Voraussichtlich ab April 2020 ist das auf 2500 Exemplare limitierte Jubiläumsmodell von Harley-Davidsons Stilikone erhältlich. Wobei der Fat Boy das Ikonische mit Erscheinen der technisch wie optisch stark veränderten 2018er Neuauflage ein gutes Stück weit abhanden gekommen ist …

Warum kommt die 2018 erschienene Neuauflage der Fat Boy bei der Fangemeinde nicht so gut an wie das ikonenhafte Vorgängermodell? Liegt es am vergleichsweise modernen Design oder daran, dass die Fuhre mit den 18-Zoll-Rädern und dem irrsinnigen 160er Frontpneu so bescheiden um die Ecken geht? Die Vermutung liegt nahe, dass es am Fahrverhalten liegt, denn das Design ist eine durchaus gelungene Neuinterpretation des Heavy-Metal-Themas. Besonders gut steht ihr das rabenschwarze Anniversary-Köstum, in das Harley die Fat Boy zum 30. Geburtstag gesteckt hat.

Harley-Davidson Fat Boy – Zeitgenössisches Industriedesign

»Bei der ersten Fat Boy von 1990 haben wir den Look, die Proportionen und die Silhouette einer Hydra Glide von 1949 für eine neue Generation von Fahrern modern interpretiert«, erläutert Brad Richards, Harley-Davidson Vice President of Styling and Design. »Die Käufer der Fat Boy mochten unsere Design-DNA der Nachkriegszeit, fühlten sich aber auch von den klaren Linien des zeitgenössischen Industriedesigns angezogen. Beide Elemente haben wir auch im aktuellen Look der Fat Boy aufgegriffen, den die Maschine seit dem Modelljahr 2018 trägt. Zum 30. Geburtstag unserer Stilikone wollten wir aber etwas ganz Besonderes schaffen. Daher haben wir dem Jubiläumsbike ein vollkommen dunkles Finish verpasst und die Auflage streng limitiert, um diese Maschine noch außergewöhnlicher und exklusiver zu machen.« Klar, Schwarz geht immer …

Die schweren 18-Zoll-Scheibenräder mit den überdimensionierten Gummis sind Schuld am störrischen Fahrverhalten

Die Lakester-Leichtmetallvollscheibenräder tragen mit gefrästen Kanten versehenes Satin Black und der schwarze Milwaukee-Eight 114-Antriebsstrang ist mit Abdeckungen in Gloss Black ausgestattet, während die bronzefarbenen unteren Rocker Cover und der Schriftzug auf dem Timer Cover starke Akzente setzen. Harley-Davidson beschichtete die Auspuffanlage in Black Onyx, einem durch Bedampfung erzeugten Finish, das je nach Lichteinfall die darunter liegende Chromschicht sichtbar werden lässt. Scheinwerfergehäuse, Lenker und Fußhebel in Vivid Black und neue, bronzefarbene Tanklogos vervollständigen den düsteren Look, der diese Maschine von den herkömmlichen »Fat Boy«-Serienmodellen abhebt. Damit trägt das Anniversary-Modell im Prinzip das gleiche Outfit wie die alte Fat Boy S.

30 Jahre Fat Boy: Das Jubiläumsmodell kommt reichlich schwarz daher
Zum Vergleich: Die alte Fat Boy S mit 110er Twin-Cam-V2

Für druckvollen Vortrieb bürgt bei der Fat Boy 30th Anniversary ein Milwaukee-Eight 114, das stärkste Triebwerk, das Harley-Davidson in der Softail-Modellfamilie anbietet. Da er starr mit dem Rahmen verbunden ist, erhöht er zugleich die Chassissteifigkeit. Zwei Ausgleichswellen reduzieren seine Vibrationen, die dennoch wohldosiert durchdringen. Mit 94 Pferdestärken und einem Drehmoment von 155 Newtonmetern bei moderaten 3000 Touren steht jederzeit genug Huf bereit, um das Bike artgerecht zu bewegen.

Die Ur-Fat-Boy von 1990

Werfen wir noch einen Blick zurück: Im Jahr 1989 präsentierte Harley-Davidson die erste Fat Boy, eine Maschine für das Modelljahr 1990. Ihr Look stammte aus der Feder der Designer Willie G. Davidson und Louie Netz, die klassische Harley-Stilelemente mit einem ebenso cleanen wie zeitgemäßen Look verbanden. Um den Eindruck zu erzielen, die Maschine sei aus vollem Metall herausgearbeitet worden, erhielt die Fat Boy ein monochromes Lackkleid in Fine Silver Metallic und einen in der dazu passenden hellen Farbe beschichteten Rahmen.

Im direkten Vergleich spürt man deutlich, wie unwillig die neue Fat Boy in Schräglage geht

Das Bike rollte auf Leichtmetall-Vollscheibenrädern, die zu einem charakteristischen Feature der Fat Boy-Modelle werden sollten. Das Hinterrad wurde dank des Softail-Rahmens perfekt in Szene gesetzt. Der Look geriet ausgesprochen wuchtig und kraftvoll: Vom fetten Vorderreifen unter dem getrimmten Fender über den breiten Lenker bis hin zum sieben Zoll großen, verchromten Scheinwerfer im FL-Stil. Willie G. Davidson entwarf auch das geflügelte Tanklogo, das seither den Fat Boys vorbehalten ist.

In der Kanalisation von Los Angeles

1991 eroberte die Fat Boy Hollywood. Als Arnold Schwarzenegger sich für spektakuläre Szenen inklusive dramatischer Verfolgungsjagd im Blockbuster »Terminator 2 – Tag der Abrechnung« in ihren Sattel schwang. Der Film wurde zum Welterfolg und zementierte auf den Märkten rund um den Globus den Ruf der Fat Boy als wuchtigstes Statement der Marke.

Der schwarze Milwaukee-Eight 114-Antriebsstrang ist mit Abdeckungen in Gloss Black ausgestattet

Willie G. Davidson beschreibt in seinem Buch »100 Years of Harley-Davidson«, wie es zum ungewöhnlichen Modellnamen kam: »Es ist nicht einfach, einen Namen für ein Motorrad zu finden, der bei unseren Fans bekannt und beliebt wird. Also müssen wir uns zunächst immer die Frage stellen: Wie werden die Fans da draußen auf der Straße das Bike nennen? Wir suchten etwas Ungewöhnliches und vielleicht sogar etwas leicht Respektloses. Schließlich sollte dich dein eigenes Werk ab und an auch mal zum Grinsen bringen. Für mich und für etliche andere Insider, denen wir das Bike im Vorfeld der Präsentation zeigten, hatte die Maschine einen massigen, geradezu »fetten« Look. Also kamen die Leute vom Marketing auf den Namen »Fat Boy« – und den Fans gefiel das.« Also dann, happy Birthday du dickes Ding. Und lass dir von Deinen Eltern mal ein paar dünnere Gummis schenken …

Info | harley-davidson.de

 

Carsten Heil, hat die typische Zweiradkarriere der 80er-Jahre-Jugend durchgemacht: Kreidler Flory (5,3 PS), 80er-Yamaha DT und mit achtzehn dann die erste 250er Honda. Nach unzähligen Japanern über Moto Guzzi ist er dann schließlich bei Rohrrahmen-Buell gelandet. Seit 1992 mit Fotoapparat und Schreibgerät in Sachen Kradkultur unterwegs.