Über 100 Jahre nach dem ersten Goldfund glänzt es im Osten der Niederlande wieder richtig – weil zwei beste Freunde eine Harley-Davidson FX 1200 ans Licht zerren.

»Hans ist ein echter Chopperfreak und findet Originalharleys wirklich daneben«, Wouter grinst seinem besten Freund zu. Kennengelernt haben sich die beiden in dem Laden, in dem Wouter arbeitet. Aus einer kurzen Begegnung wurde echte Freundschaft, basierend auf einer gemeinsamen Leidenschaft: Custombikes, Chopper vor allem.

Harley-Davidson FX 1200 – Etwas Altes mit Herz und Seele

Hans bekräftigt: »Hier in der Gegend fuhr keiner Chopper und es war gut, einen Gleichgesinnten zu treffen, der denselben Scheiß mochte wie ich … obwohl, sein Bike damals ging gar nicht.« Als die beiden sich kennenlernten fuhr Wouter eine Dyna, fast original. »Aber ich war müde von dem Ding und seiner perfekten Handhabung, dem ewigen Anspringen beim ersten Mal. Ich wünschte mir was Altes mit Seele und Charakter. Als ich Hans traf, war der richtige Moment da.« 

Es muss nicht zwingend starr sein, was ein waschechter Oldschooler ist. Mit Gespür für Linie und Farbe wird aus der Shovelhead ein durchgehend stimmiges Custombike

Wouter findet eine Shovel, Hans bietet an, ihn beim Umbau zu unterstützen. Eigentlich soll das Bike in Wouters eigener vollgestopften Garage entstehen, Hans winkt schnell ab. »Der hatte in diesem Schuppen einen Schraubenzieher, eine Säge und einen Wagenheber. Und da wollte der ein Bike bauen, das ging gar nicht.

Harley-Davidson FX 1200 – Kinderkrankheiten identifizieren

Entweder es wird bei mir gebaut oder gar nicht«, Hans ist rigoros. Wouter stimmt zu, will das Bike aber vorher eine Saison lang fahren, um alle Kinderkrankheiten zu identifizieren. Die Saison wird zunächst zum Rückschlag. Es gibt viele Probleme, der komplett rostige Tank ist da nur das kleinste.

Moderne Komponenten wirken im Zusammenspiel mit Replika-Parts wie dem »Aris«-Scheinwerfer, der in diesem Fall als Einzelausführung genügt. In der Doppelversion passt er besser zu extremen Choppern

Im Herbst wird das Bike schließlich zerlegt, der Aufbau wird sich über eineinhalb Jahre hinziehen, »eine lange Zeit, wir mussten wirklich viel Bier trinken«, die Freunde lachen. Wouter weiß genau, was er will, die Vorlagen für seine Shovel kommen aus dem Netz.

Harley-Davidson FX 1200 – Klassische Schwinge, kein Hardtail

Subtil sollte es werden und nicht übertrieben, dazu extrem kompakt. Die meisten Leute würden sich wohl für ein starres Rahmenheck entscheiden, Wouter nicht. Er will eine klassische Schwinge, kein Hardtail. Es wird die einer Panhead, die Stoßdämpfer kommen von Hagon.

Das Motorrad sollte so kompakt wie möglich werden, lange Gabel also ausgeschlossen. Das Frontend liegt eng an, eine Narrow-Glide-Gabelbrücke schmälert außerdem

Das Frontend wird so schmal wie möglich gestaltet, ein Sportster-Narrow-Glide-Kit erzielt die gewünschte Optik. Dazu ein 21-Zöller ohne Vorderbremse – in Deutschland undenkbar, in Holland nicht ganz so schwierig.

Allein die Sissybar bauen sie dreimal, bis sie passt

Während Wouter und Hans sich mit Details quälen – allein die Sissybar bauen sie dreimal, bis sie passt und eine komplette Arbeitswoche fließt in die Halterungen für den Tank – wird der Motor bei Twin Performance komplett überholt. Die gesamte Montage des Getriebes wird zudem in Hans’ Garage eigenhändig durchgeführt. Heute läuft die Shovel besser den je. 

Der Shovel läuft besser than ever. Nicht zuletzt auch dank des perfekt abgestimmten Mikuni Flachschieberzerstäubers

Nach den Arbeiten am Fahrwerk bringen die Freunde das Bike in Wouters’ kleinen Shop. Aus den Parts, die er hier hortet, wird eine Auswahl getroffen und angepasst. Da ist zum Beispiel der runde Alu-Öltank, der Nachbau des klassischen Aris-Scheinwerfers oder die Griffe von Kustom Tech.

Harley-Davidson FX 1200 in Honda-Gold

Und als kleine Reminiszenz an die glorreiche Vergangenheit seiner Heimat lässt Wouter das Bike beim örtlichen Lackierer in ein auffälliges Goldkleid tauchen. »Eigentlich eine Honda-Farbe«, sagt er, »aber so lebendig, dass sie aus jedem Blickwinkel anders schimmert.«

Drei Versuche brauchten Hans und Wouter, bis sie mit der Sissybar zufrieden waren

Mit ihrem Umbau beweisen Wouter und Hans einmal mehr, dass es möglich ist, ein Schwingen-Bike in einen Oldschooler zu verwandeln und dass es nicht immer starr sein muss. Und weil Hans so viel Mühe und Zeit investiert hat, seinem Freund zu helfen, hat der noch ein besonderes Geschenk für den Kumpel.

Gemeinsam ins Mekka aller Oldschool-Fans

Wouter kümmert sich um Tickets für die berühmte Mooneyes-Show in Japan, gemeinsam fliegen die Freunde dorthin, ins Mekka aller Oldschool-Fans. »Es war ein grandioses Geschenk«, sagt Hans, »wir zwei in diesem bizarren Land. Wo sonst Mario-Karts auf der Straße fahren.«

 

 

Floris Velthuis