Bei Kraftrad Nöda kümmert man sich nicht nur um die täglichen Sorgen der Motorradbesitzer. Auf Kundenwunsch oder auch einfach, weil man Lust darauf hat, verlassen auch immer wieder schmucke Umbauten die Werkstatt. Mit seiner BMW K 100 RS greift Inhaber Martin Tzscheuschner auf eine Modellreihe zurück, die seit einiger Zeit sehr angesagt ist.

Dass BMWs K-Modelle eines Tages die Begehrlichkeiten der Customwelt wecken würden, damit hatten die Entwickler in München Anfang der 80er Jahre wohl kaum gerechnet.

BMW K 100 RS – Pragmatischer Ziegelstein

Als die Motorräder mit dem liegenden und längs eingebauten Reihenvierzylindermotor den Boxer ablösen sollten, waren sie derart pragmatisch und zweckorientiert entworfen worden, dass sie schon kurz nach ihrem Erscheinen den Spitznamen »Ziegelstein« bekamen. Doch das war in einer anderen Zeit. Inzwischen werden die Ks zunehmend von den Kreativen der Szene als Umbaubasis genutzt und das Potenzial deutscher Ingenieurskunst freigelegt.

Die Verkleidung mit integriertem Ellipsoidscheinwerfer ist, wie so vieles andere am Motorrad auch, asymmetrisch gehalten

Martin wollte schon immer eine K 100 umbauen und findet seine RS mit Vierventilmotor im Internet. Das Teil hat bescheidene 30000 Kilometer auf dem Tacho, ist aus erster Hand und in einem gepflegten Zustand. Für freundliche 3.000 Euro wechselt der Münchner Ziegelstein den Besitzer.

BMW K 100 RS »Memphis Belle«

Als Umbauthema hat sich Martin die »Memphis Belle« als Vorbild genommen, jenen B27-Bomber von Boeing, der im Zweiten Weltkrieg als »Flying Fortress« zur fliegenden Legende wurde. Doch wie setzt man so ein Thema um? »Auf jeden Fall als Cafe Racer, denn so viele Möglichkeiten hat man mit der K 100 nicht«, klärt Martin auf.

Der Tank ist tatsächlich Serie, denn einen anderen zu montieren, ist aufgrund der Kraftstoffpumpe ein aufwendiges Unterfangen. Das Gehäuse für das Motogadget-Instrument war ursprünglich ebenfalls eine Lichtmaschinenabdeckung

»Das größte Problem ist der Gitterrohrrahmen, der nach hinten nicht nur abfällt, sondern auch in die Breite geht. Es ist schwierig eine saubere Linie zu erreichen.« Und das zieht sich vom zerklüfteten Tank bis nach hinten durch. Kurzerhand wird der Heckrahmen gekürzt und das Heckteil neu gestaltet.

Das Bürzel entstand aus einer Lichtmaschinenabdeckung

Aus der Lichtmaschinenabdeckung einer BMW R 65 konstruiert Martin das für Cafe Racer typische Bürzel. Dem Umbauthema entsprechend wird es passend zum Rest des Motorrads aus Stahl und Aluminium gestaltet und dient ganz nebenbei noch als Batteriefach. 

Das vordere Schutzblech ist eine Einzelanfertigung und extrem knapp gehalten

Auch beim Tank zermartert Martin sich das Hirn. Die Verwendung eines anderen Spritgefäßes gestaltet sich schwierig, denn die Kraftstoffpumpe will irgendwo untergebracht werden. Folglich belässt er es beim Serienteil, fertig aber Seitenteile an, um die optische Linie harmonischer zu gestalten. 

BMW K 100 RS – Stange statt Stummel

Statt der typischen Stummel verbaut er eine gekröpfte Lenkstange. Als Lampenmaske dient eine Verkleidung aus dem Fundus, die modifiziert und angepasst wird. »Ich habe sie asymmetrisch gestaltet, da das ganz gut zum Motorrad passt.«

Sämtliche Symbole und Warnhinweise stammen aus der Luftfahrt und sind absolut authentisch

Oder um den deutsch-amerikanischen Architekten Mies van der Rohe zu zitieren: »Symmetrie ist die Ästhetik der Dummen.« Martin jedefalls zieht es durch und schafft es, in Verbindung mit zahlreichen Detaillösungen, einen in der Summe harmonischen Umbau zu realisieren, der dem ehemaligen Ziegelstein eine völlig neue Ästhetik gibt. 

Das Flugzeugthema wird durch die Lackierung unterstrichen

Die Lackierung unterstreicht das Flugzeugthema und besteht überwiegend aus glänzendem oder mattem Klarlack, der auf gebürsteten Stahl und Aluminium aufgetragen wurde. Aus dem einst belächelten Ziegelstein ist ein ungewöhnlicher Cafe Racer geworden, der den Namen »Flying Brick« zu Recht trägt.

Info |  kraftradnoeda.com

 

Christian Heim