parts zum Aufbau des Bikes beisteuern. Der hintere Finder entsteht, wie so vieles am Bike, in Eigenleistung

Bram und seine Freundin klingeln, ein junges Mädchen, keine zwanzig Jahre alt, öffnet. »Wir haben ihr die Geschichte erklärt und sie nach ihrem Vater gefragt«, erzählt Bram, »und sie lacht nur und erklärt, er wäre nicht ihr Vater, sondern ihr Freund. Das war umso schräger, als wir ihn gesehen haben. Ein alter Typ mit einem langen Bart und zerschlagenen Zähnen.« Der Alte bittet die beiden in die Scheune, und da war er, ein Chopper direkt aus den Siebzigern. Der Alte war damit früher durchs ganze Land gefahren. »Er hat allerlei Zeug von Drogen und Polizei gebrabbelt und von schlechten Erinnerungen an das Bike«, erinnert sich Bram.

In der Einöde Kaliforniens kommt es zu einem unglaublichen Geschäft

Auf jeden Fall kommt es dort in der Einöde Kaliforniens zu einem unglaublichen Geschäft. Im Tausch gegen Whisky und Zigaretten darf Bram das Bike mitnehmen. Wie er es in seine Heimat Holland bringen soll, ist ihm nicht klar, als er den Handel eingeht. Unser Reporter schreibt fleißig mit, als Bram ihn lachend unterbricht: »Du hast den Bullshit doch nicht wirklich geglaubt? Aber ich gebe zu, ist besser als die echte Geschichte.« Die geht nämlich so.

»Der Besitzer hat allerlei Zeug von Drogen und Polizei gebrabbelt und von schlechten Erinnerungen an das Bike. Im Tausch gegen Whisky und Zigaretten durfte ich das Bike mit nach Holland nehmen.« Eine tolle Story, aber frei erfunden

Der Vorbesitzer der Ironhead hatte sich entschieden auszuwandern und bot das Bike daher zum Verkauf an. Bram mochte es, vor allem wegen des 900er-Motors mit den schönen runden Köpfe. Und so entscheidet er sich zum Kauf, auch wenn das Bike zu diesem Zeitpunkt gelb ist und einen viel zu fetten Reifen im Heck trägt. Allerdings verfügt es auch schon über den starren Paughco-Rahmen. »Und unter dem Aspekt war es perfekt geeignet für den Seventies-Denver-Style, den ich echt mag«, erklärt Bram.

Harley-Davidson Sportster mit Springergabel von Ness

Da der Landwirt immer unter der Prämisse schraubt, möglichst wenig Geld für seine Bikes auszugeben, freut er sich über ein Netzwerk aus Kumpel, die ihm Teile für seine Karren spenden. Das größte Glück aber ist die authentische Ness-Gabel, die dem Bike den unverwechselbaren Kick gibt, den Bram wollte. Einige Teile, wie den schmalen hinteren Fender baut der Holländer selbst. Lediglich die Suche nach den richtigen Rädern und Bremsen gestaltete sich als schwierig, aber auch hier brachten Freunde letztlich den Durchbruch. Das Finish gab die Lackierung von Profi Bart in Glimmergrün. »Viel mehr war da nicht«, sagt Bram, der wenig Zeit und Kohle in das Bike investiert hat.

Von der ursprünglich gelben Lackierung ist nichts mehr zu sehen. Seventies-Fan Bram hat seinen Chopper von Lackprofi Bart nach seinen Vorstellungen in Weiß und Grün lackieren lassen, was ihm perfekt steht

»Gerade in der Oldschoolszene ist oft nichts, wie es scheint. Perfektes Customizing, authentische alte Teile, einfach nur sauteure Bolt-on-Teile, schrauben oder schrauben lassen. Für mich spielt das keine Rolle mehr und es ist Blödsinn, darüber zu reden. Wenn das Bike, das du baust, dir gefällt, dann ist es gut. Und bei mir reicht dafür eben eine dünne Springer und ’ne hohe Sissybar. Aber hey … ich hätte euch auch eine richtig, fette Story vom Pferd erzählen können, nicht wahr?«

 

Velthuis/Weber