Der Norweger Pål Steenersen arbeitet als Custompainter und Tätowierer, zur Entspannung baut er Motorräder – manchmal sogar einen Showwinner wie diese Harley-Davidson Shovelhead.

In den letzten Jahren hatte Pål mit seiner Panhead zahlreiche Pokale auf diversen Bikeshows in ganz Skandinavien abgeräumt. Doch Erfolg verpflichtet, es war höchste Zeit für was Neues, ein Chopper schwebte dem Künstler vor. Rahmen und Gabel entwarf Pål selbst und ließ beides von einem schwedischen Spezialisten nach seinen Vorgaben fertigen. Martin von »Parts by Martin« in Edsvalla bei Karlstad baut seit über zehn Jahren eigene Rahmen. Er fertigte das Fahrwerk exakt nach den Zeichnungen, die der Norweger ihm lieferte. Auch die Räder, vorn mit Speichen, hinten ein Scheibenrad mit angeflanschter hydraulischer Trommelbremse, stammen aus Martins Werkstatt.

Påls Chopper ist komplett legal und zugelassen

Geliefert werden die Produkte mit einem sogenannten Manufacturer’s Statement of Origin (MSO), was die Zulassung auch außerhalb Schwedens erleichtert. Denn auch wenn es uns ziemlich abgefahren erscheint, mit welchen Kisten die Schweden rumfahren, in Norwegen ist das nicht ganz so easy. Wobei sich der Wind gerade zu drehen scheint. »Die meisten alten, mürrischen Inspektoren sind mittlerweile in Rente«, erklärt Pål. »Eigenbauten werden inzwischen von einem Team junger Ingenieure geprüft, die Ahnung von der Materie haben und dem Thema offener gegenüberstehen.« So viel sei gesagt, Påls Chopper ist komplett legal und zugelassen. 

Das ist kein Choke, sondern der nach links verlegte Starterknopf. Die Zahlen darüber stehen für den amerikanischen Polizeicode für zu schnelles Fahren

Doch so weit sind wir ja noch nicht. Unser norwegischer Freund hat sein Rolling Chassis nach der Fertigstellung mit nach Ski, seinem südlich von Oslo gelegenen Wohnort, genommen. Nun standen die Wahl des Antriebs und die Blecharbeiten an. Beim Motor entschied sich Pål für einen nahezu serienmäßigen Shovelhead. Dessen 1200 Kubikzentimeter Hubraum genügen ihm vollkommen, Pål ist kein Freund von extrem getunten Motoren. Eine Nockenwelle von Andrews und ein anderer Luftfilter vor dem verbauten SU-Vergaser müssen reichen. Dafür ist das Ultima-Getriebe mit sechs Gängen ziemlich modern.

Ein 1200er Harley-Davidson Shovelhead reicht vollkommen

Tank, Öltank, Lenker und weitere Parts hat Pål selbst hergestellt und natürlich geht auch die aufwendige Lackierung mit Metalflakes und Pinstripes auf seine Kappe. Kleine Details zeigen, dass der Norweger auch Liebhaber amerikanischer Autos ist. So stammt das Rücklicht von einem 1948er Chevy Pickup und der Indianerkopf am Kettenschutz von der Motorhaube eines Pontiac aus den 50ern.

Wenn Pål mit seinem Chopper skandinavische Bikesshows ansteuert, sind ihm Pokale sicher. Vielleicht hilft ihm dabei auch das »Künstler-Gen«, das er in sich trägt. Kein Bereich des Motorradumbaus ist dabei vor ihm sicher. Er kann’s halt einfach

Für die geflochtene Umrandung am selbst bezogenen Sitz hat Pål gute fünf Stunden gesessen. Sich auszutoben und dabei neue Methoden zu entdecken ist sein Ziel. Zu seinen Hobbys zählen daher auch Malerei und Bildhauerei. Kein Wunder, kann er doch auf eine lange Reihe von Künstlern in seiner Familie zurückblicken. Bei seinem Urgroßvater, einem Holzschnitzer, absolvierte der berühmte norwegische Bildhauer Gustav Vigeland seine Lehre. Das ist aber schon über 120 Jahre her.

Harley-Davidson Shovelhead – Best Chopper

Im Hier und Jetzt plant Pål die Teilnahme an neuen Bikeshows. Bereits zu Ostern hatte er im schwedischen Elmia die Pokale für Best in Show, Best Chopper und Best Paint abgeräumt. Nach unserem Fotoshooting holte er sich in Dänemark einen weiteren Pokal und auch in Norrtälje war er erfolgreich. Kunst kommt wohl doch von Können.

 

Totte Wiman