Zum Hingucker taugen nur die dicken Dinger? Von wegen: Auch eine eine AWO 425 T mit ihren gerade mal 260 Kubik kann überzeugen
Sie hat gerade einmal 260 ccm und stammt aus dem längst verblichenen »VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann«, besser bekannt als Simson in Suhl. Und trotzdem ist sie ein echter Hingucker. Denn am Endel spielt meist nicht die Basis die entscheidende Rolle, sondern der Umbau.
Große Ehre für die AWO 425
Der kleine osttdeutsche Einzylinder hier ist so gut gelungen, dass er beim 2011er Custombike-Wettbewerb gar den dritten Platz belegte. Die AWO 425 von Frank und Thomas Keppler aus dem Sachsenland konnte locker mit den Großen mithalten.

Thomas erzählt, wie es überhaupt zum Bau der Maschine gekommen ist: „Da wir in unserem Freundeskreis alle auf irgendwelchen Flatheads oder alten BMWs unterwegs sind und mein Bruder seit längerem kein Motorrad mehr hatte, war klar das wir für ihn im Winter ein Gefährt bauen mussten.“ Das Geld war knapp und ein fahrfertiges Bike war nicht zur Hand.
Aus ein paar Kisten mit Teilen
Also griffen die Kepplers zu, als ihnen ein paar Kisten mit verrosteten AWO-Teilen angeboten wurden. Neben den antriebstechnischen Aufgaben wie der Überholung von Motor, Getriebe und Kardan verbauten die beiden eine MZ-Gabel mit Vollnabenbremse und Stummellenker samt selbstgedrehter Alu-Hülsen. Um der AWO ein sportliches Aussehen zu geben, passte Thomas den Benzintank einer antiken Wanderer an und baute einen flachen, mit braunem Leder bezogenen Solosattel.

»Bei den Überlegungen zur allgemeinen Farbgebung kam wieder ein Zufall ins Spiel. Ein Freund von uns, dem seine Converse Chucks nicht so recht passen wollten, veräußerte diese während einer durchzechten Nacht an Kumpel Frank. So lieferten die Turnschuhe die perfekte Farbvorlage für unser Motorrad«, lacht der Sachse. Wenig später rollte die AWO bereits auf den Straßen rund um die heimische Garage.
Locker um die Kurven
Dazu Thomas mit leuchtenden Augen: »Das Fahrverhalten der Awo erinnert überhaupt nicht an ein so altes Motorrad. Sie lässt sich locker um die Kurven prügeln, der frisierte Motor hat mit dem Leichtgewicht keinerlei Probleme. Und die größere Bremse vorn sorgt dafür, dass man vor der Kurve länger schnell fahren kann.«
Jedenfalls haben die Schrauber vom Land bewiesen, dass man selbst mit einer kleinen 250er gegen eine Armada von Showbikes bestehen kann, wenn sie denn nur gut gemacht ist.

Ich habe so eine schöne Simson noch nicht gesehen, eine ähnliche, an der Ostsee. Aber die hatte viel Patina und sah trotzdem gut aus. Ich würde so ein Fahrzeug gern kaufen.
PANELKA