Auf den ersten Blick eine gut umgebaute Harley-Davidson Dyna, auf den zweiten Blick eine Reise durch die Umbaugeschichte der Company und ein Teamwork von Insidern der US-Szene.

T-Bone hat eine lange Dankesliste geschrieben, sie würde den Rahmen dieser Seiten sprengen. »Den Bau der Dyna haben viele Freunde begleitet. Während der Aufbauzeit starb mein Vater und meine Tochter wurde geboren. Es ist verständlich, dass mich dieses Bike berührt.« T-Bone, mit bürgerlichem Namen Scott Jones, ist uns kein Unbekannter, eine echte Freundschaft ist zwischen unserem Magazin und dem Bikebuilder aus Santa Ana in Kalifornien während der letzten Jahre entstanden.

Alles neu, alles alt – eine Hommage an die Geschichte von Harley

Vielleicht weil er so authentisch und ehrlich ist, so gar nicht oberflächlich, unglaublich leidenschaftlich und einfach ein richtig guter Mensch. Einer, der sich immer wieder entschuldigt, weil er so viel Zeit in den Aufbau seiner Bikes steckt und seinen drei Kindern dabei oft nicht gerecht wird. Seine Frau steht deshalb auch immer ganz oben auf der Dankesliste. Sie lebt seine Leidenschaft voll mit. Auch als Harley-Davidson ihn ins Museum der Company nach Milwaukee einlädt und er von dem Trip nach Hause kommt und ihr sagt, dass er mal wieder ein größeres Projekt plant, das viel Zeit in Anspruch nehmen wird.

Knapp 1700 Kubik – eine fette Ansage der Harley-Davidson Dyna

Denn als T-Bone durchs Museum streift, reift in ihm der Gedanke an eine moderne Harley, die die Geschichte der Company in einem Bike vereint. Seine Basis hat er schon, 2013 bekam er als Preis für seinen »Best of Show«-Titel der prestigeträchtigen Born Free-Show einen Motor, Harley Screamin’ Eagle 120 R, knapp 1700 Kubik – das Fetteste, was die Company damals zu bieten hatet. Einen passenden Dyna-Rahmen hat er noch von einem anderen Projekt übrig. Dazu schart T-Bone für das »120 R«-Projekt viele Freunde um sich, die beim Aufbau helfen.

»Harley Orlando Orange«, eine Sonderfarbe aus dem Jahre 1934

Der Plan steht, es kann losgehen. Den Motor nimmt sich Spezialist Matt Cortez zur Brust, kümmert sich um das Assembling von eigens gefertigten Teilen wie dem Luftfilter und der Auspuffanlage – sie nimmt Anleihen bei den Anlagen der 60er-Jahre-Sportster –, den Primär von BDL oder die Ventildeckel, die Roland Sands anfertigt. Den Rahmen modifiziert T-Bone unterdessen, fertigt die Schwinge selbst an. Besonders begeistert hat T-Bone im Museum ein 46er WR-Racer, Tank und Fender seines Projekts gestaltet er nach diesem Vorbild.

Weisse Sitzbank, cleaner Lenker, Handschaltung

Die 70er-Jahre-Cafe-Racer finden sich in den Sieben-Speichen-Rädern wieder, die bei Morris Mag entstehen. Weiße Sitzbänke trugen die Touren-Harleys der 60er-Jahre. Um das Aussehen zu imitieren wird bei Jones’ Vintage ein Sattel so beschnitten und in den Rahmen eingepasst, dass er das Aussehen der alten Doppelsitzbank erhält. Sämtliche Abdeckungen und Aluminiumteile, wie die ebenfalls renninspirierte Lampenverkleidung, fertigt T-Bone komplett selbst.

Gerade Sitzhaltung, ein brüllender Motor, klassisches Outfit und ein maximales Drehmoment, das selbst die Kraft einer V-Max in den Schatten stellt. Was für ein Motorrad …

Viele weitere Elemente wie Lenker und Schalthebel unterliegen Vintage-Einflüssen. Ebenso die Lackierung, die von den coolsten Pinslern Kaliforniens umgesetzt wird. In nächtelanger Detailarbeit fügt T-Bone aus allen angefertigten Teilen seine neue, alte Dyna zusammen.

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.