Darf man eine originale AWO Sport 425 noch umbauen oder ist das schon ein Sakrileg? Fragt nicht lange, macht es einfach!
Ihr glaubt doch nicht wirklich an das Märchen vom Scheunenfund? Manchmal aber ist es wirklich so geschehen, wir wollten es selbst kaum für wahr nehmen. Die Basis dieses Bobbers war der Scheunenfund einer echten Sport-AWO von 1961, in eBay annonciert, erworben von Jonas im Jahr 2017.
Eine echte Sport AWO
Zum Beweis legte er uns ein Foto des Scheunenfundes vor. Ja, das war eine echte Sport-AWO, sogar noch mit den originalen Polstersätteln, so dick, wie der Hintern mancher Metzgereifachverkäuferin. Wenn man diese Sättel abnehmen würde, so die Überlegung, wäre die Sitzposition doch auch für eine Sport-AWO niedrig genug, um einen glaubwürdigen Bobber daraus zu bauen.

Tatsächlich ist die Basis einer Touren-AWO unter Customizern und Chopperbauern beliebter. Die AWO 425 T war die vorhergehende Baureihe, und die hatte noch einen Rahmen mit Geradwegfederung. Der hatte eine echt niedrige Sitzposition. Ihr Motor lieferte 12 PS, was passablen Dampf von unten fabrizierte. Aber die AWO 425 S war mit ihren 15,5 PS eben ein wenig sportlicher, und ihr Schwingenfahrwerk war definitiv stabiler als ein um die Ecke stempelndes Fahrwerk mit Geradwegfederung.
Die KLEINE BAUSTELLE
Jonas also knöpfte sich den echten Scheunenfund vor, und das nicht, um ihn zu restaurieren. Originalheimer dürfen fragen, ob man das darf. Auch wir sind der Meinung, dass man im Zweifel doch lieber eine schon verbaute Basis nehmen sollte. Aber am Kölner Dom wurde auch fünf Jahrhunderte rumgefrickelt, bis er schließlich in einem eher fragwürdigen Stil fertig wurde, der kaum mehr »original« zu nennen ist. Jonas’ Baustelle war kleiner. Er machte ernst.

Die Rezeptur war klassisch. Das Kraftstoffbehältnis einer Simson SR 2 bot sich als wunderbar geformter Peanut-Tank an. Vorn schnell eine Halterung gebaut, und schon passt er, freute sich Jonas. Nur den Blechkanisterverschluss des Tanks würde der Prüfingenieur nicht so gut finden. Elegant dagegen die Führung der Benzinstandsanzeige.

Der Sichtschlauch schmiegt sich elegant um die Rundung
Die meisten Schrauber sparen an dieser Stelle und legen den Schlauch nur über ein Teilstück der Tanktiefe. Jonas ist Ästhet. Er freute sich über die angenehme Rundung des SR 2-Tanks und führte den Sichtschlauch komplett um sie herum. Da sieht es zum ersten Mal nicht so aus, als hätte der Schlauch nicht gereicht.
DER VERGASER WAR »OLL«
Ein vornehmes Teil aus dem Westen ist der Dell’Orto-Vergaser. Original steckt an der AWO ein Gemischregulierer aus der Berliner Vergaser-Fabrik. Der war »oll«, wie man es rund um Berlin sagt. Es war undicht und die Gewinde ausgerissen. Jonas bewegt sich in einer Szene, in der man schon weiß, wie man einen Dell’Orto bedüst. Da musste er nicht lange probieren. Die Kiste läuft.

Sie läuft auch, weil sie nun auf eine kontaktlose Zündung von Vape umgerüstet ist. Der Hersteller dieser Zündsysteme kommt ursprünglich aus dem Osten Deutschlands, ist inzwischen nach Tschechien gezogen und dort weiterhin erreichbar. Vapes gelten als Geheimtipp unter den Umrüstern. Sie lassen sich antreten, zünden sogar ohne Batterie, und weil Jonas einen Kondensator dazugeschaltet hat, geht das Licht im Leerlauf an der Ampel auch nicht aus.
Der AWO Sport ging DIE FARBEAUS
Etwas anderes ging aus. Es war die Farbe. Jonas hatte einen Lackierer aufgesucht, der ihm ein sehr schönes Metallic-Grün präsentierte. Davon hatte er noch einen Restposten. Die beiden wurden sich schnell einig. Aber dann meldete der Lackierer sich, um die traurige Nachricht durchzugeben, dass der Restposten doch nicht reicht.

Deshalb wurde der Frontfender schwarz. Eine schöne Anekdote. Den Schraubern aus dem Osten liegt das Improvisieren noch immer im Blut. Ständig bricht es aus ihnen heraus, selbst wenn es gar nicht mehr nötig ist. Und so improvisierte Jonas auch den Seitenständer, der nämlich war mal ein Ringschlüssel, und auch der ist nun schwarz.






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