Früher als wir Deutschen haben die Franzosen alte Boxer zu frischen Custombikes umgebastelt – so wie der deutsche Auswanderer Frank und seine BMW R 100/7.

Seit mehr als zehn Jahren stehen alte BMW-Zweiventilboxer schon im Fokus der Schrauberszene. Alte Harley-Recken, bärtige Hipster und pickelige Nachwuchspiloten erliegen gleichermaßen dem Charme der bayerischen Arbeitstiere. Angefangen hat dieser Hype jedoch weder in Bayern noch im Rest der Republik, denn französische und spanische Motorradschrauber haben als erste im großen Stil die Qualitäten von R 60, R 80 oder R 100 als Urban Cruiser oder Brat-Style-Kaffeerenner erkannt.

Eine abgerittene ’79er BMW R 100/7 als Basis

Als luftgekühlte BMWs bei uns noch vorwiegend als zuverlässige Alltagsbikes oder gepflegte Originale bewegt wurden, setzen die Südeuropäer bereits die Säge an und verhalfen den treudeutschen Tourern zu einem knackigen Outfit. Da lag es quasi auf der Hand, dass ein deutscher Motorradverrückter, der bereits vor vielen Jahren nach Südfrankreich ausgewandert ist, sich ebenfalls dem Thema BMW widmen musste. Frank aus der Gegend um Toulouse nahm sich eine abgerittene R 100/7 von 1979 und kümmerte sich zunächst um das Fahrwerk.

Eine BMW /7 mit Zentralfederbein und filigranen Gussrädern? Da kann nur ein fleißiger Schrauber am Werk gewesen sein

Er konstruierte eine eigene Schwinge, die es ermöglichte, ein Monofederbein einer Aprilia RSV Mille zu verwenden. Dazu stopfte er eine gekürzte Sportster-Gabel in den gecleanten BMW-Rahmen und modifizierte die Serienfelgen, indem er die Querverstrebungen entfernte. »Nur für Showzwecke«, beruhigt Frank, der zwar schon hart mit den filigranen Rädern umgegangen ist, aber nicht wirklich an die unbedingte Haltbarkeit glaubt. Dazu verbaute er Brembo-d‘Oro-Bremsen, montierte eine Dragbar und eine selbstgefertigte Sitzbank mit Batteriefach im Höcker. 

BMW R 100 – Le Boxeur et le Roadster

Der drehmomentstarke 1000-ccm-Motor erhielt überholte und bearbeitete Zylinderköpfe, neue Kolben, dazu offene Ansaugtrichter und eine Eigenbau-Auspuffanlage mit ebenfalls selbstgebauten Auspuffmuttern aus Aluminium. Dem BMW-Tank wurde ein neuer, zehn Zentimeter tieferer Tunnel und ein Tankdeckel aus einer Radkappenzentralmutter von einem alten Caravan verpasst. »In den Tank passen noch immer mehr als 14 Liter«, zeigt der Auswanderer zufrieden auf die flache Linie seiner Kreation. 

Für eine 1000er wirkt die französische BMW ausgesprochen luftig. Mit unter 200 Kilo Leergewicht fährt sie sich so agil wie sie aussieht

Gemeinsam mit Fußrasten einer Ducati, dem Scheinwerfer einer Honda CB 750, einem kleinen MMB-Tacho und handgefertigten Brems- bzw. Kupplungsgriffen hat Frank seine BMW in einen ansehnlichen Roadster verwandelt, ohne die sprichwörtliche Alltagstauglichkeit zu verwässern. »Aus dem hässlichen Krad ist ein agiles Landstraßenbike geworden. Deswegen habe ich es auch Born Ugly getauft«, zieht Frank an seiner Selbstgedrehten.

Fast alle Umbaumaßnahmen zog Frank in Eigenregie durch

Fremde Hilfe hat der Universalschrauber bei seinen Umbauten kaum in Anspruch genommen, selbst die Lackierung in Schwarz und Hammerschlagbraun hat er in seiner eigenen, kleinen Lackierkammer ausgeführt. »Lediglich das Logo auf dem Tank habe ich nach eigenen Entwürfen von einer Wasserstrahlfirma anfertigen lassen. C‘est tout.«

 

Dirk Mangartz