Das Werk von »Custom Works Zon« vereint japanisches Handwerk mit deutscher Ingenieurskunst. Die »Departed« zeigte eindrucksvoll, was mit dem Big-Boxer der BMW R 18 möglich ist …

Na ja, das Weglassen jeglicher Beleuchtung und die Bestückung mit Dell’Orto-Vergasern macht den Aufbau eines Custombikes natürlich einfacher, als wenn wie im Serienmodell vom Nummernschildhalter bis zur Einspritzanlage mit allem dranhängenden Geschlonz gesetzeskonform gebaut werden muss. Aber bei der Departed ging es ja auch lediglich darum, den 1800er Boxer möglichst imposant in Szene zu setzen. Und das ist sehr meisterlich gelungen …

Renommierten Handwerker aus der Präfektur Shiga

Es ist einfach eine unglaubliche Arbeit, die Yuichi Yoshizawa und Yoshikazu Ueda von »Custom Works Zon« da vollbracht haben. Sie, die renommierten Handwerker aus der Präfektur Shiga, zögerten nicht lange, als BMW an sie herantrat, ein Motorrad um den Big Boxer zu schmieden – auch wenn die Zeit denkbar knapp war. »Aber Ehre und Herausforderung, solch ein Projekt zu realisieren, waren einfach zu groß«, erklärt Yoshizawa.

Tank und Sitzbank-Heck-Kombination sind komplett von Hand aus Blechen gedengelt. Das Sitzbankleder ist ebenfalls handvernäht

Um den Motor standesgemäß in Szene zu setzen, entschieden sie sich, ihn als tragendes Element zu verwenden. Der Monster-Boxer beeindruckt auch in der Serien-R 18, hier bezieht er sein brutal dickes Erscheinungsbild aber primär aus dem unglaublich schlanken Custombike, in das er verbaut wurde. Die Stahlrohr-Hinterradschwinge wurde mit versteckter Monofederung am eigens gefertigten Gitterrohrrahmen befestigt.

BMW R 18 »Departed« – Rahmen, Schwinge und Räder sind Eigenbau

Der großvolumige Boxer hängt in dieser aufwendig gefertigten Rahmenkonstruktion, der Tank ist in den Rahmen eingepasst. Doch damit ist es nicht getan. Neben der kompletten Fertigung von Rahmen und Schwinge, entstand auch die aus dem Vollen gefräste Trapezgabel in Eigenregie, ebenso wie die schmalen Räder, mit moderaten 21 Zoll vorn und übergroßen 26 Zoll hinten, bestückt mit schmalen Reifen.

Um den fetten Zweizylinder auch zum optischen Herzstück ihres Umbaus zu machen, entschieden sich die Zon-Jungs, ihn als tragendes Element in einem Eigenbau-Gitterrohrrahmen zu präsentieren

Dazu gesellt sich aufwendiges Handwerk in allen Bereichen. Die Frontverkleidung des Bikes ist ebenso wie die schmale Heck-Sitzbank-Kombination aus Blechen handgedengelt. Der Lederbezug wurde handvernäht, ein Blick unter die Sitzbank verrät, wie ernst die japanischen Handwerker auch diese Arbeit nahmen.

Detailversessenheit ist Teil der japanischen Handwerkstradition

Dazu wird auch bei kleinsten Details wie den BMW-Emblemen Wert auf Handwerk und Einzigartigkeit gelegt – so, wie es tatsächlich vor allem japanische Customizer immer wieder zelebrieren. Denn trotz des großen Hinterrades erinnert die Silhouette der »Departed« verdächtig an die Rekordmaschine, mit der einst Ernst Henne über die Rennstrecken jagte. Wir verbeugen uns.

Info | cw-zon.com

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.