Es gibt Motorräder, die polarisieren. Manche stehen total drauf, andere bewerten es maximal als total schräg. Toms Harley-Davidson Fat Boy gehört definitiv in diese Kategorie.

Entweder du magst es oder du magst es nicht«, Tom Mosimann weiß recht genau wie er mit den Reaktionen auf sein Bike umzugehen hat. »Das ist schon in Ordnung, nicht jeder muss alles gut finden.« Dabei hat der Schweizer eigentlich ganz schön viel richtig gemacht an der Twin-Cam, wie der zweite Blick offenbart. Und seinem Anspruch, etwas Unerwartetes zu bauen, dem ist er definitiv gerecht geworden.

Inspiriert von Salzseerennen und alten Dragbikes

Tom ist eigentlich gelernter Schriftenmaler, aber als Mitglied der bekannten Berner »Niners Crew« voll drin im Thema Motorrad. Die Jungs haben schon viele Bikes gebaut, die richtig gut waren, auch Tom hat einiges vorzuweisen, schraubte schon Yamahas, BSA, Honda oder Kawasaki. Vor einigen Jahren gründet er mit »GS Mashin« eine Werkstatt, aber immer auf Hobbylevel.

Die drei handgefertigten Komponenten Heck, Tank und Lampenmaske geben der Harley ihren extremen Look, der Luftfilter ist ein Einzelstück und trägt den Schriftzug von Toms Hobbywerkstatt

Sein Geld verdient er weiterhin ganz normal als Sign-Painter. Für sein zweites Projekt unter dem selbst erdachten Label plant Tom den Aufbau einer Harley, inspiriert von Salzseerennen und alten Dragbikes. Ungewöhnlich dabei, dass er sich nicht wie viele andere für ein altes Bike entscheidet, sondern für eine relativ aktuelle Harley-Davidson Fat Boy mit Twin-Cam-Aggregat.

Harley-Davidson Fat Boy mit Twin-Cam-Aggregat

Der Grund ist einfach: Tom strebt mit seinem Bike eine Schweizer Straßenzulassung an und wie wir wissen, ticken die Eidgenossen da nochmal schwieriger als der deutsche TÜV, gerade was alte Karren angeht. So erklärt sich auch, warum Tom vieles vom Originalbike übernimmt. So ändert er den Rahmen nicht, legt ihn aber mittels Kit etwas tiefer. Auch der Motor bleibt original, nur Auspuff und Luftfilter baut Tom selbst und hofft, dass sie später eingetragen werden.

»Der Bau des Bikes hat neun Monate gedauert. Ohne die Hilfe von Freunden wäre es schwierig geworden«

Gabel und Hinterrad, sowie Bremsen sind ebenfalls original, nur das Vorderrad wird durch eine 21-Zoll-Felge ersetzt. Warum Toms Bike trotzdem ein Hingucker ist, liegt auf der Hand. Er fertigt nämlich ein dreiteiliges Bodywork für die Harley an. Heck-Sitzbank-Kombi, Tank und die auffällige Lampenverkleidung entstehen aus Stahl in Handarbeit, »mit Alu habe ich nämlich nicht so gute Erfahrungen gemacht«, erklärt der Schrauber. Dazu montiert er Stummel, neue Armaturen, Fußrasten und Instrumente und schafft es letztlich, ein in weiten Teilen originales Bike in ein komplett neues Motorrad zu verwandeln. Wir sagen: Top!

Info |  gs-mashin.com

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.