Thomas Knoblauchs ungewöhnliche, zum Racer im Bobber-Look umgebaute BSA B33 überzeugt auf Anhieb. An dem britischen Eisen hat er verdammt viel geändert.

Unverhofft kommt oft? Nicht immer, aber in den meisten Fällen völlig ungeplant. Bei Thomas und der BSA war es sogar so, dass das Motorrad ihn gefunden hat und nicht umgekehrt. Ein Nachbar handelt mit Motorrädern und hin und wieder nimmt er den Saalfelder als technischen Berater in Anspruch, wenn es um die Beurteilung des Zustandes geht.

BSA B33 – Sprintracer für die Achtelmeile

So auch bei der BSA, die einst von einem Piloten der US-Army aus Panama nach Deutschland gebracht wurde und nun in einem denkbar schlechten Zustand, noch dazu in Teilen zerlegt, ein trauriges Dasein führte. Für einen Händler somit nicht mehr verkäuflich. Für Thomas kein Grund, die BSA nicht zu kaufen. Schon lange schwebt ihm ein Sprint-Racer für die Achtelmeile vor, da kommt das Stück Motorradgeschichte gerade recht, um wiederbelebt und einer neuen Bestimmung zugeführt zu werden.

Der Motor ist komplett überarbeitet und verfügt nun über einen neuen Kupplungskorb samt Scheiben und Druckplatte einer Ducati

Da sowieso ein Neuaufbau geplant ist, macht sich Thomas als Erstes über Rahmen und Fahrwerk her. Für einen, der Metallbearbeitung in jeglicher Form als seine Leidenschaft angibt und dessen Maschinenpark jeder Fachwerkstatt zur Ehre gereichen würde, eine leichte Übung. Er baut sich eine Rahmenlehre und fertigt aus Chrom-Molybdän-Rohr einen komplett neuen Heckrahmen, der den Radstand um gut sechs Zentimeter verlängert. Nicht unwichtig, wenn man eine Maschine für Sprintrennen im Sinn hat und die Kraft optimal auf den Asphalt bringen will.

Vorn verzögert die Duplex-Bremse einer 70er-Jahre Honda

Fürs Frontend langt Thomas ins Kawasaki-Regal und kürzt die Standrohre einer Z 650 um elf Zentimeter. Auch bei den Rädern kommen Fremdteile zum Einsatz. Für das Hinterrad muss eine WLA-Felge herhalten für die Thomas eine passende Bremstrommel aus Stahl dreht. Vorn übernimmt die Verzögerung die Duplex-Bremse einer Honda aus den 1970er Jahren, die mit selbst gefertigten Speichen in einer Alufelge zentriert wird.

Die BSA hat einen weiten Weg hinter sich. Ein Pilot der US-Army schaffte sie von Panama nach Deutschland. In Teilen zerlegt wartete die Britin bei einem Händler auf ihre Wiedererweckung

Der Lenker ist ebenfalls ein Eigenbau, bei dem Züge und Kabel innenverlegt werden. Sitz und Heckfender komplettieren das Chassis. Die Vorlage für Trittbretter mit dem BSA-Logo lässt Thomas mittels 3D-Druck anfertigen, bevor sie in Aluminium gegossen werden. Eine technische Besonderheit ist der Umbau von Fußschaltung und Fußbremse, denn im Original wird rechts geschaltet und links gebremst. Für Thomas ein Zustand, der in jedem Fall geändert werden muss und so dreht er beides um, damit er sich für die Rennen nicht umgewöhnen muss.

BSA B33 mit Pleuellager einer 600er KTM

Anschließend ist der Einzylindermotor dran, der nun tiefgreifende Veränderungen erfährt, auch um mehr Leistung herauszukitzeln. Thomas erweitert die Kanäle im Zylinderkopf, setzt Ventile einer Yamaha SR 500 ein, die gekürzt werden und ab sofort in Ventilführungen aus einem speziellen Messing laufen. Im Kurbelwellengehäuse kommt eine Eigenbaukurbelwelle zum Einsatz, die Pleuel dagegen bleiben original. Nur die Pleuellager stammen von einer 600er KTM.

Während der monatelangen Bauphase wird auch die Hinterradbremse einer Überarbeitung unterzogen. Die WLA-Felge trägt eine Eigenbaunabe aus Aluminium, samt selbstkonstruierter Trommelbremse

Ein größeres Problem bereitet dagegen die Kupplung. BSA verbaute Korkscheiben, die für Sprintrennen völlig ungeeignet sind. Doch auch hier greift Thomas zu einer eigenen Lösung, baut einen neuen Kupplungskorb aus Aluminium und setzt Scheiben und Druckplatte einer Ducati ein. Als ob das nicht genug wäre, ändert er auch gleich noch den Primärtrieb von Kette auf Zahnriemen und konstruiert einen neuen Öltank.

Die BSA B33 ist zu langsam für den Sprint

Insgesamt schraubt Thomas mehrere Monate an seinem BSA-Sprintracer, bevor er das erste Mal an den Start geht. Dort folgt die Ernüchterung. Die BSA ist trotz ihrer geringen Masse zu langsam. Eine neue Nockenwelle von Newman aus England soll zusammen mit Rennkolben und einer angehobenen Verdichtung in Zukunft für mehr Leistung und bessere Ergebnisse sorgen. »Dabei fahre ich einfach nur aus Spaß«, betont Thomas.

Die Trittbretter sind ein Computerentwurf, der am 3D-Drucker umgesetzt und anschließend in Aluminium gegossen wurde

Doch der Ehrgeiz, den er an den Tag legt, spricht eine andere Sprache. Wir werden bestimmt noch von einer schnellen BSA bei den kommenden Sprintrennen hören, denn bis zum Saisonstart ist noch genug Zeit zum Schrauben.

 

Christian Heim