Was für eine Kombination: Ein japanischer Wasserbüffel haut sich in einen edlen Rohrrahmen – diese Suzuki GT 750 konnte nur ein Kracher werden.

Gott schweißt in der Schweiz und heißt Fritz W. Egli. Seit 1967 baut die Ikone stabile und leichte Rohrrahmen für den Rennsport. Neben den legendären Rahmenkits für die Vincent Shadow, Hondas CB 750 Four, Kawasakis Z1 und alle anderen Motorräder mit starkem Herz und schwacher Hüfte entstehen, inoffiziell, auch drei Rahmen für die Suzuki GT 750. 1970 präsentiert Suzuki den zweitaktenden Sporttourer mit Wasserkühlung. »Wie jetzt Sporttourer? Zweitakter sind doch immer drehzahlgierige Hochdrehmonster mit brutalem Leistungseinsatz, das weiß doch jeder.«

Die Mär von der Drehzahlsau

Aber wir sagen euch, das ist nur die halbe Wahrheit, denn jeder Motor hat die Steuerzeiten als Stellschraube für den Leistungsverlauf und Suzuki hat beim GT-Dreizylinder viel Drehmoment bei moderaten Drehzahlen konstruiert. In Zahlen: 75 Nm bei 5500 und 67 PS bei 6500 Umdrehungen pro Minute. Im Vergleich dazu generiert Suzukis RG 500 Gamma ihre Spitzenleistung bei 10000 Umdrehungen und prägt so die Mär vom Zweitakter als Drehzahlsau. Oder Kawas 750 H2 Mach III. Sie liefert Drehmoment und Spitzenleistung bei 6500 und 6800 Touren und wird damit zum ölbrennenden Witwenmacher mit harschem Leistungseinsatz.

Der Drilling blubbert blaue Wölkchen, braucht ein paar Gasstöße, um sauber zu laufen, und röhrt wie ein Hirsch in der Brunftzeit

Zurück zu dem Egli-Wasserbüffel, der von einem verstorbenen deutschen Sammler über dessen ratlose Nachkommenschaft zu einem niederländischen GT-Freund und schließlich zu Boy Meinköhn wandert. Leider besteht das Bike zu dem Zeitpunkt nur aus Rahmen, Motor, Tank und ein paar Einzelteilen. Boy übergibt die Krabbelkisten an Etienne »Eddie« Gerau im sächsischen Freiberg zum Bau eines Racers. Es vergeht noch bald ein Jahr im Hause Extremebikes, bis das unvollständige Sammelsurium zu dem goldenen Schmuckstück wird, das diese Seiten adelt.

Ölreservoir im Rahmenrohr

Egli begann 1967 mit einem Rahmen für die Vincent Shadow und nahm das Oberrohr als Ölreservoir für die Trockensumpfschmierung her. Beim GT-Rahmen ist das ähnlich, das 100-mm-Rohr beherbergt das Öl für die Getrenntschmierung. Wer sich mit den Rahmenkits der 1970er und 1980er von Harris, Martin oder Rickman beschäftigt, weiß, dass unfertige Bikes meist auch unvollständig sind und wichtige Teile der Motoraufhängung oder Anbauten nicht vorhanden sind. Dieses Schicksal teilt Eddie und muss den Grundrahmen mit Halterungen für den Motor und Fußrasten vervollständigen.

Extremebikes 3-in-3 Underseat

Das eigentliche Fahrwerk ist überhaupt nicht vorhanden, daher passt er die Gabel einer Honda CBR 900 an und fügt im Heck die Unterzug-Schwinge einer ZRX 1100 von Kawasaki ein. Die Bremsanlagen der Spender werden auch komplett übernommen. Der alte Fritz verbaute seinerzeit Schmiedefelgen aus Magnesium. Sollte jemand mit solchen Felgen für seinen Klassik-Umbau liebäugeln, bitte aufpassen und genau hinschauen. Die Legierung hasst nichts mehr als Luft, und bei Kratzern oder Schäden kommt schnell Materialermüdung durch Oxidation ins Spiel. Auch Eddie traut den alten Dingern nicht und greift lieber auf geschmiedetes Alu von PVM aus Mannheim zurück.

Die 3-in-3-Anlage endet unterm Höcker

Der Motor wird bei der Überholung zusätzlich mit einem Tuning versehen. Bearbeitete Kanäle, eine erhöhte Arbeitsverdichtung und eine feingewuchtete Kurbelwelle sollen die Leistung deutlich steigern. Bei der Vorstellung der GT 750 lag besonderes Augenmerk auf der meisterlich gestalteten Auspuffanlage. Suzuki baute eine 3-in-4-Anlage, bei der sich der mittlere Krümmer teilt und so deutlich bessere Resonanzen aufbauen konnte. Die förderten das Drehmoment und waren für eine gute Zylinderfüllung grundlegend. Boy lässt für den Egli-Büffel eine neue Anlage konstruieren, Eddie schwingt das Schweißgerät und legt das 3-in-3-System unter den Höcker.

Ob die Krümmer der Resonanz schaden, wird sich noch zeigen

Entgegen der klassischen Eglis wird die 750er nicht in Rot lackiert, sondern mit dem Lack einer GT 350 besprüht und mit einem Airbrush versehen. So wird der Ölbrenner zum Hingucker. Auch der CUSTOMBIKE-SHOW findet die Egli enormen Zuspruch und fährt schließlich mit dem Titel »Best Sportsbike« nach Hause.

Marschiert wie ein Büffel

Der Drilling blubbert blaue Wölkchen, braucht ein paar Gasstöße, um sauber zu laufen, und röhrt wie ein Hirsch in der Brunftzeit. Ganz ehrlich, so ein bisschen unangenehm ist so ein Zweitakter in seiner Startprozedur schon. Ist man aber losgefahren, gibts Leistung quasi ab Standgas und einen sauberen Motorlauf. Kilometer um Kilometer wird nun wie ein Büffel voran marschiert – das weiß jeder Motorradliebhaber, denn schließlich gab dieses Verhalten der GT 750 ihren Namen.

 Info | www.extremebikes.de

 

Jens Kratschmar