Geboren als nackter Racer, verwandelt in einen Starrrahmen-Chopper – Franks Buell XB12 hat alle Evolutionsstufen durchlaufen und zumindest optisch nichts von ihrer Aggressivität eingebüßt.

Buells waren immer schon die hyperaktiven Brüder der Harleys, geschaffen für maximale Schräglagen, Wheelys und Burnouts. Frank liebt diesen testosterongeschwängerten Wahnsinn, und doch, die zweite Hälfte seines Herzens schlägt für klassische Chopper.

Starrrahmen-Chopper mit Rennsportattributen

Sein erstes Motorrad war eine Intruder, relativ schnell folgte eine Custom-Harley, auch eine Buell hatte er zu diesem Zeitpunkt schon in der Garage. Im Internet stieß der Niederländer auf ein Bild von Schauspieler Brad Pitt, der auf einem flachen Racechopper saß – Entscheidung gefallen, Franks nächstes Bike musste Starrrahmen und Peanuttank mit Hightech- und Rennsportattributen verbinden.

Sämtliche Metallteile wurden mattverchromt und bekommen so ein gediegenes Finish als Gegenpart zum grellen Rahmenrot: So leuchtet nicht nur der Scheinwerfer im grauen Gehäuse …

Eine Buell XB12 schien die geeignete Waffe zu sein und wurde prompt angeschafft. Der Racer wurde zerlegt, alles Überflüssige verkauft. Es blieben nur der Motor, die Räder inklusive der ZTL-Bremsscheibe vorn und die Gabel übrig.

Buell XB12 – Feuer und Flamme für den Chopper

Schnell stellte Frank fest, dass ihm als Familienvater schlicht die Zeit fehlte, das gewünschte Projekt zeitnah aufzubauen. Als er bei einer Bikeshow die Jungs von L&L Choppers traf und die sofort Feuer und Flamme für sein Hardtail-Racer-Projekt waren, entschied er sich, den Aufbau von ihnen durchführen zu lassen.

… auch das überdimensionale Schauglas des Öltanks passt sich der matten Linie an

Kurze Zeit später erhielt L&L-Chef Sjaak die Spenderteile. In dem Moment, in dem er die stark ramponierten Reifen sah, wusste er sofort wes Geistes Kind Frank ist. »Als ich mit ein paar Freunden auf ihren japanischen Supersportlern durch die belgischen Ardennen gefahren bin, musste ich ständig auf sie warten.

Die Unterzüge des Rahmens sollten möglichst schmal werden

Die Buell hat so viel Drehmoment, dass die Reihenvierer einfach keine Chance haben dranzubleiben«, erklärte der Vau-Zwo-Fetischist das Tragbild seiner Pellen. Damit die Unterzüge des Rahmens möglichst schmal gehalten werden konnten, wurde der Ölfilter, der normalerweise in die Unterseite des Motorgehäuses integriert ist, nach vorn verlegt.

Trotz Starrrahmen verliert die Buell ihr Bestimmung als Racer nicht, die Linie läuft auf Angriff. Der Mikuni-Trichter …

Weil der Öltank gewöhnlich in der Schwinge beheimatet ist, musste für den Starrrahmen eine neue Lösung her. Der Schmierstoff lagert künftig in einem zylindrischen Reservoir, das mit dem wahrscheinlich großzügigsten Schauglas in der Geschichte der Trockensumpfschmierung aufwartet.

Buell XB12 – Gewaltiger Ansaugtrichter

Das und die notwendigen Halterungen dafür fertigte L&L-Youngster Paul in Handarbeit. Ebenso den hochliegenden Auspuff in bösem Mattschwarz und mit Hitzeschutzband in Anthrazit. Durch einen gewaltigen Ansaugtrichter gelangt Frischluft in Richtung des Mikuni-Vergasers.

… und die getapte Auspuffanlage machen den sportlich-aggressiven Look des Racechoppers rund

Frank ist beeindruckt davon, wie gut die Buell den Wegfall ihrer elektronischen Einspritzung verkraftet hat. Der Leerlauf sei nun viel ruhiger als vorher, sagt er. Passend zum Racingstyle wurde auch das Schaltschema invertiert.

Buell XB12 – Invertiertes Schaltschema

Der erste Gang befindet sich jetzt über der Neutralstellung und alle weiteren Gänge werden nach unten eingelegt. Das kommt dem sportlichen Piloten zugute, denn ein Chopper ist nunmal nicht mit der Schräglagenfreiheit eines Superbikes gesegnet, und schon während des Aufrichtens am Kurvenausgang hochzuschalten wäre sonst unmöglich.  

Der Umbau hat der Buell ihre ganz große Giftigkeit genommen. Es wäre wohl auch selbstmörderisch, den kraftvollen V2 ohne Rücksicht auf Verluste voranzuprügeln. Trotzdem würde der Racer bei einer Chopperausfahrt ohne Probleme das Tempo vorgeben

Passend zur kompakten Erscheinung wurde die Buell letztlich Mattschwarz und Rot lackiert. Weil Glitzerkram nichts in der Boxengasse verloren hat, griffen die Jungs auf den Industrial-Look zurück und ließen sämtliche Metallteile mattverchromen und die Aluteile eloxieren.

Ihren biestigen Charakter zeigt sie mehr denn je

Zur Jungfernfahrt beginnt es zu tröpfeln. Frank bricht kurzerhand mit seinem Vorsatz, den Chopper nie im Regen zu fahren, die Versuchung ist zu groß. Wie erwartet fährt die Kiste trotz all ihrer Kraft und der modernen USD-Gabel ziemlich spartanisch und nicht mehr wirklich wie ein Sportbike. Doch ihren biestigen Charakter zeigt sie mehr denn je. Das Grinsen unter Franks Helm beweist, dass die Metalmorphose gelungen ist. 

 

 

Floris Velthuis