Die Schnapsglasklasse hat bis heute nichts von ihrem Reiz verloren. Bei vielen von uns bringt sie Jugenderinnerungen zurück, doch nicht so bei Joshua. Er ist gerade mal dreiundzwanzig Jahre und nennt eine Sammlung von fünfzehn Mopeds sein Eigen. So auch dieses Peugeot-Mofa, Typ 103, das er zusammen mit seinem Großvater zum Cafe Racer umgebaut hat.

Wer erinnert sich nicht an seine Mofazeiten, als geschraubt und »frisiert« wurde, dass es gerade so gekracht hat? Unvergessen das Kräftemessen mit den Kumpeln und nicht enden wollende Auseinandersetzungen um den schnellsten Zweitakter in der Umgebung. Es war der Kampf der deutschen Platzhirsche um Kreidler, Zündapp, Puch & Co. gegen die französischen Kisten von der anderen Seite des Rheins. Japanische Produkte hatten damals nichts zu melden.

Die Zweitakter sind nie wirklich verschwunden

Während die Erinnerungen einen unsterblichen Platz in unserem Gedächtnis gefunden haben und wir uns mittlerweile den »echten« Motorrädern widmen, hat sich für den Nachwuchs eigentlich wenig bis nichts geändert. Die Zweitakter sind nie wirklich verschwunden, außer aus unserem eigenen Blickfeld. Dabei wird in den Garagen und Hinterhöfen geschraubt und umgebaut wie eh und je.

Die Leistungssteigerung des Motors machte auch den Einsatz einer neuen Auspuffanlage nötig. Die stammt vom Spezialisten Doppler

Joshua ist seit seinem dreizehnten Lebensjahr in das Thema der Zweitakter hineingewachsen. Schuld ist Großvater Siegbert, ein Tüftler und Bastler, den der Enkel von Kindesbeinen an in die Garage begleitet, um ihm nicht nur auf die Finger zu sehen, sondern auch, um selbst Hand anzulegen. Die größte Motivation geben uns eben jene, die es vorleben und uns daran teilhaben lassen. Mit fünfzehn macht er den Mofaführerschein und kauft sich seine erste Peugeot, ein Neufahrzeug. Damit nimmt die Schrauberkarriere richtig Fahrt auf.

Peugeot-Mofa – Aus zwei mach eins

Bei einem Nachbarn finden er und sein Großvater zwei alte Peugeots, von denen keine in fahrbereitem Zustand ist. Zu zweit zerlegen sie die Franzosen und richten sie wieder her. Zu ihrer Überraschung laufen die alten Kisten tatsächlich besser als das neue Peugeot-Mofa. Mit dem Erwachen der Sammelleidenschaft taucht Joshua immer tiefer in das Thema der Zweitakter ein. Im Internet stößt er auf die amerikanische Firma »Tomahawk Tuning«, die sich auf französische Mofas und Mopeds spezialisiert hat.

Dem Einzylindermotor verpasste Joshua ein Tuning mit Teilen aus dem Rennsport. Dazu passend eine neue Variomatic und einen neuen Vergaser

Hier holt er sich die Inspiration für seinen eigenen Umbau, den er nach langen Überlegungen endlich in Angriff möchte, anstatt immer nur den Restaurator zu spielen. Dabei kristallisiert sich der klassische Cafe Racer immer mehr als Objekt der Begierde heraus. Allerdings reduziert auf das Wesentliche. »Ich wollte so wenig Technik wie möglich. Nur das Nötigste sollte am Moped seinen Platz finden.«

Peugeot-Mofa – Leichtes Tuning für den Einzylinder

Den Rahmen für die Basis hat er noch in seinem Fundus, den Rest besorgt er sich auf Teilemärkten, die er mit Großvater Siegbert besucht, und im Internet. Priorität bei diesem Umbau hat für Joshua ein stärkerer Motor, denn die Zweitakter können wesentlich mehr, als das, was der Gesetzgeber zulässt. Folglich bekommt der Einzylinder ein leichtes Tuning und einen anderen Auspuff.

Eigenbau-Typentafel statt Instrument. Da die Peugeot keine Straßenzulassung hat, braucht sie auch keinen Tacho

Mit diesem schlichten Umbau endet das Projekt, vorerst. Der Kalender zeigt zu diesem Zeitpunkt das Jahr 2012 an. Es wird rund fünf Jahre dauern, bis Joshua die zweite Stufe zündet und diesmal in die Vollen geht. Die Zeit, die er in einem Peugeot-Forum verbringt, gibt ihm zusätzliche Motivation.

Peugeot-Mofa mit Brembo-Bremssattel

Zu Beginn von Phase zwei entschließt er sich, mehr Augenmerk auf das Fahrwerk zu legen. Er möchte es der gestiegenen Leistung des Motors anpassen. Das Zusammentragen der notwendigen Informationen und Teile ist allerdings zeitintensiv, doch sein Netzwerk hilft ihm, sein Ziel zu erreichen. Er bekommt eine neue Gabel mit der passenden Aufnahme für eine Bremsscheibe, fertigt eine Adapterplatte und montiert einen Brembo-Bremssattel.

Das Original verzögert mit einer Trommelbremse. Für Joshua zu wenig, um die gestiegene Leistung zu kompensieren. Deshalb spendierte er seinem Peugeot-Cafe-Racer eine Scheibenbremse mit Brembo-Sattel

Im Heck findet eine leichtere Kastenschwinge von Molossi Platz und statt eines Solosattels entwirft er zusammen mit dem Großvater eine Höckersitzbank, die er von einem Sattler beziehen lässt. Doch trotz aller Veränderungen bleibt ihm eine Sache wichtig: »Ich wollte auf keinen Fall am Rahmen rumschneiden oder Teile anschweißen. Alles ist rückbaubar.« 

Acht Pferdestärken für das Peugeot-Mofa

Auch der Motor erhält noch einmal ein Upgrade. »Er sollte zwar keine Hubraumvergrößerung bekommen, aber deutlich mehr Leistung. Also habe ich mir die entsprechenden Teile zusammengestellt und aus Frankreich und den USA besorgt.« Es sind fast ausschließlich Teile aus dem Rennsport, die die Leistung des Motors auf rund acht PS anwachsen lassen.

Tüftler, Schrauber und Techniker: Großvater Siegbert Tritsch. Zusammen mit seinem Enkel verwirklicht er die Projekte, die den Fuhrpark stetig weiter anwachsen lassen, denn verkaufen kommt nicht in Frage

Auf die Höchstgeschwindigkeit angesprochen muss Joshua grinsen: »Dreistellig auf jeden Fall. Dank des geringen Gewichts wird sie über 100 km/h schnell sein.« Durch seine Erfahrung, die er mit den Jahren gesammelt hat, wird es zudem ein standfester Motor, der nach einigen Abstimmungsproblemen inzwischen einwandfrei läuft.

Nicht für den Straßenverkehr zugelassen

Dass seine Peugeot 103 niemals im Straßenverkehr bewegt werden darf, stört Joshua wenig. »Ab und zu bekommt mein Cafe Racer auf der Kartbahn Auslauf. Dann darf er zeigen, was er kann.« Vielleicht wird er eines Tages doch noch ein heißes Eisen auf die Straße bringen. Bis dahin aber wird weiter gesammelt und vor allem geschraubt.

 

Christian Heim