Schwärzer als schwarz, ein bisschen böse und sehr rau – die Motorräder der Deathwish Company passen zur Punk-Attitude ihres Erbauers. So wie diese Harley-Davidson Shovelhead.

Geh mir weg mit fucking Trends«, Hiskia mag keine Hipster-Bikes und sieht seine Heimat Amsterdam im Bezug auf die Customszene kritisch. »Da schießen diese Trendläden wie Pilze aus dem Boden, bauen arschteure Motorräder für Typen, die keine Ahnung von Chopperkultur haben, aber eben hip sein wollen.

Eine fiese, kleine Kommune inmitten der großen Stadt

Ein bisschen Gegenentwurf kann da nicht schaden.« Hiskias Punkrock-Gene kommen durch, immer ein bisschen anti gipfelt sein Schaffen in der Gründung der Deathwish Company, seiner Schrauberbude. Die ist gerade umgezogen, teilt sich das neue Gebäude mit Gleichgesinnten wie Pinstriper Dutch on Wheels und anderen – eine fiese, kleine Kommune inmitten der großen Stadt.

Der Shovelmotor stammt aus Hiskias Lehrzeit, ebenso wie der selbstgefertigte Starrrahmen, der völlig modern zunächst per CAD-Programm designt wurde

Hiskias Fokus liegt auf Harleys, manchmal schnappt er sich auch einen Japaner, aber im Grundsatz sind seine Motorräder immer gleich: roh, rau und schwarz, ein Hardcore-Look, wie der Punker Hiskia sagt. »Und obwohl ich diesem Look treu bleibe, mag ich es, mich immer mal wieder herauszufordern, ein One-Trick-Pony will ich nicht sein.«

Harley-Davidson Shovelhead – Alte Liebe Sofia

Daraus resultiert, dass Hiskia die Arbeiten an seinen Bikes weitestgehend komplett in der eigenen Hand behält, inklusive des Baus von Rahmen, Tanks oder Lenkern. Seine alte Liebe Sofia, eben jene Shovel, die wir hier sehen, ist ein perfektes Beispiel dafür. Übrigens auch für seine großen Vorbilder, als er begann, professionell Bikes zu bauen.

Ein bisschen martialisch darf es zugehen, an der Sissybar ist der Schlagring verschraubt

»Indian Larry und Sucker Punch Sally’s waren meine Einflüsse. Zum einen die ultimative Chopperlegende und zum anderen die coolen Jungs, die die Chopper in die Neuzeit hievten und dreckige Hardtails mit Frisco-Tanks und Apehangern bauten.« Die Geschichte seiner Shovel begann dabei schon vor fast zehn Jahren. 

Zum Bau der »Yappasuki« sollte es nicht kommen

Damals machte Hiskia ein Praktikum im bekannten SPS-Bikeshop, der heute leider nicht mehr existiert. Damals bekam der Jungschrauber dort die Möglichkeit, ein komplett eigenes Bike von Grund auf zu gestalten. Eigentlich war dafür eine Yamaha XS als Basis vorgesehen, aber die Jungs bei SPS mochten die Idee von Anfang an nicht und schimpften die Kiste schon ein »Yappasuki«, bevor es überhaupt zum Bau kam.

Roh präsentieren sich auch Schaltgestänge und Fußrasten

Über ihre Connections besorgten sie ihrem Praktikanten einen Shovel-Motor samt Vierganggetriebe, »zum Glück sehr günstig, weil ich damals noch weniger Kohle als jetzt hatte«, erinnert sich Hiskia. Weitere finanzielle Unterstützung kam unfreiwillig von seinem Vater, der dem Sohn Geld für seine Ausbildung zusteckte. Hiskia kaufte davon eine FXR-Gabel und ein 21-Zoll-Rad.

Harley-Davidson Shovelhead – Jede Menge Eigenbau

Mit diesen Teilen als Grundlage bestimmte er die Maße des späteren Rahmens und seiner Bodenfreiheit. In der Schule wurde dieser Rahmen schließlich im CAD-Programm Solidworks gezeichnet und anschließend unter der Anleitung der SPS-Mannschaft eigenhändig gebaut. Dazu baut er den Frisco-Tank sowie Sissybar und Öltank.

Sauberer wird es dagegen am selbstgebauten Auspuff

Viele Abdeckungen und Kleinigkeiten werden gedreht und gefräst. Er lernt bei SPS alles von der Pieke auf und stellt sein Bike zu neunzig Prozent fertig. Die Shovel bekommt den Namen Sofia, »nach dem Mädchen, das ich in jungen Jahren mal kennengelernt hatte.«

Zu viel »Fuck the World«-Attitude

Noch vor der kompletten Fertigstellung und der ersten Fahrt kommt Hiskia allerdings was dazwischen – sein eigenes, unstetes Leben in der Punkszene mit zu viel »Fuck the World«-Attitude. Er versaut seine Ausbildung, bricht die Schule ab, arbeitet in einem Skaterladen. Sein Shovelprojekt verschwindet in der Versenkung und setzt erst mal reichlich Staub an.

Lochbohrungen als Stilelement: Sowohl am Getriebedeckel …

Erst nach einigen Jahren kehrt der Holländer in die Chopperszene zurück, macht Nägel mit Köpfen, gründet seinen Laden. Und auch die Liebe zu Sofia flammt wieder auf, die Shovel begründet letztlich sein neues, zweites Leben, »sie ist sowas wie das Maskottchen von Deathwish«.

Harley-Davidson Shovelhead – Lässiger Look, gut durchdacht

Hiskia überdenkt das Design des Choppers neu. Trotz des lässigen Looks ist das nämlich am Ende gut durchdacht. Der hohe Rahmen samt Tank mit flachem Tunnel soll bleiben. Er fertigt einen King-and-Queen-Sitz, der sich an die Sissybar anschmiegt und tatsächlich im exakt selben Winkel steht wie der Apehanger, den Hiskia ebenfalls selbst baut – samt innenliegendem Gaszug.

… als auch am Kennzeichenträger finden sich die auffälligen Löcher

Der erste Öltank wird gegen einen ovalen getauscht. Die Gabelbrücke der FXR-Gabel wird gecleant, im Heck das schmale Rad einer Fatboy montiert. Und dann die Lackierung – mattschwarzer, faltiger Lack mit schlecht gezogenen Flammen auf dem Tank. »Eigentlich wirklich hässlich«, sagt Hiskia, »aber eben auch selbst gemacht und deshalb für mich cool.« 

Der tosende Rückschlag knallt durchs Dunkel

Die Fahrt zum Fototermin wird zum Statement. Ein schmutziger, schwarzer Chopper mit einem schmutzigen Punker rauscht durch die Stadt. Eine Gruppe Großstadt-Hipster schaut verärgert, fühlt sich gestört beim Genuss von Fair-Trade-Kaffee und Sojabiskuits. In jedem Tunnel gibt Hiskia zusätzlich Gas, der tosende Rückschlag knallt durchs Dunkel.

Ok, die weißen Flammen auf dem Tank sind nicht wirklich gelungen – im Gegensatz zum Rest des Bikes. Genau so muss ein Shovel-Chopper aussehen!

Autos halten Abstand, die »Fuck You«-Bremsleuchte hat bei dieser Fahrweise nur wenige Betriebsstunden. Wir passieren Amsterdams Umweltzone. Wie zum Trotz stößt die Shovel eine schwarze Rauchwolke aus dem Auspuff und lässt eine Ölpfütze auf dem Asphalt zurück. »Sofia war hier«, das Revier ist markiert.

 

 

Floris Velthuis